ppo_466.001 durchgesucht. Gegen alle Briefe, in denen die Worte ppo_466.002 standen: leiste gute Zahlung, und nehme Gott zu ppo_466.003 Hülfe, hatten sie eine andächtige Ehrfurcht. Endlich ppo_466.004 traf die Reihe meine gelehrten Concepte, welches mich ppo_466.005 recht wüthend machte. Jch eilte voll Verzweiflung hinzu, ppo_466.006 sie zu vertheidigen. Vielleicht aber würde ich dennoch ppo_466.007 unvermögend gewesen seyn, wenn nicht meiner ppo_466.008 Schwester Sohn, ein Meister von sieben freien Künsten, ppo_466.009 wider seinen Willen mir beigestanden, und das ganze ppo_466.010 Paket unter den Tisch geworfen hätte, mit der Versicherung: ppo_466.011 es sey nur Maculatur. Der Jgnorant!
ppo_466.012
Als meine Erben noch mit dieser Haussuchung beschäftigt ppo_466.013 waren, merkte ich einen Haufen von Bedienten, ppo_466.014 welche im Namen ihrer Herrschaften ein gewisses Compliment ppo_466.015 hersagen mußten, das sie das herzliche Beileidppo_466.016 nannten. Die Bekümmerniß über meinen Tod ppo_466.017 mochte in der ganzen Stadt gleich stark und allgemein ppo_466.018 seyn; denn ihre Formulare endigten sich alle mit den ppo_466.019 Worten: daß der Himmel den betrübten Hinterlassenen ppo_466.020 diesen empfindlichen Verlust durch anderweitige Glücksfälle ppo_466.021 reichlich ersetzen möchte!
ppo_466.022
Nunmehr ward alles zu meiner Beerdigung veranstaltet. ppo_466.023 Man eilte damit ganz ungewöhnlich, und gab ppo_466.024 Geld über Geld, mich aus dem Hause zu bringen. ppo_466.025 Dieses geschah unter einer ansehnlichen Begleitung.
ppo_466.026
Man brachte meinen Körper in die Kirche, mit Beobachtung ppo_466.027 aller der kläglichen Gebräuche, so diejenigen ppo_466.028 verdienen, welche ein rühmliches Ende nehmen und Mittel ppo_466.029 hinterlassen. Zuletzt trat noch ein Redner auf, welchem ppo_466.030 meine Erben in einem versiegelten Päckchen vorher ppo_466.031 alle meine Tugenden begreiflich gemacht hatten. So ppo_466.032 zufrieden ich jederzeit in meinem Leben mit mir selbst ppo_466.033 gewesen bin; so zweifelhaft war ich doch bei dieser Lob- ppo_466.034 und Trauerrede, ob ich es auch wirklich sey, welchen er
ppo_466.001 durchgesucht. Gegen alle Briefe, in denen die Worte ppo_466.002 standen: leiste gute Zahlung, und nehme Gott zu ppo_466.003 Hülfe, hatten sie eine andächtige Ehrfurcht. Endlich ppo_466.004 traf die Reihe meine gelehrten Concepte, welches mich ppo_466.005 recht wüthend machte. Jch eilte voll Verzweiflung hinzu, ppo_466.006 sie zu vertheidigen. Vielleicht aber würde ich dennoch ppo_466.007 unvermögend gewesen seyn, wenn nicht meiner ppo_466.008 Schwester Sohn, ein Meister von sieben freien Künsten, ppo_466.009 wider seinen Willen mir beigestanden, und das ganze ppo_466.010 Paket unter den Tisch geworfen hätte, mit der Versicherung: ppo_466.011 es sey nur Maculatur. Der Jgnorant!
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Als meine Erben noch mit dieser Haussuchung beschäftigt ppo_466.013 waren, merkte ich einen Haufen von Bedienten, ppo_466.014 welche im Namen ihrer Herrschaften ein gewisses Compliment ppo_466.015 hersagen mußten, das sie das herzliche Beileidppo_466.016 nannten. Die Bekümmerniß über meinen Tod ppo_466.017 mochte in der ganzen Stadt gleich stark und allgemein ppo_466.018 seyn; denn ihre Formulare endigten sich alle mit den ppo_466.019 Worten: daß der Himmel den betrübten Hinterlassenen ppo_466.020 diesen empfindlichen Verlust durch anderweitige Glücksfälle ppo_466.021 reichlich ersetzen möchte!
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Nunmehr ward alles zu meiner Beerdigung veranstaltet. ppo_466.023 Man eilte damit ganz ungewöhnlich, und gab ppo_466.024 Geld über Geld, mich aus dem Hause zu bringen. ppo_466.025 Dieses geschah unter einer ansehnlichen Begleitung.
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Man brachte meinen Körper in die Kirche, mit Beobachtung ppo_466.027 aller der kläglichen Gebräuche, so diejenigen ppo_466.028 verdienen, welche ein rühmliches Ende nehmen und Mittel ppo_466.029 hinterlassen. Zuletzt trat noch ein Redner auf, welchem ppo_466.030 meine Erben in einem versiegelten Päckchen vorher ppo_466.031 alle meine Tugenden begreiflich gemacht hatten. So ppo_466.032 zufrieden ich jederzeit in meinem Leben mit mir selbst ppo_466.033 gewesen bin; so zweifelhaft war ich doch bei dieser Lob- ppo_466.034 und Trauerrede, ob ich es auch wirklich sey, welchen er
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durchgesucht. Gegen alle Briefe, in denen die Worte ppo_466.002
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Hülfe, hatten sie eine andächtige Ehrfurcht. Endlich ppo_466.004
traf die Reihe meine gelehrten Concepte, welches mich ppo_466.005
recht wüthend machte. Jch eilte voll Verzweiflung hinzu, ppo_466.006
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unvermögend gewesen seyn, wenn nicht meiner ppo_466.008
Schwester Sohn, ein Meister von sieben freien Künsten, ppo_466.009
wider seinen Willen mir beigestanden, und das ganze ppo_466.010
Paket unter den Tisch geworfen hätte, mit der Versicherung: ppo_466.011
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Als meine Erben noch mit dieser Haussuchung beschäftigt ppo_466.013
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mochte in der ganzen Stadt gleich stark und allgemein ppo_466.018
seyn; denn ihre Formulare endigten sich alle mit den ppo_466.019
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Nunmehr ward alles zu meiner Beerdigung veranstaltet. ppo_466.023
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Man brachte meinen Körper in die Kirche, mit Beobachtung ppo_466.027
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meine Erben in einem versiegelten Päckchen vorher ppo_466.031
alle meine Tugenden begreiflich gemacht hatten. So ppo_466.032
zufrieden ich jederzeit in meinem Leben mit mir selbst ppo_466.033
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Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825, S. 466. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poelitz_poetik_1825/478>, abgerufen am 16.07.2024.
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