Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 4. München, 1871.Verwandlung. Aermliche Stube. Von der Seite wird ein mit Speisen und Getränken besetzter Tisch hereingeschoben, Jn der Mitte darauf steht eine große verdeckte Pastete. Casperl (schaut zur Thür herein). Wünsch' guten Morgen. -- -- Wie? Niemand da? -- Monsieur Jakob! Madame Margareth! (Tritt ein.) Niemand zu Haus. Es ist doch schon Mittagszeit und ich hätt' aus Zufall so von Un- gefähr mit Fleiß im Vorbeigehen ein paar warme Schmalznudeln aus purer Gefälligkeit gern mitge- nommen. Denn besagte Schmalznudeln werden hier besonders gut gemacht, weil diese armen, aber guten Leute eigentlich nichts Anderes haben, als den einen Tag Kartoffel oder Erdäpfel und den andern Schmalznudeln. Nun finde ich mich als guter Nachbar bisweilen gewöhnlich an dem an- dern, nämlich dem Nudeltage ein, um den armen aber guten Leuten etwas Gesellschaft zu leisten. (Sieht den gedeckten Tisch.) Aber wie? was erblick' ich? -- seh' ich recht? -- ein gedeckter Tisch! -- welch' ein angenehmer Bratenduft! -- Eine Schüssel mit Kalbsbraten, Kartoffelsalat mit Häring und harte Eier d'rauf. Bohnengemüs mit -- mit -- mit -- mit Bratwürsteln! Meine Leibspeis! Und drei 6*
Verwandlung. Aermliche Stube. Von der Seite wird ein mit Speiſen und Getränken beſetzter Tiſch hereingeſchoben, Jn der Mitte darauf ſteht eine große verdeckte Paſtete. Casperl (ſchaut zur Thür herein). Wünſch’ guten Morgen. — — Wie? Niemand da? — Monſieur Jakob! Madame Margareth! (Tritt ein.) Niemand zu Haus. Es iſt doch ſchon Mittagszeit und ich hätt’ aus Zufall ſo von Un- gefähr mit Fleiß im Vorbeigehen ein paar warme Schmalznudeln aus purer Gefälligkeit gern mitge- nommen. Denn beſagte Schmalznudeln werden hier beſonders gut gemacht, weil dieſe armen, aber guten Leute eigentlich nichts Anderes haben, als den einen Tag Kartoffel oder Erdäpfel und den andern Schmalznudeln. Nun finde ich mich als guter Nachbar bisweilen gewöhnlich an dem an- dern, nämlich dem Nudeltage ein, um den armen aber guten Leuten etwas Geſellſchaft zu leiſten. (Sieht den gedeckten Tiſch.) Aber wie? was erblick’ ich? — ſeh’ ich recht? — ein gedeckter Tiſch! — welch’ ein angenehmer Bratenduft! — Eine Schüſſel mit Kalbsbraten, Kartoffelſalat mit Häring und harte Eier d’rauf. Bohnengemüs mit — mit — mit — mit Bratwürſteln! Meine Leibſpeis! Und drei 6*
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Verwandlung.
Aermliche Stube. Von der Seite wird ein mit Speiſen
und Getränken beſetzter Tiſch hereingeſchoben, Jn der
Mitte darauf ſteht eine große verdeckte Paſtete.
Casperl (ſchaut zur Thür herein).
Wünſch’ guten Morgen. — — Wie? Niemand
da? — Monſieur Jakob! Madame Margareth!
(Tritt ein.) Niemand zu Haus. Es iſt doch ſchon
Mittagszeit und ich hätt’ aus Zufall ſo von Un-
gefähr mit Fleiß im Vorbeigehen ein paar warme
Schmalznudeln aus purer Gefälligkeit gern mitge-
nommen. Denn beſagte Schmalznudeln werden
hier beſonders gut gemacht, weil dieſe armen, aber
guten Leute eigentlich nichts Anderes haben, als
den einen Tag Kartoffel oder Erdäpfel und den
andern Schmalznudeln. Nun finde ich mich als
guter Nachbar bisweilen gewöhnlich an dem an-
dern, nämlich dem Nudeltage ein, um den armen
aber guten Leuten etwas Geſellſchaft zu leiſten.
(Sieht den gedeckten Tiſch.) Aber wie? was erblick’ ich? —
ſeh’ ich recht? — ein gedeckter Tiſch! — welch’
ein angenehmer Bratenduft! — Eine Schüſſel mit
Kalbsbraten, Kartoffelſalat mit Häring und harte
Eier d’rauf. Bohnengemüs mit — mit — mit
— mit Bratwürſteln! Meine Leibſpeis! Und drei
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