Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 2. München, 1861.
und still gehalten. Ach guter Casperl, du hast auch schon bessere Zeiten gehabt, wie ich und die Mutter! Weißt du noch, wie ich dich immer zu mir auf ein schönes Canapee gesetzt habe und wie du mit mir Caffee getrunken hast? Jetzt heißt's Strohsessel und Milchsuppe! O weh; o weh! -- und die Mutter muß jetzt auch mehr arbeiten, und wir beide haben geflickte Hosen an, daß es eine Schande ist -- -- (Frau Werner wischt sich Thränen aus den Augen.) Ach! und mein guter, guter Papa, der hat uns verlassen, weil ihn der liebe Gott holen ließ zu sich in den Himmel hinauf. Aber wir drei -- ich, die Mutter und du, wir sind jetzt allein auf der Welt -- o weh, o weh, das ist schon zum weinen. -- So wein' doch auch Casperl! -- Mut- ter, -- der Casperl mag nicht weinen! -- warte, wenn du nicht weinen willst! (Gibt der Puppe einen Klaps.) Du abscheulicher Casperl! Frau Werner (vortretend.) Das arme Kind erinnert sich besserer Zeit! Wie schnell sich auch Alles oft wenden kann! Freilich ist ein Unterschied zwischen dem guten Gehalte eines geachteten Beamten und der geringen Pension einer Wittwe! Mein theuerer Karl! warum hat dich
und ſtill gehalten. Ach guter Casperl, du haſt auch ſchon beſſere Zeiten gehabt, wie ich und die Mutter! Weißt du noch, wie ich dich immer zu mir auf ein ſchönes Canapee geſetzt habe und wie du mit mir Caffee getrunken haſt? Jetzt heißt’s Strohſeſſel und Milchſuppe! O weh; o weh! — und die Mutter muß jetzt auch mehr arbeiten, und wir beide haben geflickte Hoſen an, daß es eine Schande iſt — — (Frau Werner wiſcht ſich Thränen aus den Augen.) Ach! und mein guter, guter Papa, der hat uns verlaſſen, weil ihn der liebe Gott holen ließ zu ſich in den Himmel hinauf. Aber wir drei — ich, die Mutter und du, wir ſind jetzt allein auf der Welt — o weh, o weh, das iſt ſchon zum weinen. — So wein’ doch auch Casperl! — Mut- ter, — der Casperl mag nicht weinen! — warte, wenn du nicht weinen willſt! (Gibt der Puppe einen Klaps.) Du abſcheulicher Casperl! Frau Werner (vortretend.) Das arme Kind erinnert ſich beſſerer Zeit! Wie ſchnell ſich auch Alles oft wenden kann! Freilich iſt ein Unterſchied zwiſchen dem guten Gehalte eines geachteten Beamten und der geringen Penſion einer Wittwe! Mein theuerer Karl! warum hat dich <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#LUD"> <p><pb facs="#f0083" n="63"/> und ſtill gehalten. Ach guter Casperl, du haſt<lb/> auch ſchon beſſere Zeiten gehabt, wie ich und die<lb/> Mutter! Weißt du noch, wie ich dich immer zu<lb/> mir auf ein ſchönes Canapee geſetzt habe und wie<lb/> du mit mir Caffee getrunken haſt? Jetzt heißt’s<lb/> Strohſeſſel und Milchſuppe! O weh; o weh! —<lb/> und die Mutter muß jetzt auch mehr arbeiten, und<lb/> wir beide haben geflickte Hoſen an, daß es eine<lb/> Schande iſt — —</p><lb/> <stage> <hi rendition="#c">(Frau <hi rendition="#g">Werner</hi> wiſcht ſich Thränen aus den Augen.)</hi> </stage><lb/> <p>Ach! und mein guter, guter Papa, der hat<lb/> uns verlaſſen, weil ihn der liebe Gott holen ließ<lb/> zu ſich in den Himmel hinauf. Aber wir drei —<lb/> ich, die Mutter und du, wir ſind jetzt allein auf<lb/> der Welt — o weh, o weh, das iſt ſchon zum<lb/> weinen. — So wein’ doch auch Casperl! — Mut-<lb/> ter, — der Casperl mag nicht weinen! — warte,<lb/> wenn du nicht weinen willſt!</p> <stage>(Gibt der Puppe einen Klaps.)</stage><lb/> <p>Du abſcheulicher Casperl!</p> </sp><lb/> <sp who="#FWERNER"> <speaker>Frau Werner</speaker> <stage>(vortretend.)</stage><lb/> <p>Das arme Kind erinnert ſich beſſerer Zeit! Wie<lb/> ſchnell ſich auch Alles oft wenden kann! Freilich<lb/> iſt ein Unterſchied zwiſchen dem guten Gehalte eines<lb/> geachteten Beamten und der geringen Penſion einer<lb/> Wittwe! Mein theuerer Karl! warum hat dich<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [63/0083]
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auch ſchon beſſere Zeiten gehabt, wie ich und die
Mutter! Weißt du noch, wie ich dich immer zu
mir auf ein ſchönes Canapee geſetzt habe und wie
du mit mir Caffee getrunken haſt? Jetzt heißt’s
Strohſeſſel und Milchſuppe! O weh; o weh! —
und die Mutter muß jetzt auch mehr arbeiten, und
wir beide haben geflickte Hoſen an, daß es eine
Schande iſt — —
(Frau Werner wiſcht ſich Thränen aus den Augen.)
Ach! und mein guter, guter Papa, der hat
uns verlaſſen, weil ihn der liebe Gott holen ließ
zu ſich in den Himmel hinauf. Aber wir drei —
ich, die Mutter und du, wir ſind jetzt allein auf
der Welt — o weh, o weh, das iſt ſchon zum
weinen. — So wein’ doch auch Casperl! — Mut-
ter, — der Casperl mag nicht weinen! — warte,
wenn du nicht weinen willſt! (Gibt der Puppe einen Klaps.)
Du abſcheulicher Casperl!
Frau Werner (vortretend.)
Das arme Kind erinnert ſich beſſerer Zeit! Wie
ſchnell ſich auch Alles oft wenden kann! Freilich
iſt ein Unterſchied zwiſchen dem guten Gehalte eines
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