Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 1. Breslau, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

Das schwarze Haar, sowohl auf dem Ko-
pfe als am Barte und Augenbraunen können
die Perser vorzüglich leiden. Die dicken und
starken Augenbraunen, überhaupt wenn sie von
beiden Seiten zusammenhangen, sind bey ihnen
hauptsächlich schöne Zierrathen. Das arabi-
sche Frauenzimmer ist hiermit mehr als das
persische versehen. Wenn indessen eine Persia-
nerinn von der Natur keine schwarze Haare er-
halten hat; so nimmt sie ihre Zuflucht zur Far-
be, und weiß sie so gut zu färben, daß man die
Haare für natürlich schwarz halten muß, wenn
man es nicht vorher gewußt hat. Sie haben
auch die Gewohnheit, um ihre Schönheit voll-
kommner zu machen, sich unten an der Stirne
einen schwarzen Fleck, der ohngefähr so groß
wie der Nagel am kleinen Finger ist, zu ma-
chen, und noch einen zweyten in der Kinngru-
be, welcher violet ist, aber nie vergeht, weil er
mit der Spitze einer Lancette gemacht ist. Sie
schmieren sich auch Hände und Füße mit einer
orangefarbigten Salbe, welche sie Hanna heis-
sen, und welche von gewissen Blättern gemacht
wird. Man glaubt, daß diese Salbe vor der
austrocknenden Hitze bewahre. -- Die kleine
Taille des Frauenzimmers ist bey den Persern
mehr als die große gelitten.

Der übrige Putz der Persianerinnen ist sehr
verschieden. Sie setzen Aig[r]etten von Steinen
auf den Kopf, oder an deren Statt Bouquette
von Blumen, und lassen auch wohl eine Reihe

von
C 4

Das ſchwarze Haar, ſowohl auf dem Ko-
pfe als am Barte und Augenbraunen koͤnnen
die Perſer vorzuͤglich leiden. Die dicken und
ſtarken Augenbraunen, uͤberhaupt wenn ſie von
beiden Seiten zuſammenhangen, ſind bey ihnen
hauptſaͤchlich ſchoͤne Zierrathen. Das arabi-
ſche Frauenzimmer iſt hiermit mehr als das
perſiſche verſehen. Wenn indeſſen eine Perſia-
nerinn von der Natur keine ſchwarze Haare er-
halten hat; ſo nimmt ſie ihre Zuflucht zur Far-
be, und weiß ſie ſo gut zu faͤrben, daß man die
Haare fuͤr natuͤrlich ſchwarz halten muß, wenn
man es nicht vorher gewußt hat. Sie haben
auch die Gewohnheit, um ihre Schoͤnheit voll-
kommner zu machen, ſich unten an der Stirne
einen ſchwarzen Fleck, der ohngefaͤhr ſo groß
wie der Nagel am kleinen Finger iſt, zu ma-
chen, und noch einen zweyten in der Kinngru-
be, welcher violet iſt, aber nie vergeht, weil er
mit der Spitze einer Lancette gemacht iſt. Sie
ſchmieren ſich auch Haͤnde und Fuͤße mit einer
orangefarbigten Salbe, welche ſie Hanna heiſ-
ſen, und welche von gewiſſen Blaͤttern gemacht
wird. Man glaubt, daß dieſe Salbe vor der
austrocknenden Hitze bewahre. — Die kleine
Taille des Frauenzimmers iſt bey den Perſern
mehr als die große gelitten.

Der uͤbrige Putz der Perſianerinnen iſt ſehr
verſchieden. Sie ſetzen Aig[r]etten von Steinen
auf den Kopf, oder an deren Statt Bouquette
von Blumen, und laſſen auch wohl eine Reihe

