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[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 1. Breslau, 1776.

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Cadi, daß er den Todten waschen und die nö-
thigen Cerimonien veranstalten könne. Die
Männer werden von Männern, und die Wei-
ber
wiederum von Weibern gewaschen. Der
Mordichour entkleidet den Verstorbenen und
die Kleider kommen ihm den Rechten nach zu.
Man pflegt mit der Abwaschung eines Verstor-
benen sehr schnell zu verfahren. Denn man
wagt es nicht ihn, so lange er ungewaschen da
liegt, anzurühren, weil es für unrein gehalten
wird. Man läßt gemeiniglich den Erblaßten
in einem, zu dieser Absicht bestimmten, Wasch-
hause, oder, wenn es vornehme Leute sind, in
ihren eigenen Häusern, abwaschen. Die Ab-
waschungen geschehen nach der persischen Litur-
gie auf folgende drey Arten: zuerst wäscht
man den Körper mit gewöhnlichen reinem Was-
ser ab, worinn ein Strauß von Zürgelbaum-
blättern liegt; zweytens bedient man sich ei-
ner gewissen Art Kampferwasser, und endlich
drittens nimmt man solches Wasser, wie es
der Brunnen darbietet. Es ist der Gebrauch
einmal unter ihnen introducirt, daß ein jeder
Körper dreymal abgewaschen und abgetrocknet
wird. Bey der letzten Abwaschung werden al-
le Oefnungen mit Baumwolle verstopft.

Sobald diese Handlung geschehen ist, wird
die Beerdigung veranstaltet. Den Körper wi-
ckelt man in ein weiß reines Tuch, so daß man
nichts von dem Verstorbenen sehen kann. Ei-
nige andächtige Leute pflegen über dasselbe eini-

ge

Cadi, daß er den Todten waſchen und die noͤ-
thigen Cerimonien veranſtalten koͤnne. Die
Maͤnner werden von Maͤnnern, und die Wei-
ber
wiederum von Weibern gewaſchen. Der
Mordichour entkleidet den Verſtorbenen und
die Kleider kommen ihm den Rechten nach zu.
Man pflegt mit der Abwaſchung eines Verſtor-
benen ſehr ſchnell zu verfahren. Denn man
wagt es nicht ihn, ſo lange er ungewaſchen da
liegt, anzuruͤhren, weil es fuͤr unrein gehalten
wird. Man laͤßt gemeiniglich den Erblaßten
in einem, zu dieſer Abſicht beſtimmten, Waſch-
hauſe, oder, wenn es vornehme Leute ſind, in
ihren eigenen Haͤuſern, abwaſchen. Die Ab-
waſchungen geſchehen nach der perſiſchen Litur-
gie auf folgende drey Arten: zuerſt waͤſcht
man den Koͤrper mit gewoͤhnlichen reinem Waſ-
ſer ab, worinn ein Strauß von Zuͤrgelbaum-
blaͤttern liegt; zweytens bedient man ſich ei-
ner gewiſſen Art Kampferwaſſer, und endlich
drittens nimmt man ſolches Waſſer, wie es
der Brunnen darbietet. Es iſt der Gebrauch
einmal unter ihnen introducirt, daß ein jeder
Koͤrper dreymal abgewaſchen und abgetrocknet
wird. Bey der letzten Abwaſchung werden al-
le Oefnungen mit Baumwolle verſtopft.

Sobald dieſe Handlung geſchehen iſt, wird
die Beerdigung veranſtaltet. Den Koͤrper wi-
ckelt man in ein weiß reines Tuch, ſo daß man
nichts von dem Verſtorbenen ſehen kann. Ei-
nige andaͤchtige Leute pflegen uͤber daſſelbe eini-

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[66/0086] Cadi, daß er den Todten waſchen und die noͤ- thigen Cerimonien veranſtalten koͤnne. Die Maͤnner werden von Maͤnnern, und die Wei- ber wiederum von Weibern gewaſchen. Der Mordichour entkleidet den Verſtorbenen und die Kleider kommen ihm den Rechten nach zu. Man pflegt mit der Abwaſchung eines Verſtor- benen ſehr ſchnell zu verfahren. Denn man wagt es nicht ihn, ſo lange er ungewaſchen da liegt, anzuruͤhren, weil es fuͤr unrein gehalten wird. Man laͤßt gemeiniglich den Erblaßten in einem, zu dieſer Abſicht beſtimmten, Waſch- hauſe, oder, wenn es vornehme Leute ſind, in ihren eigenen Haͤuſern, abwaſchen. Die Ab- waſchungen geſchehen nach der perſiſchen Litur- gie auf folgende drey Arten: zuerſt waͤſcht man den Koͤrper mit gewoͤhnlichen reinem Waſ- ſer ab, worinn ein Strauß von Zuͤrgelbaum- blaͤttern liegt; zweytens bedient man ſich ei- ner gewiſſen Art Kampferwaſſer, und endlich drittens nimmt man ſolches Waſſer, wie es der Brunnen darbietet. Es iſt der Gebrauch einmal unter ihnen introducirt, daß ein jeder Koͤrper dreymal abgewaſchen und abgetrocknet wird. Bey der letzten Abwaſchung werden al- le Oefnungen mit Baumwolle verſtopft. Sobald dieſe Handlung geſchehen iſt, wird die Beerdigung veranſtaltet. Den Koͤrper wi- ckelt man in ein weiß reines Tuch, ſo daß man nichts von dem Verſtorbenen ſehen kann. Ei- nige andaͤchtige Leute pflegen uͤber daſſelbe eini- ge

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Zitationshilfe: [Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 1. Breslau, 1776, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik01_1776/86>, abgerufen am 24.11.2024.