den sie thun, verwunden: zerstoßen sich den Kopf und die Brust so stark an Kieselsteinen, daß das Blut zum Vorschein kommt: halten an den Thüren stille, und rufen den Einwoh- nern zu, kommt alle, so viele eurer im Hause seyd, und seht zu, wie viel es uns kostet, eure Sünden zu büßen. Für diese außerordentliche Pein, die wir eurentwegen freywillig unternehmen, könnt ihr uns wohl eine kleine Gabe zufließen lassen.
Bey aller dieser scheinbaren Strenge wird doch dieß Handwerk der Bonzen so sehr verach- tet, daß sich nicht leicht ein Mensch von vor- nehmen Stande dazu entschließt. Um diesen Abgang, so viel als möglich, zu ersetzen, kau- fen die Bonzen junge Sclaven von sieben bis acht Jahren, unterrichten sie hinlänglich in ih- ren Lehrsätzen, und formiren aus diesen ihre Mönche. Der größeste Theil derselben sind sehr unwissend, und da sie diese nicht zu allen Dingen gebrauchen können; so müssen sie sich auf das Betteln legen. Diejenigen aber, die einen offnen Kopf äußern, müssen mit den Ge- lehrten Umgang suchen, und Gelegenheit neh- men, sich durch diese bey den Vornehmen ein- zuschmeicheln.
Die außerordentliche Begierde der Bon- zen, Allmosen zu erhaschen, macht auch, daß sie sich allezeit bereit finden lassen, hinzugehen, wohin
man
den ſie thun, verwunden: zerſtoßen ſich den Kopf und die Bruſt ſo ſtark an Kieſelſteinen, daß das Blut zum Vorſchein kommt: halten an den Thuͤren ſtille, und rufen den Einwoh- nern zu, kommt alle, ſo viele eurer im Hauſe ſeyd, und ſeht zu, wie viel es uns koſtet, eure Suͤnden zu buͤßen. Fuͤr dieſe außerordentliche Pein, die wir eurentwegen freywillig unternehmen, koͤnnt ihr uns wohl eine kleine Gabe zufließen laſſen.
Bey aller dieſer ſcheinbaren Strenge wird doch dieß Handwerk der Bonzen ſo ſehr verach- tet, daß ſich nicht leicht ein Menſch von vor- nehmen Stande dazu entſchließt. Um dieſen Abgang, ſo viel als moͤglich, zu erſetzen, kau- fen die Bonzen junge Sclaven von ſieben bis acht Jahren, unterrichten ſie hinlaͤnglich in ih- ren Lehrſaͤtzen, und formiren aus dieſen ihre Moͤnche. Der groͤßeſte Theil derſelben ſind ſehr unwiſſend, und da ſie dieſe nicht zu allen Dingen gebrauchen koͤnnen; ſo muͤſſen ſie ſich auf das Betteln legen. Diejenigen aber, die einen offnen Kopf aͤußern, muͤſſen mit den Ge- lehrten Umgang ſuchen, und Gelegenheit neh- men, ſich durch dieſe bey den Vornehmen ein- zuſchmeicheln.
Die außerordentliche Begierde der Bon- zen, Allmoſen zu erhaſchen, macht auch, daß ſie ſich allezeit bereit finden laſſen, hinzugehen, wohin
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den ſie thun, verwunden: zerſtoßen ſich den
Kopf und die Bruſt ſo ſtark an Kieſelſteinen,
daß das Blut zum Vorſchein kommt: halten
an den Thuͤren ſtille, und rufen den Einwoh-
nern zu, kommt alle, ſo viele eurer im
Hauſe ſeyd, und ſeht zu, wie viel es uns
koſtet, eure Suͤnden zu buͤßen. Fuͤr dieſe
außerordentliche Pein, die wir eurentwegen
freywillig unternehmen, koͤnnt ihr uns wohl
eine kleine Gabe zufließen laſſen.
Bey aller dieſer ſcheinbaren Strenge wird
doch dieß Handwerk der Bonzen ſo ſehr verach-
tet, daß ſich nicht leicht ein Menſch von vor-
nehmen Stande dazu entſchließt. Um dieſen
Abgang, ſo viel als moͤglich, zu erſetzen, kau-
fen die Bonzen junge Sclaven von ſieben bis
acht Jahren, unterrichten ſie hinlaͤnglich in ih-
ren Lehrſaͤtzen, und formiren aus dieſen ihre
Moͤnche. Der groͤßeſte Theil derſelben ſind
ſehr unwiſſend, und da ſie dieſe nicht zu allen
Dingen gebrauchen koͤnnen; ſo muͤſſen ſie ſich
auf das Betteln legen. Diejenigen aber, die
einen offnen Kopf aͤußern, muͤſſen mit den Ge-
lehrten Umgang ſuchen, und Gelegenheit neh-
men, ſich durch dieſe bey den Vornehmen ein-
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Die außerordentliche Begierde der Bon-
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[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 1. Breslau, 1776, S. 292. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik01_1776/312>, abgerufen am 25.11.2024.
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