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Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 4. München, 1871.

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Casperl (gerührt.)
O der gute Geist! Nun brauchen Sie die
Taube nicht mehr, nicht wahr?
(Jm gewöhnlichen Tone.)
Wissen Sie was? Jetzt überlassen Sie mir die
Taube, damit ich Sie rupfen, braten und verzehren
kann. So einen Bißen hab' ich lang nit gehabt.
Bisher bin ich nur mit gerösteten Wildschwein-
schnitzeln gefuttert worden.
Hermann.
Was denkest du? Diese herzige Wundertaube?
Doch jetzt laß uns überlegen, was zu machen ist
und wie es mir möglich wird, meine Braut ihren
Räubern zu entreißen. Du scheinst mir ein guter
Bursche.
Casperl.
Mit dem Reißen wirds schwer halten; denn
das Fräulein ist immer in ein unterirdisches Keller-
loch eingesperrt. Nur in aller Früh und Abends
darf sie ein wenig Luft schnappen und wird von
der alten Hex da heraus geführt. Wenn's fünf
Uhr schlagt, wird sie gleich herauskommen. Ver-
stecken wir uns ein wenig.
Hermann.
Theure Ermelinde! Und so soll ich dich wieder
sehen?
(Beide seitwärts ab.)
Casperl (gerührt.)
O der gute Geiſt! Nun brauchen Sie die
Taube nicht mehr, nicht wahr?
(Jm gewöhnlichen Tone.)
Wiſſen Sie was? Jetzt überlaſſen Sie mir die
Taube, damit ich Sie rupfen, braten und verzehren
kann. So einen Bißen hab’ ich lang nit gehabt.
Bisher bin ich nur mit geröſteten Wildſchwein-
ſchnitzeln gefuttert worden.
Hermann.
Was denkeſt du? Dieſe herzige Wundertaube?
Doch jetzt laß uns überlegen, was zu machen iſt
und wie es mir möglich wird, meine Braut ihren
Räubern zu entreißen. Du ſcheinſt mir ein guter
Burſche.
Casperl.
Mit dem Reißen wirds ſchwer halten; denn
das Fräulein iſt immer in ein unterirdiſches Keller-
loch eingeſperrt. Nur in aller Früh und Abends
darf ſie ein wenig Luft ſchnappen und wird von
der alten Hex da heraus geführt. Wenn’s fünf
Uhr ſchlagt, wird ſie gleich herauskommen. Ver-
ſtecken wir uns ein wenig.
Hermann.
Theure Ermelinde! Und ſo ſoll ich dich wieder
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[218/0224] Casperl (gerührt.) O der gute Geiſt! Nun brauchen Sie die Taube nicht mehr, nicht wahr? (Jm gewöhnlichen Tone.) Wiſſen Sie was? Jetzt überlaſſen Sie mir die Taube, damit ich Sie rupfen, braten und verzehren kann. So einen Bißen hab’ ich lang nit gehabt. Bisher bin ich nur mit geröſteten Wildſchwein- ſchnitzeln gefuttert worden. Hermann. Was denkeſt du? Dieſe herzige Wundertaube? Doch jetzt laß uns überlegen, was zu machen iſt und wie es mir möglich wird, meine Braut ihren Räubern zu entreißen. Du ſcheinſt mir ein guter Burſche. Casperl. Mit dem Reißen wirds ſchwer halten; denn das Fräulein iſt immer in ein unterirdiſches Keller- loch eingeſperrt. Nur in aller Früh und Abends darf ſie ein wenig Luft ſchnappen und wird von der alten Hex da heraus geführt. Wenn’s fünf Uhr ſchlagt, wird ſie gleich herauskommen. Ver- ſtecken wir uns ein wenig. Hermann. Theure Ermelinde! Und ſo ſoll ich dich wieder ſehen? (Beide ſeitwärts ab.)

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Zitationshilfe: Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 4. München, 1871, S. 218. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein04_1871/224>, abgerufen am 04.05.2024.