Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 4. München, 1871. Graf Wolfram. (feierlich.) Also hat das Gesetz durch Richterspruch ge- sprochen, daß Elsbeth, des Herzogs Albert Gemahl, als Zauberin auf dem Scheiterhaufen sterben soll, zur wohlverdienten Strafe. (Trompetenstoß.) Wir müssen es beklagen, vermögen aber den Vollzug des ge- rechten Urtheils nicht zu hemmen. Albert (vortretend.) Und also rede ich, als der Verurtheilten Herr und Gemahl, daß ich Einsprache thue und eintrete für ihre Unschuld in heiligem Gottesgerichtskampfe. Euch, Graf Wolfram, meiner Frau Mutter Bruder und meinem Ohm, Euch dem Ankläger meiner Gemahlin werfe ich den Handschuh hin zum Kampfe mit mir auf Leben und Tod! Wolfram. Was sollte ich mit Euch auf Leben und Tod kämpfen um eine Hexe?! Dafür ist mir mein Schwert zu heilig. Das Urtheil ist gesprochen und mit Fug und Recht ist Elsbeth verurtheilt. Fiat justitia. Albert. Jhr müßt mit mir kämpfen, wenn Jhr ein ehrenhafter Ritter seid. Graf Wolfram. (feierlich.) Alſo hat das Geſetz durch Richterſpruch ge- ſprochen, daß Elsbeth, des Herzogs Albert Gemahl, als Zauberin auf dem Scheiterhaufen ſterben ſoll, zur wohlverdienten Strafe. (Trompetenſtoß.) Wir müſſen es beklagen, vermögen aber den Vollzug des ge- rechten Urtheils nicht zu hemmen. Albert (vortretend.) Und alſo rede ich, als der Verurtheilten Herr und Gemahl, daß ich Einſprache thue und eintrete für ihre Unſchuld in heiligem Gottesgerichtskampfe. Euch, Graf Wolfram, meiner Frau Mutter Bruder und meinem Ohm, Euch dem Ankläger meiner Gemahlin werfe ich den Handſchuh hin zum Kampfe mit mir auf Leben und Tod! Wolfram. Was ſollte ich mit Euch auf Leben und Tod kämpfen um eine Hexe?! Dafür iſt mir mein Schwert zu heilig. Das Urtheil iſt geſprochen und mit Fug und Recht iſt Elsbeth verurtheilt. Fiat justitia. Albert. Jhr müßt mit mir kämpfen, wenn Jhr ein ehrenhafter Ritter ſeid. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0142" n="136"/> <sp who="#WOLF"> <speaker> <hi rendition="#b">Graf Wolfram.</hi> </speaker> <stage>(feierlich.)</stage><lb/> <p><hi rendition="#g">Alſo</hi> hat das Geſetz durch Richterſpruch ge-<lb/> ſprochen, daß Elsbeth, des Herzogs Albert Gemahl,<lb/> als Zauberin auf dem Scheiterhaufen ſterben ſoll,<lb/> zur wohlverdienten Strafe.</p> <stage>(Trompetenſtoß.)</stage> <p>Wir müſſen<lb/> es beklagen, vermögen aber den Vollzug des ge-<lb/> rechten Urtheils nicht zu hemmen.</p> </sp><lb/> <sp who="#ALB"> <speaker> <hi rendition="#b">Albert</hi> </speaker> <stage>(vortretend.)</stage><lb/> <p>Und <hi rendition="#g">alſo</hi> rede <hi rendition="#g">ich,</hi> als der Verurtheilten Herr<lb/> und Gemahl, daß ich Einſprache thue und eintrete<lb/> für ihre Unſchuld in heiligem Gottesgerichtskampfe.<lb/> Euch, Graf Wolfram, meiner Frau Mutter Bruder<lb/> und meinem Ohm, Euch dem Ankläger meiner<lb/> Gemahlin werfe ich den Handſchuh hin zum Kampfe<lb/> mit mir auf Leben und Tod!</p> </sp><lb/> <sp who="#WOLF"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Wolfram.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Was ſollte ich mit Euch auf Leben und Tod<lb/> kämpfen um eine Hexe?! <hi rendition="#g">Dafür</hi> iſt mir mein<lb/> Schwert zu heilig. Das Urtheil iſt geſprochen und<lb/> mit Fug und Recht iſt Elsbeth verurtheilt. <hi rendition="#aq">Fiat<lb/> justitia.</hi></p> </sp><lb/> <sp who="#ALB"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Albert.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Jhr <hi rendition="#g">müßt</hi> mit mir kämpfen, wenn Jhr ein<lb/> ehrenhafter Ritter ſeid.</p> </sp><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [136/0142]
Graf Wolfram. (feierlich.)
Alſo hat das Geſetz durch Richterſpruch ge-
ſprochen, daß Elsbeth, des Herzogs Albert Gemahl,
als Zauberin auf dem Scheiterhaufen ſterben ſoll,
zur wohlverdienten Strafe. (Trompetenſtoß.) Wir müſſen
es beklagen, vermögen aber den Vollzug des ge-
rechten Urtheils nicht zu hemmen.
Albert (vortretend.)
Und alſo rede ich, als der Verurtheilten Herr
und Gemahl, daß ich Einſprache thue und eintrete
für ihre Unſchuld in heiligem Gottesgerichtskampfe.
Euch, Graf Wolfram, meiner Frau Mutter Bruder
und meinem Ohm, Euch dem Ankläger meiner
Gemahlin werfe ich den Handſchuh hin zum Kampfe
mit mir auf Leben und Tod!
Wolfram.
Was ſollte ich mit Euch auf Leben und Tod
kämpfen um eine Hexe?! Dafür iſt mir mein
Schwert zu heilig. Das Urtheil iſt geſprochen und
mit Fug und Recht iſt Elsbeth verurtheilt. Fiat
justitia.
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Zitationshilfe: | Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 4. München, 1871, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein04_1871/142>, abgerufen am 22.07.2024. |