Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 4. München, 1871. Casperl (tritt auf). Das ist doch eine wunderschöne Mondnacht; ein wahres Vergnügen in dem Garten herum zu spazieren. Zum Glück ist meine Hosen z'rissen, so daß mich das Teufelsvieh von einem Krokodil hat fallen lassen, über mich hinausgeschossen ist und ich dann durch einen kühnen Seitensprung dem Tode der Verschlingung glücklich entkommen bin. Jm nächstgelegenen Wirthshaus bin ich nachher aus lauter Angst und Schrecken umg'fallen und hab' mich erst durch den Genuß einer halben Maß Pal- menschnapses wieder einigermaßen erholt. Allein ich bin von der Katastrophe so angegriffen, daß ich mich veranlaßt sehe, meine erschöpften Gliedmaßen irgendwo unterzubringen. Auf'm Heu bin ich schon öfter gelegen, warum sollte ich es nicht einmal pro- biren in einer Blume zu schlummern? (Betrachtet die geöffnete Lotosblume.) Ha! Jn diesen Blättern will ich ruhen, die mich hier zum süßen Lager einladen. Ja, ich will in diesem ägyptischen Krautkopf mein Nachtquartier aufschlagen. (Steigt in die Lotosblume.) Ah! Da liegt man ja prächtig, wie auf einem sammtenen Kanape. Aus- gezeichnet, vortrefflich! -- Da kann mich's Kro-- kro--dril -- auch nicht er--wischen. (Schläst schnarchend ein.) Casperl (tritt auf). Das iſt doch eine wunderſchöne Mondnacht; ein wahres Vergnügen in dem Garten herum zu ſpazieren. Zum Glück iſt meine Hoſen z’riſſen, ſo daß mich das Teufelsvieh von einem Krokodil hat fallen laſſen, über mich hinausgeſchoſſen iſt und ich dann durch einen kühnen Seitenſprung dem Tode der Verſchlingung glücklich entkommen bin. Jm nächſtgelegenen Wirthshaus bin ich nachher aus lauter Angſt und Schrecken umg’fallen und hab’ mich erſt durch den Genuß einer halben Maß Pal- menſchnapſes wieder einigermaßen erholt. Allein ich bin von der Kataſtrophe ſo angegriffen, daß ich mich veranlaßt ſehe, meine erſchöpften Gliedmaßen irgendwo unterzubringen. Auf’m Heu bin ich ſchon öfter gelegen, warum ſollte ich es nicht einmal pro- biren in einer Blume zu ſchlummern? (Betrachtet die geöffnete Lotosblume.) Ha! Jn dieſen Blättern will ich ruhen, die mich hier zum ſüßen Lager einladen. Ja, ich will in dieſem ägyptiſchen Krautkopf mein Nachtquartier aufſchlagen. (Steigt in die Lotosblume.) Ah! Da liegt man ja prächtig, wie auf einem ſammtenen Kanape. Aus- gezeichnet, vortrefflich! — Da kann mich’s Kro— kro—dril — auch nicht er—wiſchen. (Schläſt ſchnarchend ein.) <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0040" n="34"/> <sp who="#CASP"> <speaker> <hi rendition="#b">Casperl</hi> </speaker> <stage>(tritt auf).</stage><lb/> <p>Das iſt doch eine wunderſchöne Mondnacht;<lb/> ein wahres Vergnügen in dem Garten herum zu<lb/> ſpazieren. Zum Glück iſt meine Hoſen z’riſſen, ſo<lb/> daß mich das Teufelsvieh von einem Krokodil hat<lb/> fallen laſſen, über mich hinausgeſchoſſen iſt und ich<lb/> dann durch einen kühnen Seitenſprung dem Tode<lb/> der Verſchlingung glücklich entkommen bin. Jm<lb/> nächſtgelegenen Wirthshaus bin ich nachher aus<lb/> lauter Angſt und Schrecken umg’fallen und hab’<lb/> mich erſt durch den Genuß einer halben Maß Pal-<lb/> menſchnapſes wieder einigermaßen erholt. Allein<lb/> ich bin von der Kataſtrophe ſo angegriffen, daß ich<lb/> mich veranlaßt ſehe, meine erſchöpften Gliedmaßen<lb/> irgendwo unterzubringen. Auf’m Heu bin ich ſchon<lb/> öfter gelegen, warum ſollte ich es nicht einmal pro-<lb/> biren in einer Blume zu ſchlummern?</p><lb/> <stage> <hi rendition="#c">(Betrachtet die geöffnete Lotosblume.)</hi> </stage><lb/> <p>Ha! Jn dieſen Blättern will ich ruhen, die mich<lb/> hier zum ſüßen Lager einladen. Ja, ich will in<lb/> dieſem ägyptiſchen Krautkopf mein Nachtquartier<lb/> aufſchlagen.</p> <stage>(Steigt in die Lotosblume.)</stage> <p>Ah! Da liegt man<lb/> ja prächtig, wie auf einem ſammtenen Kanape. Aus-<lb/> gezeichnet, vortrefflich! — Da kann mich’s Kro—<lb/> kro—dril — auch nicht er—wiſchen.</p><lb/> <stage> <hi rendition="#c">(Schläſt ſchnarchend ein.)</hi> </stage> </sp><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [34/0040]
Casperl (tritt auf).
Das iſt doch eine wunderſchöne Mondnacht;
ein wahres Vergnügen in dem Garten herum zu
ſpazieren. Zum Glück iſt meine Hoſen z’riſſen, ſo
daß mich das Teufelsvieh von einem Krokodil hat
fallen laſſen, über mich hinausgeſchoſſen iſt und ich
dann durch einen kühnen Seitenſprung dem Tode
der Verſchlingung glücklich entkommen bin. Jm
nächſtgelegenen Wirthshaus bin ich nachher aus
lauter Angſt und Schrecken umg’fallen und hab’
mich erſt durch den Genuß einer halben Maß Pal-
menſchnapſes wieder einigermaßen erholt. Allein
ich bin von der Kataſtrophe ſo angegriffen, daß ich
mich veranlaßt ſehe, meine erſchöpften Gliedmaßen
irgendwo unterzubringen. Auf’m Heu bin ich ſchon
öfter gelegen, warum ſollte ich es nicht einmal pro-
biren in einer Blume zu ſchlummern?
(Betrachtet die geöffnete Lotosblume.)
Ha! Jn dieſen Blättern will ich ruhen, die mich
hier zum ſüßen Lager einladen. Ja, ich will in
dieſem ägyptiſchen Krautkopf mein Nachtquartier
aufſchlagen. (Steigt in die Lotosblume.) Ah! Da liegt man
ja prächtig, wie auf einem ſammtenen Kanape. Aus-
gezeichnet, vortrefflich! — Da kann mich’s Kro—
kro—dril — auch nicht er—wiſchen.
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Zitationshilfe: | Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 4. München, 1871, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein04_1871/40>, abgerufen am 28.07.2024. |