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Polenz, Wilhelm von: Der Büttnerbauer. Berlin, 1895.

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Es war nicht alles verloren. Die Grummeternte stand
noch aus, vielleicht mochte sie ein wenig die Lücke ausfüllen,
welche das Verderben des Heues in die Futtervorräte gerissen
hatte. Der Hafer stand nicht schlecht. Streifenweise hatte ihn
freilich die Zwergcikade arg mitgenommen. Die Kartoffel
stand üppig, die Knollen waren zahlreich und gut entwickelt.
Wenn der September sie nicht verdarb, mußte es eine gute
Kartoffelernte geben.


Der Büttnerbauer hatte angefangen, sein Korn zu schneiden.
In diesem Jahre bildete Roggen seine Hauptfrucht. Ein
Schlag, wo er besonders dick gesäet hatte, war ihm gänzlich
durch Lager verdorben; an anderen Stellen, wo das Getreide
weniger dicht gestanden, hatte es der Wind zum Teil wieder
aufgerichtet.

Es war eine große Sache darum, wenn der erste Sensen¬
hieb ins Korn gethan wurde. Schon mehrfach in den letzten
Tagen hatte der Büttnerbauer die Felder umgangen, oder war
auch in der Wasserfurche ein Stück hineingeschritten, um die
Ähren auf ihre Reife hin zu prüfen. Farbe des Strohes und
Löslichkeit der Körner wollte ihm noch immer nicht gefallen.
Endlich, eines Abends, gab der Alte die Losung: morgen be¬
ginnt die Kornernte!

Karl dengelte die Sensen bis in die sinkende Nacht
hinein. Am nächsten Morgen bei Tagesgrauen ging es hin¬
aus. Das große Stück dicht am Hofe, welches seiner ge¬
schützen Lage wegen zuerst gereift war, kam zunächst daran.

In einer Reihe traten sie an, ohne besonderen Befehl.
Ein jedes kannte seinen Platz von früheren Jahren her. Der
Vater an erster Stelle, hinter ihm zum Abraffen der Ähren
Toni. Darauf Karl, dem seine Frau beigegeben war. Ernestine
hatte die Strohseile zu drehen für die Garben. Die Bäuerin
blieb ihres Leidens wegen im Hause.

Die Sensen sirrten. Bald lag eine ganze Ecke des Feldes
in Schwaden. Als arbeite eine Maschine, so regelmäßig flog

Es war nicht alles verloren. Die Grummeternte ſtand
noch aus, vielleicht mochte ſie ein wenig die Lücke ausfüllen,
welche das Verderben des Heues in die Futtervorräte geriſſen
hatte. Der Hafer ſtand nicht ſchlecht. Streifenweiſe hatte ihn
freilich die Zwergcikade arg mitgenommen. Die Kartoffel
ſtand üppig, die Knollen waren zahlreich und gut entwickelt.
Wenn der September ſie nicht verdarb, mußte es eine gute
Kartoffelernte geben.


Der Büttnerbauer hatte angefangen, ſein Korn zu ſchneiden.
In dieſem Jahre bildete Roggen ſeine Hauptfrucht. Ein
Schlag, wo er beſonders dick geſäet hatte, war ihm gänzlich
durch Lager verdorben; an anderen Stellen, wo das Getreide
weniger dicht geſtanden, hatte es der Wind zum Teil wieder
aufgerichtet.

Es war eine große Sache darum, wenn der erſte Senſen¬
hieb ins Korn gethan wurde. Schon mehrfach in den letzten
Tagen hatte der Büttnerbauer die Felder umgangen, oder war
auch in der Waſſerfurche ein Stück hineingeſchritten, um die
Ähren auf ihre Reife hin zu prüfen. Farbe des Strohes und
Löslichkeit der Körner wollte ihm noch immer nicht gefallen.
Endlich, eines Abends, gab der Alte die Loſung: morgen be¬
ginnt die Kornernte!

Karl dengelte die Senſen bis in die ſinkende Nacht
hinein. Am nächſten Morgen bei Tagesgrauen ging es hin¬
aus. Das große Stück dicht am Hofe, welches ſeiner ge¬
ſchützen Lage wegen zuerſt gereift war, kam zunächſt daran.

In einer Reihe traten ſie an, ohne beſonderen Befehl.
Ein jedes kannte ſeinen Platz von früheren Jahren her. Der
Vater an erſter Stelle, hinter ihm zum Abraffen der Ähren
Toni. Darauf Karl, dem ſeine Frau beigegeben war. Erneſtine
hatte die Strohſeile zu drehen für die Garben. Die Bäuerin
blieb ihres Leidens wegen im Hauſe.

Die Senſen ſirrten. Bald lag eine ganze Ecke des Feldes
in Schwaden. Als arbeite eine Maſchine, ſo regelmäßig flog

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[116/0130] Es war nicht alles verloren. Die Grummeternte ſtand noch aus, vielleicht mochte ſie ein wenig die Lücke ausfüllen, welche das Verderben des Heues in die Futtervorräte geriſſen hatte. Der Hafer ſtand nicht ſchlecht. Streifenweiſe hatte ihn freilich die Zwergcikade arg mitgenommen. Die Kartoffel ſtand üppig, die Knollen waren zahlreich und gut entwickelt. Wenn der September ſie nicht verdarb, mußte es eine gute Kartoffelernte geben. Der Büttnerbauer hatte angefangen, ſein Korn zu ſchneiden. In dieſem Jahre bildete Roggen ſeine Hauptfrucht. Ein Schlag, wo er beſonders dick geſäet hatte, war ihm gänzlich durch Lager verdorben; an anderen Stellen, wo das Getreide weniger dicht geſtanden, hatte es der Wind zum Teil wieder aufgerichtet. Es war eine große Sache darum, wenn der erſte Senſen¬ hieb ins Korn gethan wurde. Schon mehrfach in den letzten Tagen hatte der Büttnerbauer die Felder umgangen, oder war auch in der Waſſerfurche ein Stück hineingeſchritten, um die Ähren auf ihre Reife hin zu prüfen. Farbe des Strohes und Löslichkeit der Körner wollte ihm noch immer nicht gefallen. Endlich, eines Abends, gab der Alte die Loſung: morgen be¬ ginnt die Kornernte! Karl dengelte die Senſen bis in die ſinkende Nacht hinein. Am nächſten Morgen bei Tagesgrauen ging es hin¬ aus. Das große Stück dicht am Hofe, welches ſeiner ge¬ ſchützen Lage wegen zuerſt gereift war, kam zunächſt daran. In einer Reihe traten ſie an, ohne beſonderen Befehl. Ein jedes kannte ſeinen Platz von früheren Jahren her. Der Vater an erſter Stelle, hinter ihm zum Abraffen der Ähren Toni. Darauf Karl, dem ſeine Frau beigegeben war. Erneſtine hatte die Strohſeile zu drehen für die Garben. Die Bäuerin blieb ihres Leidens wegen im Hauſe. Die Senſen ſirrten. Bald lag eine ganze Ecke des Feldes in Schwaden. Als arbeite eine Maſchine, ſo regelmäßig flog

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Zitationshilfe: Polenz, Wilhelm von: Der Büttnerbauer. Berlin, 1895, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/polenz_buettnerbauer_1895/130>, abgerufen am 23.11.2024.