Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 4. München, 1871.

Bild:
<< vorherige Seite
Marie.
Ein Glück ist's, daß Du so ein nettes Stübl
hast, wenn Du nicht in's Freie hinauskannst.
Walburg.
Ja Madl, dank tausendmal, daß mir die gnä-
dig Herrschaft das Stübl da beim Lucas angewiesen
und mir's nix kostet.
Marie.
Nun, das war aber natütlich; die Herrschaft
kennt Dich ja schon gar lang.
Walburg.
Jch mein's wohl. Hab ja schon der seligen
alten gnädigen Frau -- Gott tröst' sie -- allwegs
die Handschuh geliefert und auf Michaeli wird's
grad fufzig Jahr, daß sie mir im Schloßgarten
droben das erste Paar abgekauft hat.
Marie.
Das ist eine schöne Zeit, Walburg.
Walburg.
Wohl, wohl, 'ischt's a schöne Zeit. Damals
bin ich aber a luschtig und hübsch Tirolermadl ge-
wes'n und jetzt bin ich en alt's Weib und en arme
Wittib. Seit mir die Franzosen meinen guten An-
toni vor der Hütten weggeschossen haben, hab ich
Marie.
Ein Glück iſt’s, daß Du ſo ein nettes Stübl
haſt, wenn Du nicht in’s Freie hinauskannſt.
Walburg.
Ja Madl, dank tauſendmal, daß mir die gnä-
dig Herrſchaft das Stübl da beim Lucas angewieſen
und mir’s nix koſtet.
Marie.
Nun, das war aber natütlich; die Herrſchaft
kennt Dich ja ſchon gar lang.
Walburg.
Jch mein’s wohl. Hab ja ſchon der ſeligen
alten gnädigen Frau — Gott tröſt’ ſie — allwegs
die Handſchuh geliefert und auf Michaeli wird’s
grad fufzig Jahr, daß ſie mir im Schloßgarten
droben das erſte Paar abgekauft hat.
Marie.
Das iſt eine ſchöne Zeit, Walburg.
Walburg.
Wohl, wohl, ’iſcht’s a ſchöne Zeit. Damals
bin ich aber a luſchtig und hübſch Tirolermadl ge-
weſ’n und jetzt bin ich en alt’s Weib und en arme
Wittib. Seit mir die Franzoſen meinen guten An-
toni vor der Hütten weggeſchoſſen haben, hab ich
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0059" n="53"/>
          <sp who="#MAR">
            <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Marie.</hi> </hi> </speaker><lb/>
            <p>Ein Glück i&#x017F;t&#x2019;s, daß Du &#x017F;o ein nettes Stübl<lb/>
ha&#x017F;t, wenn Du nicht in&#x2019;s Freie hinauskann&#x017F;t.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#TIRO">
            <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Walburg.</hi> </hi> </speaker><lb/>
            <p>Ja Madl, dank tau&#x017F;endmal, daß mir die gnä-<lb/>
dig Herr&#x017F;chaft das Stübl da beim Lucas angewie&#x017F;en<lb/>
und mir&#x2019;s nix ko&#x017F;tet.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#MAR">
            <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Marie.</hi> </hi> </speaker><lb/>
            <p>Nun, das war aber natütlich; die Herr&#x017F;chaft<lb/>
kennt Dich ja &#x017F;chon gar lang.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#TIRO">
            <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Walburg.</hi> </hi> </speaker><lb/>
            <p>Jch mein&#x2019;s wohl. Hab ja &#x017F;chon der &#x017F;eligen<lb/>
alten gnädigen Frau &#x2014; Gott trö&#x017F;t&#x2019; &#x017F;ie &#x2014; allwegs<lb/>
die Hand&#x017F;chuh geliefert und auf Michaeli wird&#x2019;s<lb/>
grad fufzig Jahr, daß &#x017F;ie mir im Schloßgarten<lb/>
droben das er&#x017F;te Paar abgekauft hat.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#MAR">
            <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Marie.</hi> </hi> </speaker><lb/>
            <p>Das i&#x017F;t eine &#x017F;chöne Zeit, Walburg.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#TIRO">
            <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Walburg.</hi> </hi> </speaker><lb/>
            <p>Wohl, wohl, &#x2019;i&#x017F;cht&#x2019;s a &#x017F;chöne Zeit. Damals<lb/>
bin ich aber a lu&#x017F;chtig und hüb&#x017F;ch Tirolermadl ge-<lb/>
we&#x017F;&#x2019;n und jetzt bin ich en alt&#x2019;s Weib und en arme<lb/>
Wittib. Seit mir die Franzo&#x017F;en meinen guten An-<lb/>
toni vor der Hütten wegge&#x017F;cho&#x017F;&#x017F;en haben, hab ich<lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[53/0059] Marie. Ein Glück iſt’s, daß Du ſo ein nettes Stübl haſt, wenn Du nicht in’s Freie hinauskannſt. Walburg. Ja Madl, dank tauſendmal, daß mir die gnä- dig Herrſchaft das Stübl da beim Lucas angewieſen und mir’s nix koſtet. Marie. Nun, das war aber natütlich; die Herrſchaft kennt Dich ja ſchon gar lang. Walburg. Jch mein’s wohl. Hab ja ſchon der ſeligen alten gnädigen Frau — Gott tröſt’ ſie — allwegs die Handſchuh geliefert und auf Michaeli wird’s grad fufzig Jahr, daß ſie mir im Schloßgarten droben das erſte Paar abgekauft hat. Marie. Das iſt eine ſchöne Zeit, Walburg. Walburg. Wohl, wohl, ’iſcht’s a ſchöne Zeit. Damals bin ich aber a luſchtig und hübſch Tirolermadl ge- weſ’n und jetzt bin ich en alt’s Weib und en arme Wittib. Seit mir die Franzoſen meinen guten An- toni vor der Hütten weggeſchoſſen haben, hab ich

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein04_1871
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein04_1871/59
Zitationshilfe: Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 4. München, 1871, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein04_1871/59>, abgerufen am 28.04.2024.