tern vorziehen, ist der, dass hinter solchen Formen sich im Grossen und Ganzen eher sympathische und nützliche Charaktere verbergen als hinter hässlichen Gesichtern. Ausnahmen kommen natürlich vor, ändern aber nichts an an der Regel. Lombroso macht einige interessante An- gaben hierüber (Der Verbrecher. Deutsch von Fränkel. Hamburg 1887. S. 243 u. ff.): "Einen wirklich Ehrlichen mit vollständigem Verbrechertyp habe ich unter 400 Indi- viduen nur einmal gefunden .... So muss ich denn sagen, dass die typische Verbrecher-Physiognomie nur aus- nahmsweise bei ehrlichen Leuten und fast regelmässig bei unehrlichen vorkommt .... Das instinctive Erkennen des Verbrechertypus ist eine schwer zu erklärende That- sache. Zweifellos giebt es aber Personen besonders unter den Frauen, die diese Gabe in hohem Grade besitzen und auf dem Widerwillen, den sie beim ersten Anblick gewisser Physiognomien empfinden, ihr meist zutreffendes Urtheil begründen .... Dem unwillkürlichen, aber allgemeinen Bewusstsein, dass es einen dem Verbrecher eigenthümlichen Gesichtsausdruck giebt, verdankt man die Bezeichnungen: "Spitzbuben-, Mördergesicht" u. s. w. ... Wie soll man aber dieses unwillkürliche Bewusstsein erklären? ... Ich vermuthe, dass dahinter eine vererbte Erscheinung steckt. Der Eindruck, den unsere Väter unsern Kin- dern hinterlassen haben, ist gleichsam zum unbewussten Wahrnehmen geworden, ähnlich demjenigen der kleinen Vögel, die in unseren Wohnungen gross geworden, vor Schreck mit Flügel und Schnabel gegen die Gitter des Käfigs schlagen, wenn sie einen Raubvogel vorüberfliegen sehen, der nicht ihnen, sondern nur ihren Voreltern bekannt gewesen ist .... Die Untersuchung von 800 ehrlichen Leuten hat uns ergeben, dass Degenerationszeichen in der Gesichtsbildung auch bei ihnen zwar vorkommen, aber niemals so viele auf einmal wie bei Verbrechern, und dass wenn es je der Fall ist, der Verdacht auf eine versteckte
tern vorziehen, ist der, dass hinter solchen Formen sich im Grossen und Ganzen eher sympathische und nützliche Charaktere verbergen als hinter hässlichen Gesichtern. Ausnahmen kommen natürlich vor, ändern aber nichts an an der Regel. Lombroso macht einige interessante An- gaben hierüber (Der Verbrecher. Deutsch von Fränkel. Hamburg 1887. S. 243 u. ff.): „Einen wirklich Ehrlichen mit vollständigem Verbrechertyp habe ich unter 400 Indi- viduen nur einmal gefunden .... So muss ich denn sagen, dass die typische Verbrecher-Physiognomie nur aus- nahmsweise bei ehrlichen Leuten und fast regelmässig bei unehrlichen vorkommt .... Das instinctive Erkennen des Verbrechertypus ist eine schwer zu erklärende That- sache. Zweifellos giebt es aber Personen besonders unter den Frauen, die diese Gabe in hohem Grade besitzen und auf dem Widerwillen, den sie beim ersten Anblick gewisser Physiognomien empfinden, ihr meist zutreffendes Urtheil begründen .... Dem unwillkürlichen, aber allgemeinen Bewusstsein, dass es einen dem Verbrecher eigenthümlichen Gesichtsausdruck giebt, verdankt man die Bezeichnungen: „Spitzbuben-, Mördergesicht“ u. s. w. … Wie soll man aber dieses unwillkürliche Bewusstsein erklären? … Ich vermuthe, dass dahinter eine vererbte Erscheinung steckt. Der Eindruck, den unsere Väter unsern Kin- dern hinterlassen haben, ist gleichsam zum unbewussten Wahrnehmen geworden, ähnlich demjenigen der kleinen Vögel, die in unseren Wohnungen gross geworden, vor Schreck mit Flügel und Schnabel gegen die Gitter des Käfigs schlagen, wenn sie einen Raubvogel vorüberfliegen sehen, der nicht ihnen, sondern nur ihren Voreltern bekannt gewesen ist .... Die Untersuchung von 800 ehrlichen Leuten hat uns ergeben, dass Degenerationszeichen in der Gesichtsbildung auch bei ihnen zwar vorkommen, aber niemals so viele auf einmal wie bei Verbrechern, und dass wenn es je der Fall ist, der Verdacht auf eine versteckte
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tern vorziehen, ist der, dass hinter solchen Formen sich
im Grossen und Ganzen eher sympathische und nützliche
Charaktere verbergen als hinter hässlichen Gesichtern.
Ausnahmen kommen natürlich vor, ändern aber nichts an
an der Regel. Lombroso macht einige interessante An-
gaben hierüber (Der Verbrecher. Deutsch von Fränkel.
Hamburg 1887. S. 243 u. ff.): „Einen wirklich Ehrlichen
mit vollständigem Verbrechertyp habe ich unter 400 Indi-
viduen nur einmal gefunden .... So muss ich denn
sagen, dass die typische Verbrecher-Physiognomie nur aus-
nahmsweise bei ehrlichen Leuten und fast regelmässig bei
unehrlichen vorkommt .... Das instinctive Erkennen
des Verbrechertypus ist eine schwer zu erklärende That-
sache. Zweifellos giebt es aber Personen besonders unter
den Frauen, die diese Gabe in hohem Grade besitzen und
auf dem Widerwillen, den sie beim ersten Anblick gewisser
Physiognomien empfinden, ihr meist zutreffendes Urtheil
begründen .... Dem unwillkürlichen, aber allgemeinen
Bewusstsein, dass es einen dem Verbrecher eigenthümlichen
Gesichtsausdruck giebt, verdankt man die Bezeichnungen:
„Spitzbuben-, Mördergesicht“ u. s. w. … Wie soll
man aber dieses unwillkürliche Bewusstsein erklären? …
Ich vermuthe, dass dahinter eine vererbte Erscheinung
steckt. Der Eindruck, den unsere Väter unsern Kin-
dern hinterlassen haben, ist gleichsam zum unbewussten
Wahrnehmen geworden, ähnlich demjenigen der kleinen
Vögel, die in unseren Wohnungen gross geworden, vor
Schreck mit Flügel und Schnabel gegen die Gitter des
Käfigs schlagen, wenn sie einen Raubvogel vorüberfliegen
sehen, der nicht ihnen, sondern nur ihren Voreltern bekannt
gewesen ist .... Die Untersuchung von 800 ehrlichen
Leuten hat uns ergeben, dass Degenerationszeichen in der
Gesichtsbildung auch bei ihnen zwar vorkommen, aber
niemals so viele auf einmal wie bei Verbrechern, und dass
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Ploetz, Alfred: Grundlinien einer Rassenhygiene. Berlin: Fischer, 1895, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ploetz_rassenhygiene_1895/129>, abgerufen am 24.11.2024.
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