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Ploetz, Alfred: Grundlinien einer Rassenhygiene. Berlin: Fischer, 1895.

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sellschaft und das Stück Erde, auf dem sie lebt. Soll Allen
die gleiche individuelle Entfaltung gewährleistet werden, so
ist die erste Forderung die, dass die Gesammtheit der
verfügbaren Natur (einschliesslich der von den früheren
Generationen geschaffenen Productionsmittel) zur Gesammt-
heit der Menschen in ein solches Verhältniss gebracht
wird, dass Jeder -- bei gleicher Zugänglichkeit der
Natur -- mit Durchschnitts-Arbeitskraft mindestens die
nothwendigen Bedürfnisse des individuellen und Gattung-
lebens befriedigen kann.

Diese Forderung werde ich die der angepassten Summen
der Bevölkerung und der Productionsmittel oder kurweg
die Forderung der angepassten Summen nennen.

Als zweite allgemeine Forderung muss die Bedingung
erfüllt werden, dass der Grad der Benutzbarkeit der Natur,
überhaupt aller Productionsmittel, für Alle der gleiche ist.

Diese Forderung werde ich die des gleichen Nutz-
rechtes der Productionsmittel oder kurz die des gleichen
Nutzrechtes
nennen.

Die Factoren Rohstoff und Werkzeug der Arbeit für
die Befriedigung der Bedürfnisse wären nun in gleichem und
ausreichendem Maasse gesichert. Allein das genügt noch
nicht. Wer keine oder nur eine schwache Arbeitskraft
besitzt, könnte doch noch verhungern, wenn nicht das
Postulat erfüllt würde, die Arbeitsproductivität zum Theil
oder ganz versagender Arbeitskraft Einzelner auf die durch-
schnittliche Arbeitsproductivität Aller zu ergänzen. Dadurch
würde z. B. einem 60jährigen nur halb arbeitsfähigen Mann,
einer schwangeren Frau, einem geschwächten Kranken,
sowie den Kindern die volle Befriedigung der nothwendigen
Bedürfnisse garantirt. Dies werde ich die Versicherungs-
Forderung
nennen.

Diese drei Elementar-Forderungen der nonselectorischen
Systeme zielen hin auf die Entfaltungsmöglichkeit aller
Individuen, der schwachen wie der starken, sie müssen

sellschaft und das Stück Erde, auf dem sie lebt. Soll Allen
die gleiche individuelle Entfaltung gewährleistet werden, so
ist die erste Forderung die, dass die Gesammtheit der
verfügbaren Natur (einschliesslich der von den früheren
Generationen geschaffenen Productionsmittel) zur Gesammt-
heit der Menschen in ein solches Verhältniss gebracht
wird, dass Jeder — bei gleicher Zugänglichkeit der
Natur — mit Durchschnitts-Arbeitskraft mindestens die
nothwendigen Bedürfnisse des individuellen und Gattung-
lebens befriedigen kann.

Diese Forderung werde ich die der angepassten Summen
der Bevölkerung und der Productionsmittel oder kurweg
die Forderung der angepassten Summen nennen.

Als zweite allgemeine Forderung muss die Bedingung
erfüllt werden, dass der Grad der Benutzbarkeit der Natur,
überhaupt aller Productionsmittel, für Alle der gleiche ist.

Diese Forderung werde ich die des gleichen Nutz-
rechtes der Productionsmittel oder kurz die des gleichen
Nutzrechtes
nennen.

Die Factoren Rohstoff und Werkzeug der Arbeit für
die Befriedigung der Bedürfnisse wären nun in gleichem und
ausreichendem Maasse gesichert. Allein das genügt noch
nicht. Wer keine oder nur eine schwache Arbeitskraft
besitzt, könnte doch noch verhungern, wenn nicht das
Postulat erfüllt würde, die Arbeitsproductivität zum Theil
oder ganz versagender Arbeitskraft Einzelner auf die durch-
schnittliche Arbeitsproductivität Aller zu ergänzen. Dadurch
würde z. B. einem 60jährigen nur halb arbeitsfähigen Mann,
einer schwangeren Frau, einem geschwächten Kranken,
sowie den Kindern die volle Befriedigung der nothwendigen
Bedürfnisse garantirt. Dies werde ich die Versicherungs-
Forderung
nennen.

Diese drei Elementar-Forderungen der nonselectorischen
Systeme zielen hin auf die Entfaltungsmöglichkeit aller
Individuen, der schwachen wie der starken, sie müssen

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[200/0220] sellschaft und das Stück Erde, auf dem sie lebt. Soll Allen die gleiche individuelle Entfaltung gewährleistet werden, so ist die erste Forderung die, dass die Gesammtheit der verfügbaren Natur (einschliesslich der von den früheren Generationen geschaffenen Productionsmittel) zur Gesammt- heit der Menschen in ein solches Verhältniss gebracht wird, dass Jeder — bei gleicher Zugänglichkeit der Natur — mit Durchschnitts-Arbeitskraft mindestens die nothwendigen Bedürfnisse des individuellen und Gattung- lebens befriedigen kann. Diese Forderung werde ich die der angepassten Summen der Bevölkerung und der Productionsmittel oder kurweg die Forderung der angepassten Summen nennen. Als zweite allgemeine Forderung muss die Bedingung erfüllt werden, dass der Grad der Benutzbarkeit der Natur, überhaupt aller Productionsmittel, für Alle der gleiche ist. Diese Forderung werde ich die des gleichen Nutz- rechtes der Productionsmittel oder kurz die des gleichen Nutzrechtes nennen. Die Factoren Rohstoff und Werkzeug der Arbeit für die Befriedigung der Bedürfnisse wären nun in gleichem und ausreichendem Maasse gesichert. Allein das genügt noch nicht. Wer keine oder nur eine schwache Arbeitskraft besitzt, könnte doch noch verhungern, wenn nicht das Postulat erfüllt würde, die Arbeitsproductivität zum Theil oder ganz versagender Arbeitskraft Einzelner auf die durch- schnittliche Arbeitsproductivität Aller zu ergänzen. Dadurch würde z. B. einem 60jährigen nur halb arbeitsfähigen Mann, einer schwangeren Frau, einem geschwächten Kranken, sowie den Kindern die volle Befriedigung der nothwendigen Bedürfnisse garantirt. Dies werde ich die Versicherungs- Forderung nennen. Diese drei Elementar-Forderungen der nonselectorischen Systeme zielen hin auf die Entfaltungsmöglichkeit aller Individuen, der schwachen wie der starken, sie müssen

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Zitationshilfe: Ploetz, Alfred: Grundlinien einer Rassenhygiene. Berlin: Fischer, 1895, S. 200. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ploetz_rassenhygiene_1895/220>, abgerufen am 24.11.2024.