Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 4. München, 1871.

Bild:
<< vorherige Seite
Marie.
Um seine Schuld im Schusserspiel abzutragen,
beredete mich Anton ihm von dem Geld zu geben,
das die Mutter der Walburg durch mich überbrin-
gen hieß und da meint nun Anton, sie sei deshalb
verhungert.
Amtmann.
Was muß ich von Euch hören? Das war ab-
scheulich; nie hätte ich so etwas vermuthet.
Anton.
Die höchste Noth veranlaßte uns, denn ich hatte
nichts mehr vom Monatgelde übrig, die letzten 12
Kreuzer gab ich der Mutter für die kranke Josepha.
Amtmann.
Nichtsdestoweniger war Deine That eine Unter-
schlagung.
Anton.
O Gott, wie hab ich's schon bereut! Jch gäbe
ja Alles, Alles, um mich von der Sünde rein zu
waschen!
Amtmann.
Gut, daß ich Euer Herz kenne; ich will diesen
Fehler dem kindlichen Leichtsinn zuschreiben; nehmt
Marie.
Um ſeine Schuld im Schuſſerſpiel abzutragen,
beredete mich Anton ihm von dem Geld zu geben,
das die Mutter der Walburg durch mich überbrin-
gen hieß und da meint nun Anton, ſie ſei deshalb
verhungert.
Amtmann.
Was muß ich von Euch hören? Das war ab-
ſcheulich; nie hätte ich ſo etwas vermuthet.
Anton.
Die höchſte Noth veranlaßte uns, denn ich hatte
nichts mehr vom Monatgelde übrig, die letzten 12
Kreuzer gab ich der Mutter für die kranke Joſepha.
Amtmann.
Nichtsdeſtoweniger war Deine That eine Unter-
ſchlagung.
Anton.
O Gott, wie hab ich’s ſchon bereut! Jch gäbe
ja Alles, Alles, um mich von der Sünde rein zu
waſchen!
Amtmann.
Gut, daß ich Euer Herz kenne; ich will dieſen
Fehler dem kindlichen Leichtſinn zuſchreiben; nehmt
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0075" n="69"/>
          <sp who="#MAR">
            <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Marie.</hi> </hi> </speaker><lb/>
            <p>Um &#x017F;eine Schuld im Schu&#x017F;&#x017F;er&#x017F;piel abzutragen,<lb/>
beredete mich Anton ihm von dem Geld zu geben,<lb/>
das die Mutter der Walburg durch mich überbrin-<lb/>
gen hieß und da meint nun Anton, &#x017F;ie &#x017F;ei deshalb<lb/>
verhungert.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#AMT">
            <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Amtmann.</hi> </hi> </speaker><lb/>
            <p>Was muß ich von Euch hören? Das war ab-<lb/>
&#x017F;cheulich; nie hätte ich &#x017F;o etwas vermuthet.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#ANTON">
            <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Anton.</hi> </hi> </speaker><lb/>
            <p>Die höch&#x017F;te Noth veranlaßte uns, denn ich hatte<lb/>
nichts mehr vom Monatgelde übrig, die letzten 12<lb/>
Kreuzer gab ich der Mutter für die kranke Jo&#x017F;epha.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#AMT">
            <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Amtmann.</hi> </hi> </speaker><lb/>
            <p>Nichtsde&#x017F;toweniger war Deine That eine Unter-<lb/>
&#x017F;chlagung.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#ANTON">
            <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Anton.</hi> </hi> </speaker><lb/>
            <p>O Gott, wie hab ich&#x2019;s &#x017F;chon bereut! Jch gäbe<lb/>
ja Alles, Alles, um mich von der Sünde rein zu<lb/>
wa&#x017F;chen!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#AMT">
            <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Amtmann.</hi> </hi> </speaker><lb/>
            <p>Gut, daß ich Euer Herz kenne; ich will die&#x017F;en<lb/>
Fehler dem kindlichen Leicht&#x017F;inn zu&#x017F;chreiben; nehmt<lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[69/0075] Marie. Um ſeine Schuld im Schuſſerſpiel abzutragen, beredete mich Anton ihm von dem Geld zu geben, das die Mutter der Walburg durch mich überbrin- gen hieß und da meint nun Anton, ſie ſei deshalb verhungert. Amtmann. Was muß ich von Euch hören? Das war ab- ſcheulich; nie hätte ich ſo etwas vermuthet. Anton. Die höchſte Noth veranlaßte uns, denn ich hatte nichts mehr vom Monatgelde übrig, die letzten 12 Kreuzer gab ich der Mutter für die kranke Joſepha. Amtmann. Nichtsdeſtoweniger war Deine That eine Unter- ſchlagung. Anton. O Gott, wie hab ich’s ſchon bereut! Jch gäbe ja Alles, Alles, um mich von der Sünde rein zu waſchen! Amtmann. Gut, daß ich Euer Herz kenne; ich will dieſen Fehler dem kindlichen Leichtſinn zuſchreiben; nehmt

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein04_1871
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein04_1871/75
Zitationshilfe: Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 4. München, 1871, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein04_1871/75>, abgerufen am 28.04.2024.