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Ploetz, Alfred: Grundlinien einer Rassenhygiene. Berlin: Fischer, 1895.

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gleichartige und noch manche andere gehören streng ge-
nommen nicht unter den Begriff Vererbung, sondern unter
den der Variabilität, und werden dort ihre Erwähnung
finden. Dies gilt auch, wenigstens zum Theil, von der
"latenten Vererbung", wo bei einer oder mehreren Zwischen-
generationen die betreffende Eigenschaft nicht zur Ent-
wickelung kommt.

Das nähere Geschehen bei der Vererbung ist noch
nicht sehr aufgeklärt. Zwar darüber ist man ziemlich im
Einverständniss, dass der Process hauptsächlich an die
Kernsubstanz der Ei- und Samenzelle gebunden ist, die,
von beiden Eltern herrührend, durch die Begattung
einander nahe gebracht werden und bei der Befruchtung
zu einem neuen Kern in der Eizelle verschmelzen, aus
der dann durch Theilung alle späteren Zellen des neuen
Körpers hervorgehen.

Allein es bestehen doch noch so wichtige Meinungs-
verschiedenheiten, dass sehr bedeutende Fragen, wie die
der Herkunft der Keimstoffe in Bezug auf den elterlichen
Organismus noch ungelöst sind. Ob direkte Abstammung
der Keimsubstanz eines Individuums von der Keimsubstanz
seiner Eltern besteht, oder ob die Keimstoffe eines Indivi-
duums neu von den Körperzellen desselben Individuums
wiedergebildet werden, das ist eine wichtige und dement-
sprechend stark ventilirte Frage. Francis Galton und Weis-
mann
, sowie die zahlreichen Anhänger ihrer absoluten
Weigerung, irgend eine Art der Abstammung von Keim-
plasma aus Körperplasma anzunehmen, stehen in diesem
Streit gegen Darwin, Haeckel, Hertwig, Romanes,
Spencer, Vries
und andere.

Für uns hat dieser Streit insofern Bedeutung, als die
Frage der sog. "Vererbung erworbener Eigenschaften" eng
damit verbunden wird *). Unter erworbenen Eigenschaften

*) Vergl. auch Ernst Ziegler. Können erworbene pathologische

gleichartige und noch manche andere gehören streng ge-
nommen nicht unter den Begriff Vererbung, sondern unter
den der Variabilität, und werden dort ihre Erwähnung
finden. Dies gilt auch, wenigstens zum Theil, von der
„latenten Vererbung“, wo bei einer oder mehreren Zwischen-
generationen die betreffende Eigenschaft nicht zur Ent-
wickelung kommt.

Das nähere Geschehen bei der Vererbung ist noch
nicht sehr aufgeklärt. Zwar darüber ist man ziemlich im
Einverständniss, dass der Process hauptsächlich an die
Kernsubstanz der Ei- und Samenzelle gebunden ist, die,
von beiden Eltern herrührend, durch die Begattung
einander nahe gebracht werden und bei der Befruchtung
zu einem neuen Kern in der Eizelle verschmelzen, aus
der dann durch Theilung alle späteren Zellen des neuen
Körpers hervorgehen.

Allein es bestehen doch noch so wichtige Meinungs-
verschiedenheiten, dass sehr bedeutende Fragen, wie die
der Herkunft der Keimstoffe in Bezug auf den elterlichen
Organismus noch ungelöst sind. Ob direkte Abstammung
der Keimsubstanz eines Individuums von der Keimsubstanz
seiner Eltern besteht, oder ob die Keimstoffe eines Indivi-
duums neu von den Körperzellen desselben Individuums
wiedergebildet werden, das ist eine wichtige und dement-
sprechend stark ventilirte Frage. Francis Galton und Weis-
mann
, sowie die zahlreichen Anhänger ihrer absoluten
Weigerung, irgend eine Art der Abstammung von Keim-
plasma aus Körperplasma anzunehmen, stehen in diesem
Streit gegen Darwin, Haeckel, Hertwig, Romanes,
Spencer, Vries
und andere.

Für uns hat dieser Streit insofern Bedeutung, als die
Frage der sog. „Vererbung erworbener Eigenschaften“ eng
damit verbunden wird *). Unter erworbenen Eigenschaften

*) Vergl. auch Ernst Ziegler. Können erworbene pathologische
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[22/0042] gleichartige und noch manche andere gehören streng ge- nommen nicht unter den Begriff Vererbung, sondern unter den der Variabilität, und werden dort ihre Erwähnung finden. Dies gilt auch, wenigstens zum Theil, von der „latenten Vererbung“, wo bei einer oder mehreren Zwischen- generationen die betreffende Eigenschaft nicht zur Ent- wickelung kommt. Das nähere Geschehen bei der Vererbung ist noch nicht sehr aufgeklärt. Zwar darüber ist man ziemlich im Einverständniss, dass der Process hauptsächlich an die Kernsubstanz der Ei- und Samenzelle gebunden ist, die, von beiden Eltern herrührend, durch die Begattung einander nahe gebracht werden und bei der Befruchtung zu einem neuen Kern in der Eizelle verschmelzen, aus der dann durch Theilung alle späteren Zellen des neuen Körpers hervorgehen. Allein es bestehen doch noch so wichtige Meinungs- verschiedenheiten, dass sehr bedeutende Fragen, wie die der Herkunft der Keimstoffe in Bezug auf den elterlichen Organismus noch ungelöst sind. Ob direkte Abstammung der Keimsubstanz eines Individuums von der Keimsubstanz seiner Eltern besteht, oder ob die Keimstoffe eines Indivi- duums neu von den Körperzellen desselben Individuums wiedergebildet werden, das ist eine wichtige und dement- sprechend stark ventilirte Frage. Francis Galton und Weis- mann, sowie die zahlreichen Anhänger ihrer absoluten Weigerung, irgend eine Art der Abstammung von Keim- plasma aus Körperplasma anzunehmen, stehen in diesem Streit gegen Darwin, Haeckel, Hertwig, Romanes, Spencer, Vries und andere. Für uns hat dieser Streit insofern Bedeutung, als die Frage der sog. „Vererbung erworbener Eigenschaften“ eng damit verbunden wird *). Unter erworbenen Eigenschaften *) Vergl. auch Ernst Ziegler. Können erworbene pathologische

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Zitationshilfe: Ploetz, Alfred: Grundlinien einer Rassenhygiene. Berlin: Fischer, 1895, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ploetz_rassenhygiene_1895/42>, abgerufen am 27.11.2024.