Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 4. München, 1871. Casperl (Eulert unterbrechend.) Wie? was? Schlipperment! Eulert. Ja -- sie wolle sich an die Gerichte wenden. Casperl. Pfui Teufel! Das ist infam. Was nicht gar? Jch -- Minister und diese ordinäre Person! (Pause. -- -- gerührt.) Und doch! Mein Eulert, Mann meines Vertrauens! Ha! Mein Herz! Mein Gewissen. Meine Erinnerungen! (Setzt sich.) Rathen Sie, Eulert! Helfen Sie! Eulert. Excellenz! Casperl (in tragischem Pathos, rasch aufstehend.) Horen Sie, Eulert: Es war in jener schauerlichen Nacht, wo ich ermüdet, hungrig in die düstersten durstigsten Träume versunken an den Ruinen jenes zerfallenen Schloßes nicht wissend wo oder wie -- in ein ländliches Wirthshaus trat. (Tändelnd.) Ein liebliches Geschöpf trat mir mit freundlichem Will- komm entgegen. Eulert. (bedeutungsvoll.) Jch weiß es. Jn jener Nacht, wo ich Sie als geheimnißvolle Eule umschwebte. Casperl (Eulert unterbrechend.) Wie? was? Schlipperment! Eulert. Ja — ſie wolle ſich an die Gerichte wenden. Casperl. Pfui Teufel! Das iſt infam. Was nicht gar? Jch — Miniſter und dieſe ordinäre Perſon! (Pauſe. — — gerührt.) Und doch! Mein Eulert, Mann meines Vertrauens! Ha! Mein Herz! Mein Gewiſſen. Meine Erinnerungen! (Setzt ſich.) Rathen Sie, Eulert! Helfen Sie! Eulert. Excellenz! Casperl (in tragiſchem Pathos, raſch aufſtehend.) Horen Sie, Eulert: Es war in jener ſchauerlichen Nacht, wo ich ermüdet, hungrig in die düſterſten durſtigſten Träume verſunken an den Ruinen jenes zerfallenen Schloßes nicht wiſſend wo oder wie — in ein ländliches Wirthshaus trat. (Tändelnd.) Ein liebliches Geſchöpf trat mir mit freundlichem Will- komm entgegen. Eulert. (bedeutungsvoll.) Jch weiß es. Jn jener Nacht, wo ich Sie als geheimnißvolle Eule umſchwebte. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0267" n="261"/> <sp who="#CAS"> <speaker> <hi rendition="#b">Casperl</hi> </speaker> <stage>(Eulert unterbrechend.)</stage><lb/> <p>Wie? was? Schlipperment!</p> </sp><lb/> <sp who="#EUL"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Eulert.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Ja — ſie wolle ſich an die Gerichte wenden.</p> </sp><lb/> <sp who="#CAS"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Casperl.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Pfui Teufel! Das iſt infam. Was nicht gar?<lb/><hi rendition="#g">Jch</hi> — Miniſter und dieſe ordinäre Perſon!</p> <stage>(Pauſe.<lb/> — — gerührt.)</stage> <p>Und <hi rendition="#g">doch!</hi> Mein Eulert, Mann meines<lb/> Vertrauens! Ha! Mein Herz! Mein Gewiſſen.<lb/> Meine Erinnerungen!</p> <stage>(Setzt ſich.)</stage> <p>Rathen Sie, Eulert!<lb/> Helfen Sie!</p> </sp><lb/> <sp who="#EUL"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Eulert.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Excellenz!</p> </sp><lb/> <sp who="#CAS"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Casperl</hi> </hi> </speaker><lb/> <stage> <hi rendition="#c">(in tragiſchem Pathos, raſch aufſtehend.)</hi> </stage><lb/> <p>Horen Sie, Eulert: Es war in jener ſchauerlichen<lb/> Nacht, wo ich ermüdet, hungrig in die düſterſten<lb/> durſtigſten Träume verſunken an den Ruinen jenes<lb/> zerfallenen Schloßes nicht wiſſend wo oder wie —<lb/> in ein ländliches Wirthshaus trat.</p> <stage>(Tändelnd.)</stage> <p>Ein<lb/> liebliches Geſchöpf trat mir mit freundlichem Will-<lb/> komm entgegen.</p> </sp><lb/> <sp who="#EUL"> <speaker> <hi rendition="#b">Eulert.</hi> </speaker> <stage>(bedeutungsvoll.)</stage><lb/> <p>Jch weiß es. Jn jener Nacht, wo ich Sie<lb/> als geheimnißvolle Eule umſchwebte.</p> </sp><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [261/0267]
Casperl (Eulert unterbrechend.)
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Jch — Miniſter und dieſe ordinäre Perſon! (Pauſe.
— — gerührt.) Und doch! Mein Eulert, Mann meines
Vertrauens! Ha! Mein Herz! Mein Gewiſſen.
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Casperl
(in tragiſchem Pathos, raſch aufſtehend.)
Horen Sie, Eulert: Es war in jener ſchauerlichen
Nacht, wo ich ermüdet, hungrig in die düſterſten
durſtigſten Träume verſunken an den Ruinen jenes
zerfallenen Schloßes nicht wiſſend wo oder wie —
in ein ländliches Wirthshaus trat. (Tändelnd.) Ein
liebliches Geſchöpf trat mir mit freundlichem Will-
komm entgegen.
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Zitationshilfe: | Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 4. München, 1871, S. 261. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein04_1871/267>, abgerufen am 26.07.2024. |