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Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 2. München, 1861.

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meine Diagnose -- kurz man nennt mich einen
zweiten Hypokrates oder Paracelsus!

(Casperl tritt ein.)
Casperl.
Hochelehrtester Herr Doctor! Da draußen steht
schon wieder ein ganzer Rudel Patienten, die ein
Rezept haben wollen von Jhnen. Einen haben's
gar auf einem Wagerl hergschoben; er hat keine
Füß mehr und möcht, daß Sie ihm was eingeben,
damit ihm wieder neue anwachsen; einen Blinden
haben's auch hergführt, der möcht ein paar frische
Augen. Nächstens kommen die Leut ohne Kopf,
damit Sie ihnen Einen aufsetzen.
Sassafras.
Für jetzt ist es mir unmöglich, irgend Jemanden
zu empfangen. Jch muß zu einem Confilium,
welches eben bei dem alten Grafen Hohenfels ge-
halten wird. Wenn die Leute draußen ein Stünd-
chen warten wollen, mag es sein. Jch denke, daß
ich nicht zu lange ausbleibe oder wenn du meinst,
so bestelle sie auf morgen her.
(ab.)
Casperl (allein).
So ist's recht. Geh'n S nur fort, Herr Doc-
tor. Jetzt hab ich Gelegenheit, wieder einmal
meine Diagnoſe — kurz man nennt mich einen
zweiten Hypokrates oder Paracelſus!

(Casperl tritt ein.)
Casperl.
Hochelehrteſter Herr Doctor! Da draußen ſteht
ſchon wieder ein ganzer Rudel Patienten, die ein
Rezept haben wollen von Jhnen. Einen haben’s
gar auf einem Wagerl hergſchoben; er hat keine
Füß mehr und möcht, daß Sie ihm was eingeben,
damit ihm wieder neue anwachſen; einen Blinden
haben’s auch hergführt, der möcht ein paar friſche
Augen. Nächſtens kommen die Leut ohne Kopf,
damit Sie ihnen Einen aufſetzen.
Saſſafras.
Für jetzt iſt es mir unmöglich, irgend Jemanden
zu empfangen. Jch muß zu einem Confilium,
welches eben bei dem alten Grafen Hohenfels ge-
halten wird. Wenn die Leute draußen ein Stünd-
chen warten wollen, mag es ſein. Jch denke, daß
ich nicht zu lange ausbleibe oder wenn du meinſt,
ſo beſtelle ſie auf morgen her.
(ab.)
Casperl (allein).
So iſt’s recht. Geh’n S nur fort, Herr Doc-
tor. Jetzt hab ich Gelegenheit, wieder einmal
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[4/0024] meine Diagnoſe — kurz man nennt mich einen zweiten Hypokrates oder Paracelſus! (Casperl tritt ein.) Casperl. Hochelehrteſter Herr Doctor! Da draußen ſteht ſchon wieder ein ganzer Rudel Patienten, die ein Rezept haben wollen von Jhnen. Einen haben’s gar auf einem Wagerl hergſchoben; er hat keine Füß mehr und möcht, daß Sie ihm was eingeben, damit ihm wieder neue anwachſen; einen Blinden haben’s auch hergführt, der möcht ein paar friſche Augen. Nächſtens kommen die Leut ohne Kopf, damit Sie ihnen Einen aufſetzen. Saſſafras. Für jetzt iſt es mir unmöglich, irgend Jemanden zu empfangen. Jch muß zu einem Confilium, welches eben bei dem alten Grafen Hohenfels ge- halten wird. Wenn die Leute draußen ein Stünd- chen warten wollen, mag es ſein. Jch denke, daß ich nicht zu lange ausbleibe oder wenn du meinſt, ſo beſtelle ſie auf morgen her. (ab.) Casperl (allein). So iſt’s recht. Geh’n S nur fort, Herr Doc- tor. Jetzt hab ich Gelegenheit, wieder einmal

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Zitationshilfe: Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 2. München, 1861, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein02_1861/24>, abgerufen am 26.04.2024.