Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 2. München, 1861. Casperl. No, brav! das ist ja eine Hexerei. Muzl. Du kanntest mich bisher nur als den Kater Muzl. Während die Andern mich herumstießen und durchaus nicht respektirten, wie man, auch ohne ein Mitglied des Vereins gegen Thierquälerei zu sein, einen respektablen Kater aus altem Geschlechte achten sollte, hast du mich mit besonderer Rücksicht behandelt. Dafür bin ich dir dankbar. Casperl. Aber, aber! was ist denn das? Muzl. Unterbrich mich nicht, sonst vergesse ich, was ich dir sagen wollte; mein Gedächtniß ist etwas geschwächt und meine Sprachorgane sind außer Uebung, weil ich so lange nichts gesprochen habe. Höre: Jch bin eigentlich von Geburt aus nicht der Kater Muzl, sondern der Magier und Chemi- cus Professor Katzengold. Jn Folge meiner wis- senschaftlichen Studien und chemischen Experimente hatte ich die Entdeckung machen wollen, daß nicht unser Herrgott die Welt erschaffen hat, sondern daß sie aus der bloßen Naturkraft von selbst ent- Casperl. No, brav! das iſt ja eine Hexerei. Muzl. Du kannteſt mich bisher nur als den Kater Muzl. Während die Andern mich herumſtießen und durchaus nicht reſpektirten, wie man, auch ohne ein Mitglied des Vereins gegen Thierquälerei zu ſein, einen reſpektablen Kater aus altem Geſchlechte achten ſollte, haſt du mich mit beſonderer Rückſicht behandelt. Dafür bin ich dir dankbar. Casperl. Aber, aber! was iſt denn das? Muzl. Unterbrich mich nicht, ſonſt vergeſſe ich, was ich dir ſagen wollte; mein Gedächtniß iſt etwas geſchwächt und meine Sprachorgane ſind außer Uebung, weil ich ſo lange nichts geſprochen habe. Höre: Jch bin eigentlich von Geburt aus nicht der Kater Muzl, ſondern der Magier und Chemi- cus Profeſſor Katzengold. Jn Folge meiner wiſ- ſenſchaftlichen Studien und chemiſchen Experimente hatte ich die Entdeckung machen wollen, daß nicht unſer Herrgott die Welt erſchaffen hat, ſondern daß ſie aus der bloßen Naturkraft von ſelbſt ent- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0196" n="176"/> <sp who="#CASM"> <speaker> <hi rendition="#c">Casperl.</hi> </speaker><lb/> <p>No, brav! das iſt ja eine Hexerei.</p> </sp><lb/> <sp who="#KATZENGOLD"> <speaker> <hi rendition="#c">Muzl.</hi> </speaker><lb/> <p>Du kannteſt mich bisher nur als den Kater<lb/> Muzl. Während die Andern mich herumſtießen<lb/> und durchaus nicht reſpektirten, wie man, auch ohne<lb/> ein Mitglied des Vereins gegen Thierquälerei zu<lb/> ſein, einen reſpektablen Kater aus altem Geſchlechte<lb/> achten ſollte, haſt du mich mit beſonderer Rückſicht<lb/> behandelt. Dafür bin ich dir dankbar.</p> </sp><lb/> <sp who="#CASM"> <speaker> <hi rendition="#c">Casperl.</hi> </speaker><lb/> <p>Aber, aber! was iſt denn das?</p> </sp><lb/> <sp who="#KATZENGOLD"> <speaker> <hi rendition="#c">Muzl.</hi> </speaker><lb/> <p>Unterbrich mich nicht, ſonſt vergeſſe ich, was<lb/> ich dir ſagen wollte; mein Gedächtniß iſt etwas<lb/> geſchwächt und meine Sprachorgane ſind außer<lb/> Uebung, weil ich ſo lange nichts geſprochen habe.<lb/> Höre: Jch bin eigentlich von Geburt aus nicht<lb/> der Kater Muzl, ſondern der Magier und Chemi-<lb/> cus Profeſſor Katzengold. Jn Folge meiner wiſ-<lb/> ſenſchaftlichen Studien und chemiſchen Experimente<lb/> hatte ich die Entdeckung machen wollen, daß nicht<lb/> unſer Herrgott die Welt erſchaffen hat, ſondern<lb/> daß ſie aus der bloßen Naturkraft von ſelbſt ent-<lb/></p> </sp> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [176/0196]
Casperl.
No, brav! das iſt ja eine Hexerei.
Muzl.
Du kannteſt mich bisher nur als den Kater
Muzl. Während die Andern mich herumſtießen
und durchaus nicht reſpektirten, wie man, auch ohne
ein Mitglied des Vereins gegen Thierquälerei zu
ſein, einen reſpektablen Kater aus altem Geſchlechte
achten ſollte, haſt du mich mit beſonderer Rückſicht
behandelt. Dafür bin ich dir dankbar.
Casperl.
Aber, aber! was iſt denn das?
Muzl.
Unterbrich mich nicht, ſonſt vergeſſe ich, was
ich dir ſagen wollte; mein Gedächtniß iſt etwas
geſchwächt und meine Sprachorgane ſind außer
Uebung, weil ich ſo lange nichts geſprochen habe.
Höre: Jch bin eigentlich von Geburt aus nicht
der Kater Muzl, ſondern der Magier und Chemi-
cus Profeſſor Katzengold. Jn Folge meiner wiſ-
ſenſchaftlichen Studien und chemiſchen Experimente
hatte ich die Entdeckung machen wollen, daß nicht
unſer Herrgott die Welt erſchaffen hat, ſondern
daß ſie aus der bloßen Naturkraft von ſelbſt ent-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |