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Ploetz, Alfred: Grundlinien einer Rassenhygiene. Berlin: Fischer, 1895.

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die an das befruchtete Ei gebunden sind. Der andere Theil
wird von dem ganzen complicirten Complex der Um-
gebungskräfte gebildet. Nun ist es durchaus nicht noth-
wendig, dass bei den beiden Kräftecomplexen der Antheil
der zu einem lebendigen Individuum centrirten Kräfte
gleich ist. Nur die Gesammtsumme muss gleich sein. Das
eine Mal, beim Ei, kann der Kräftecomplex, der zum Lebe-
wesen gehört, von dem gesammten Ausgangscomplex der
Entwickelung nur einen kleinen Theil ausmachen, kann
also weniger complicirt sein, als das spätere Mal beim
Individuum, wo ein grösserer Theil äusserer Kräfte in das
wachsende Wesen als innere Anlage eingegangen ist.

Man könnte sich also ganz gut bei einer einfacheren
Zusammensetzung des Eies beruhigen und der Epigenese
einen bedeutend weiteren Spielraum einräumen als Weis-
mann
es thut. An einem Gleichniss wollen wir uns das
Verhältniss noch etwas anschaulicher machen: Wir haben
einen mit Schnee bedeckten Berg, dessen einer Abhang
nur Felsen mit Flechten und Moos, dessen anderer Abhang
dagegen weiter thalwärts mit Moos, Knieholz und Nadelholz
bestanden ist. Die Spitze des Berges ist kegelförmig, etwas
weiter unten erhebt sich zwischen den beiden beschrie-
benen Abhängen ein scharfer Grat. Grade da, wo der
Grat aus dem kegelförmigen Theil entspringt, liegt ein Stein so
vor dem bewaldeten Abhang, dass er eine schief nach aussen
und abwärts gehende Fläche dem kahlen Abhang zukehrt.
Oben an der Bergspitze löst sich nun eine kleine Schnee-
masse ab und rollt, sich vergrössernd zu einem kleinen
Ball, hinunter bis zu dem Stein. Zu schwach, über den
Stein hinüberzurollen, wird der Schneeball von der schiefen
Fläche des Steins so abgelenkt, dass er nach dem kahlen
Abhang zu weiter hinabrollt, um unten als Lawine aus
Schnee, Felsgeröll und niederen Pflanzen anzukommen.

Das befruchtete Ei gleicht der in's Rollen kommenden
Schneemasse, das entstandene Individuum der zu Thal

die an das befruchtete Ei gebunden sind. Der andere Theil
wird von dem ganzen complicirten Complex der Um-
gebungskräfte gebildet. Nun ist es durchaus nicht noth-
wendig, dass bei den beiden Kräftecomplexen der Antheil
der zu einem lebendigen Individuum centrirten Kräfte
gleich ist. Nur die Gesammtsumme muss gleich sein. Das
eine Mal, beim Ei, kann der Kräftecomplex, der zum Lebe-
wesen gehört, von dem gesammten Ausgangscomplex der
Entwickelung nur einen kleinen Theil ausmachen, kann
also weniger complicirt sein, als das spätere Mal beim
Individuum, wo ein grösserer Theil äusserer Kräfte in das
wachsende Wesen als innere Anlage eingegangen ist.

Man könnte sich also ganz gut bei einer einfacheren
Zusammensetzung des Eies beruhigen und der Epigenese
einen bedeutend weiteren Spielraum einräumen als Weis-
mann
es thut. An einem Gleichniss wollen wir uns das
Verhältniss noch etwas anschaulicher machen: Wir haben
einen mit Schnee bedeckten Berg, dessen einer Abhang
nur Felsen mit Flechten und Moos, dessen anderer Abhang
dagegen weiter thalwärts mit Moos, Knieholz und Nadelholz
bestanden ist. Die Spitze des Berges ist kegelförmig, etwas
weiter unten erhebt sich zwischen den beiden beschrie-
benen Abhängen ein scharfer Grat. Grade da, wo der
Grat aus dem kegelförmigen Theil entspringt, liegt ein Stein so
vor dem bewaldeten Abhang, dass er eine schief nach aussen
und abwärts gehende Fläche dem kahlen Abhang zukehrt.
Oben an der Bergspitze löst sich nun eine kleine Schnee-
masse ab und rollt, sich vergrössernd zu einem kleinen
Ball, hinunter bis zu dem Stein. Zu schwach, über den
Stein hinüberzurollen, wird der Schneeball von der schiefen
Fläche des Steins so abgelenkt, dass er nach dem kahlen
Abhang zu weiter hinabrollt, um unten als Lawine aus
Schnee, Felsgeröll und niederen Pflanzen anzukommen.

Das befruchtete Ei gleicht der in’s Rollen kommenden
Schneemasse, das entstandene Individuum der zu Thal

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[28/0048] die an das befruchtete Ei gebunden sind. Der andere Theil wird von dem ganzen complicirten Complex der Um- gebungskräfte gebildet. Nun ist es durchaus nicht noth- wendig, dass bei den beiden Kräftecomplexen der Antheil der zu einem lebendigen Individuum centrirten Kräfte gleich ist. Nur die Gesammtsumme muss gleich sein. Das eine Mal, beim Ei, kann der Kräftecomplex, der zum Lebe- wesen gehört, von dem gesammten Ausgangscomplex der Entwickelung nur einen kleinen Theil ausmachen, kann also weniger complicirt sein, als das spätere Mal beim Individuum, wo ein grösserer Theil äusserer Kräfte in das wachsende Wesen als innere Anlage eingegangen ist. Man könnte sich also ganz gut bei einer einfacheren Zusammensetzung des Eies beruhigen und der Epigenese einen bedeutend weiteren Spielraum einräumen als Weis- mann es thut. An einem Gleichniss wollen wir uns das Verhältniss noch etwas anschaulicher machen: Wir haben einen mit Schnee bedeckten Berg, dessen einer Abhang nur Felsen mit Flechten und Moos, dessen anderer Abhang dagegen weiter thalwärts mit Moos, Knieholz und Nadelholz bestanden ist. Die Spitze des Berges ist kegelförmig, etwas weiter unten erhebt sich zwischen den beiden beschrie- benen Abhängen ein scharfer Grat. Grade da, wo der Grat aus dem kegelförmigen Theil entspringt, liegt ein Stein so vor dem bewaldeten Abhang, dass er eine schief nach aussen und abwärts gehende Fläche dem kahlen Abhang zukehrt. Oben an der Bergspitze löst sich nun eine kleine Schnee- masse ab und rollt, sich vergrössernd zu einem kleinen Ball, hinunter bis zu dem Stein. Zu schwach, über den Stein hinüberzurollen, wird der Schneeball von der schiefen Fläche des Steins so abgelenkt, dass er nach dem kahlen Abhang zu weiter hinabrollt, um unten als Lawine aus Schnee, Felsgeröll und niederen Pflanzen anzukommen. Das befruchtete Ei gleicht der in’s Rollen kommenden Schneemasse, das entstandene Individuum der zu Thal

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Zitationshilfe: Ploetz, Alfred: Grundlinien einer Rassenhygiene. Berlin: Fischer, 1895, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ploetz_rassenhygiene_1895/48>, abgerufen am 23.11.2024.