Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825.
ppo_467.001 4) von Joh. Dan. Falk. ppo_467.026Jeremiade des ehrwürdigen Paters Joseph ppo_467.027 Mein lang verhaltner Groll bricht endlich aus! ppo_467.029
Leer ist der Tempel, voll das Opernhaus; ppo_467.030 Kein Fürst vertauscht mit frommem Pilgerstabe ppo_467.031 Sein Diadem, und wallt zum heil'gen Grabe. ppo_467.032 Der Schloßbarbier scherzt über Salomo's
ppo_467.001 4) von Joh. Dan. Falk. ppo_467.026Jeremiade des ehrwürdigen Paters Joseph ppo_467.027 Mein lang verhaltner Groll bricht endlich aus! ppo_467.029
Leer ist der Tempel, voll das Opernhaus; ppo_467.030 Kein Fürst vertauscht mit frommem Pilgerstabe ppo_467.031 Sein Diadem, und wallt zum heil'gen Grabe. ppo_467.032 Der Schloßbarbier scherzt über Salomo's <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p> <hi rendition="#et"><pb facs="#f0479" n="467"/><lb n="ppo_467.001"/>meine. Jch sah mich in der ganzen Kirche um, in der <lb n="ppo_467.002"/>Meinung, vielleicht noch eine andere Leiche zu finden, <lb n="ppo_467.003"/>auf welche alle diese Lobeserhebungen gehen sollten; ich <lb n="ppo_467.004"/>fand aber dergleichen nirgends, und merkte, daß ich es <lb n="ppo_467.005"/>selbst im ganzen Ernste seyn müßte. Er nannte mich <lb n="ppo_467.006"/>einen großen, berühmten, gründlich gelehrten Mann, <lb n="ppo_467.007"/>eine Stütze der Wissenschaften, seinen Mäcenaten. Und <lb n="ppo_467.008"/>das mochte noch gehen. Für zwölf Ducaten war es <lb n="ppo_467.009"/>eben nicht zu viel. Endlich aber machte er es zu arg. <lb n="ppo_467.010"/>Er schwor, und er schwor mit einer solchen Heftigkeit, <lb n="ppo_467.011"/>daß er ganz braun im Gesichte ward; er schwor, sage <lb n="ppo_467.012"/>ich, daß ich zwar ein großer Gelehrter, aber noch ein <lb n="ppo_467.013"/>größerer Menschenfreund, ein starker Beförderer der schönen <lb n="ppo_467.014"/>Künste und Wissenschaften, aber noch ein weit stärkerer <lb n="ppo_467.015"/>Vertheidiger der Wittwen und Waisen gewesen <lb n="ppo_467.016"/>wäre. Meine vergnügte und beglückte Ehe sey eine sichtbare <lb n="ppo_467.017"/>Vergeltung dieser seltenen Tugenden gewesen. „Brechet <lb n="ppo_467.018"/>hervor! rief er, brechet aus eurer Gruft hervor, <lb n="ppo_467.019"/>ihr vermoderten Gebeine der weiland hochedelgebohrnen <lb n="ppo_467.020"/>Frauen, Frauen“ — Himmel, wie erschrack ich, daß er <lb n="ppo_467.021"/>meine verstorbene Frau citirte. Jch floh, ohne mich <lb n="ppo_467.022"/>umzusehen. Jch floh vor Angst zur Kirche hinaus, und <lb n="ppo_467.023"/>aus Furcht, die hochedelgebohrnen Gebeine möchten mir <lb n="ppo_467.024"/>nachkommen, schwang ich mich in die Höhe. — —</hi> </p> <lb n="ppo_467.025"/> <p> <hi rendition="#et"> 4) von Joh. Dan. <hi rendition="#g">Falk.</hi></hi> </p> <lb n="ppo_467.026"/> <p> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Jeremiade des ehrwürdigen Paters Joseph <lb n="ppo_467.027"/>Hyacinth Jgnatius.</hi> (abgekürzt)</hi> </p> <lb n="ppo_467.028"/> <lg> <l> Mein lang verhaltner Groll bricht endlich aus!</l> <lb n="ppo_467.029"/> <l>Leer ist der Tempel, voll das Opernhaus;</l> <lb n="ppo_467.030"/> <l>Kein Fürst vertauscht mit frommem Pilgerstabe</l> <lb n="ppo_467.031"/> <l>Sein Diadem, und wallt zum heil'gen Grabe.</l> <lb n="ppo_467.032"/> <l>Der Schloßbarbier scherzt über Salomo's</l> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [467/0479]
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meine. Jch sah mich in der ganzen Kirche um, in der ppo_467.002
Meinung, vielleicht noch eine andere Leiche zu finden, ppo_467.003
auf welche alle diese Lobeserhebungen gehen sollten; ich ppo_467.004
fand aber dergleichen nirgends, und merkte, daß ich es ppo_467.005
selbst im ganzen Ernste seyn müßte. Er nannte mich ppo_467.006
einen großen, berühmten, gründlich gelehrten Mann, ppo_467.007
eine Stütze der Wissenschaften, seinen Mäcenaten. Und ppo_467.008
das mochte noch gehen. Für zwölf Ducaten war es ppo_467.009
eben nicht zu viel. Endlich aber machte er es zu arg. ppo_467.010
Er schwor, und er schwor mit einer solchen Heftigkeit, ppo_467.011
daß er ganz braun im Gesichte ward; er schwor, sage ppo_467.012
ich, daß ich zwar ein großer Gelehrter, aber noch ein ppo_467.013
größerer Menschenfreund, ein starker Beförderer der schönen ppo_467.014
Künste und Wissenschaften, aber noch ein weit stärkerer ppo_467.015
Vertheidiger der Wittwen und Waisen gewesen ppo_467.016
wäre. Meine vergnügte und beglückte Ehe sey eine sichtbare ppo_467.017
Vergeltung dieser seltenen Tugenden gewesen. „Brechet ppo_467.018
hervor! rief er, brechet aus eurer Gruft hervor, ppo_467.019
ihr vermoderten Gebeine der weiland hochedelgebohrnen ppo_467.020
Frauen, Frauen“ — Himmel, wie erschrack ich, daß er ppo_467.021
meine verstorbene Frau citirte. Jch floh, ohne mich ppo_467.022
umzusehen. Jch floh vor Angst zur Kirche hinaus, und ppo_467.023
aus Furcht, die hochedelgebohrnen Gebeine möchten mir ppo_467.024
nachkommen, schwang ich mich in die Höhe. — —
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4) von Joh. Dan. Falk.
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Jeremiade des ehrwürdigen Paters Joseph ppo_467.027
Hyacinth Jgnatius. (abgekürzt)
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Mein lang verhaltner Groll bricht endlich aus! ppo_467.029
Leer ist der Tempel, voll das Opernhaus; ppo_467.030
Kein Fürst vertauscht mit frommem Pilgerstabe ppo_467.031
Sein Diadem, und wallt zum heil'gen Grabe. ppo_467.032
Der Schloßbarbier scherzt über Salomo's
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