von
C 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0059" n="39"/>
          <p>Das &#x017F;chwarze Haar, &#x017F;owohl auf dem Ko-<lb/>
pfe als am Barte und Augenbraunen ko&#x0364;nnen<lb/>
die Per&#x017F;er vorzu&#x0364;glich leiden. Die dicken und<lb/>
&#x017F;tarken Augenbraunen, u&#x0364;berhaupt wenn &#x017F;ie von<lb/>
beiden Seiten zu&#x017F;ammenhangen, &#x017F;ind bey ihnen<lb/>
haupt&#x017F;a&#x0364;chlich &#x017F;cho&#x0364;ne Zierrathen. Das arabi-<lb/>
&#x017F;che Frauenzimmer i&#x017F;t hiermit mehr als das<lb/>
per&#x017F;i&#x017F;che ver&#x017F;ehen. Wenn inde&#x017F;&#x017F;en eine Per&#x017F;ia-<lb/>
nerinn von der Natur keine &#x017F;chwarze Haare er-<lb/>
halten hat; &#x017F;o nimmt &#x017F;ie ihre Zuflucht zur Far-<lb/>
be, und weiß &#x017F;ie &#x017F;o gut zu fa&#x0364;rben, daß man die<lb/>
Haare fu&#x0364;r natu&#x0364;rlich &#x017F;chwarz halten muß, wenn<lb/>
man es nicht vorher gewußt hat. Sie haben<lb/>
auch die Gewohnheit, um ihre Scho&#x0364;nheit voll-<lb/>
kommner zu machen, &#x017F;ich unten an der Stirne<lb/>
einen &#x017F;chwarzen Fleck, der ohngefa&#x0364;hr &#x017F;o groß<lb/>
wie der Nagel am kleinen Finger i&#x017F;t, zu ma-<lb/>
chen, und noch einen zweyten in der Kinngru-<lb/>
be, welcher violet i&#x017F;t, aber nie vergeht, weil er<lb/>
mit der Spitze einer Lancette gemacht i&#x017F;t. Sie<lb/>
&#x017F;chmieren &#x017F;ich auch Ha&#x0364;nde und Fu&#x0364;ße mit einer<lb/>
orangefarbigten Salbe, welche &#x017F;ie <hi rendition="#fr">Hanna</hi> hei&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en, und welche von gewi&#x017F;&#x017F;en Bla&#x0364;ttern gemacht<lb/>
wird. Man glaubt, daß die&#x017F;e Salbe vor der<lb/>
austrocknenden Hitze bewahre. &#x2014; Die kleine<lb/>
Taille des Frauenzimmers i&#x017F;t bey den Per&#x017F;ern<lb/>
mehr als die große gelitten.</p><lb/>
          <p>Der u&#x0364;brige Putz der Per&#x017F;ianerinnen i&#x017F;t &#x017F;ehr<lb/>
ver&#x017F;chieden. Sie &#x017F;etzen Aig<supplied>r</supplied>etten von Steinen<lb/>
auf den Kopf, oder an deren Statt Bouquette<lb/>
von Blumen, und la&#x017F;&#x017F;en auch wohl eine Reihe<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">C 4</fw><fw place="bottom" type="catch">von</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[39/0059] Das ſchwarze Haar, ſowohl auf dem Ko- pfe als am Barte und Augenbraunen koͤnnen die Perſer vorzuͤglich leiden. Die dicken und ſtarken Augenbraunen, uͤberhaupt wenn ſie von beiden Seiten zuſammenhangen, ſind bey ihnen hauptſaͤchlich ſchoͤne Zierrathen. Das arabi- ſche Frauenzimmer iſt hiermit mehr als das perſiſche verſehen. Wenn indeſſen eine Perſia- nerinn von der Natur keine ſchwarze Haare er- halten hat; ſo nimmt ſie ihre Zuflucht zur Far- be, und weiß ſie ſo gut zu faͤrben, daß man die Haare fuͤr natuͤrlich ſchwarz halten muß, wenn man es nicht vorher gewußt hat. Sie haben auch die Gewohnheit, um ihre Schoͤnheit voll- kommner zu machen, ſich unten an der Stirne einen ſchwarzen Fleck, der ohngefaͤhr ſo groß wie der Nagel am kleinen Finger iſt, zu ma- chen, und noch einen zweyten in der Kinngru- be, welcher violet iſt, aber nie vergeht, weil er mit der Spitze einer Lancette gemacht iſt. Sie ſchmieren ſich auch Haͤnde und Fuͤße mit einer orangefarbigten Salbe, welche ſie Hanna heiſ- ſen, und welche von gewiſſen Blaͤttern gemacht wird. Man glaubt, daß dieſe Salbe vor der austrocknenden Hitze bewahre. — Die kleine Taille des Frauenzimmers iſt bey den Perſern mehr als die große gelitten. Der uͤbrige Putz der Perſianerinnen iſt ſehr verſchieden. Sie ſetzen Aigretten von Steinen auf den Kopf, oder an deren Statt Bouquette von Blumen, und laſſen auch wohl eine Reihe von C 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik01_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik01_1776/59
Zitationshilfe: [Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 1. Breslau, 1776, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik01_1776/59>, abgerufen am 08.05.2024.