von ihm. So überredeten sie das leichtgläubige und einfältige Volk, daß ihr theurer Meister und Lehrer Foe acht tausendmal gebohren, durch verschiedene Thiere gewandert sey, und sich auch in Thiergestalten habe sehen lassen. Daher ist es auch gekommen, daß die Thiere, deren Gestalt Foe soll angenommen haben, an unterschiedenen Orten öffentlich angebetet und verehrt werden. -- Man errichtete ihm eine unzählige Menge Altäre, Pagoden, Tempel u. s. w. worunter einige mit der größesten Pracht und äußersten Verschwendung aufge- bauet sind. Die Bonzen, welche seine Prie- ster wurden, rühmten dem Volke so viel Gu- tes von ihrem Gotte vor, erzählten so viel von seinen vorgeblichen Wundern, daß ein je- der bald geneigt war, den Foe für einen Ge- setzgeber der Menschen, und ihn für den sicher- sten Weg zur Glückseligkeit zu halten.
Wir müssen hier kürzlich von den berüch- tigten Priestern des Foe, den Bonzen, das Merkwürdigste und Interessanteste erzählen, da sie in China so viel Wesens und Aufsehens machen. -- Dem Aeußerlichen nach führen die Bonzen ein überaus strenges und hartes Le- ben, und geben dadurch vor, die Sünden der Lebenden zu versöhnen. Sie legen sich die beschwerlichsten Bußen auf: hängen sich unge- heure Ketten an, die sie so sehr an ihrem Kör- per befestigen, daß sie sich bey jedem Schritte,
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von ihm. So uͤberredeten ſie das leichtglaͤubige und einfaͤltige Volk, daß ihr theurer Meiſter und Lehrer Foe acht tauſendmal gebohren, durch verſchiedene Thiere gewandert ſey, und ſich auch in Thiergeſtalten habe ſehen laſſen. Daher iſt es auch gekommen, daß die Thiere, deren Geſtalt Foe ſoll angenommen haben, an unterſchiedenen Orten oͤffentlich angebetet und verehrt werden. — Man errichtete ihm eine unzaͤhlige Menge Altaͤre, Pagoden, Tempel u. ſ. w. worunter einige mit der groͤßeſten Pracht und aͤußerſten Verſchwendung aufge- bauet ſind. Die Bonzen, welche ſeine Prie- ſter wurden, ruͤhmten dem Volke ſo viel Gu- tes von ihrem Gotte vor, erzaͤhlten ſo viel von ſeinen vorgeblichen Wundern, daß ein je- der bald geneigt war, den Foe fuͤr einen Ge- ſetzgeber der Menſchen, und ihn fuͤr den ſicher- ſten Weg zur Gluͤckſeligkeit zu halten.
Wir muͤſſen hier kuͤrzlich von den beruͤch- tigten Prieſtern des Foe, den Bonzen, das Merkwuͤrdigſte und Intereſſanteſte erzaͤhlen, da ſie in China ſo viel Weſens und Aufſehens machen. — Dem Aeußerlichen nach fuͤhren die Bonzen ein uͤberaus ſtrenges und hartes Le- ben, und geben dadurch vor, die Suͤnden der Lebenden zu verſoͤhnen. Sie legen ſich die beſchwerlichſten Bußen auf: haͤngen ſich unge- heure Ketten an, die ſie ſo ſehr an ihrem Koͤr- per befeſtigen, daß ſie ſich bey jedem Schritte,
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von ihm. So uͤberredeten ſie das leichtglaͤubige
und einfaͤltige Volk, daß ihr theurer Meiſter
und Lehrer Foe acht tauſendmal gebohren,
durch verſchiedene Thiere gewandert ſey, und
ſich auch in Thiergeſtalten habe ſehen laſſen.
Daher iſt es auch gekommen, daß die Thiere,
deren Geſtalt Foe ſoll angenommen haben, an
unterſchiedenen Orten oͤffentlich angebetet und
verehrt werden. — Man errichtete ihm eine
unzaͤhlige Menge Altaͤre, Pagoden, Tempel
u. ſ. w. worunter einige mit der groͤßeſten
Pracht und aͤußerſten Verſchwendung aufge-
bauet ſind. Die Bonzen, welche ſeine Prie-
ſter wurden, ruͤhmten dem Volke ſo viel Gu-
tes von ihrem Gotte vor, erzaͤhlten ſo viel
von ſeinen vorgeblichen Wundern, daß ein je-
der bald geneigt war, den Foe fuͤr einen Ge-
ſetzgeber der Menſchen, und ihn fuͤr den ſicher-
ſten Weg zur Gluͤckſeligkeit zu halten.
Wir muͤſſen hier kuͤrzlich von den beruͤch-
tigten Prieſtern des Foe, den Bonzen, das
Merkwuͤrdigſte und Intereſſanteſte erzaͤhlen,
da ſie in China ſo viel Weſens und Aufſehens
machen. — Dem Aeußerlichen nach fuͤhren
die Bonzen ein uͤberaus ſtrenges und hartes Le-
ben, und geben dadurch vor, die Suͤnden der
Lebenden zu verſoͤhnen. Sie legen ſich die
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[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 1. Breslau, 1776, S. 291. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik01_1776/311>, abgerufen am 06.05.2024.
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