Platen, August von: Der romantische Oedipus. Stuttgart u. a., 1829. Zelinde. Arzene[i]'n zu kaufen, Lieber, braucht's des Arztes Unterschrift. Diagoras. Einen Holzstoß bau' ich, wie der Phönix sein entflammtes Nest. Zelinde. Und wie Dejanira schick' ich dir ein Kleid; doch von Asbest. Diagoras. Nun, so wird das Schwert mir halten irgend ein geduld'ger Christ. Zelinde. Leichter ist, es vorzuhalten, als hineinzurennen ist. Diagoras. Sey es, doch mich auszuhungern, fehlt Entschluß und Muth mir nicht. Zelinde. Morgen lad' ich dich zur Tafel; denn es giebt dein Leibgericht. Diagoras. Phlegma scheint mir deine Tugend! Zelinde. Hitze scheint mir dein Vergehn! Diagoras. Wann denn endlich darf ich hoffen? Zelinde. "Wann die Todten auferstehn!" Diagoras. Nun, so laß mich sterben! Lebe wohl und deinem Gatten treu! Eher als dein Herz entzündet sich ein Schober nasses Heu! Dorten will ich sterben, wo ich dich zum erstenmal gesehn, Wo die grünen Bäume rauschen, wo die leisen Lüfte wehn, Zelinde. Arzene[i]'n zu kaufen, Lieber, braucht's des Arztes Unterſchrift. Diagoras. Einen Holzſtoß bau' ich, wie der Phoͤnix ſein entflammtes Neſt. Zelinde. Und wie Dejanira ſchick' ich dir ein Kleid; doch von Asbeſt. Diagoras. Nun, ſo wird das Schwert mir halten irgend ein geduld'ger Chriſt. Zelinde. Leichter iſt, es vorzuhalten, als hineinzurennen iſt. Diagoras. Sey es, doch mich auszuhungern, fehlt Entſchluß und Muth mir nicht. Zelinde. Morgen lad' ich dich zur Tafel; denn es giebt dein Leibgericht. Diagoras. Phlegma ſcheint mir deine Tugend! Zelinde. Hitze ſcheint mir dein Vergehn! Diagoras. Wann denn endlich darf ich hoffen? Zelinde. „Wann die Todten auferſtehn!“ Diagoras. Nun, ſo laß mich ſterben! Lebe wohl und deinem Gatten treu! Eher als dein Herz entzuͤndet ſich ein Schober naſſes Heu! Dorten will ich ſterben, wo ich dich zum erſtenmal geſehn, Wo die gruͤnen Baͤume rauſchen, wo die leiſen Luͤfte wehn, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0029" n="23"/> <sp who="#ZEL"> <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Zelinde</hi>.</hi> </speaker><lb/> <p>Arzene<supplied>i</supplied>'n zu kaufen, Lieber, braucht's des Arztes Unterſchrift.</p> </sp><lb/> <sp who="#DIA"> <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Diagoras</hi>.</hi> </speaker><lb/> <p>Einen Holzſtoß bau' ich, wie der Phoͤnix ſein entflammtes<lb/> Neſt.</p> </sp><lb/> <sp who="#ZEL"> <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Zelinde</hi>.</hi> </speaker><lb/> <p>Und wie Dejanira ſchick' ich dir ein Kleid; doch von Asbeſt.</p> </sp><lb/> <sp who="#DIA"> <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Diagoras</hi>.</hi> </speaker><lb/> <p>Nun, ſo wird das Schwert mir halten irgend ein geduld'ger<lb/> Chriſt.</p> </sp><lb/> <sp who="#ZEL"> <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Zelinde</hi>.</hi> </speaker><lb/> <p>Leichter iſt, es vorzuhalten, als hineinzurennen iſt.</p> </sp><lb/> <sp who="#DIA"> <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Diagoras</hi>.</hi> </speaker><lb/> <p>Sey es, doch mich auszuhungern, fehlt Entſchluß und Muth<lb/> mir nicht.</p> </sp><lb/> <sp who="#ZEL"> <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Zelinde</hi>.</hi> </speaker><lb/> <p>Morgen lad' ich dich zur Tafel; denn es giebt dein Leibgericht.</p> </sp><lb/> <sp who="#DIA"> <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Diagoras</hi>.</hi> </speaker><lb/> <p>Phlegma ſcheint mir deine Tugend!</p> </sp><lb/> <sp who="#ZEL"> <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Zelinde</hi>.</hi> </speaker><lb/> <p>Hitze ſcheint mir dein Vergehn!</p> </sp><lb/> <sp who="#DIA"> <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Diagoras</hi>.</hi> </speaker><lb/> <p>Wann denn endlich darf ich hoffen?</p> </sp><lb/> <sp who="#ZEL"> <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Zelinde</hi>.</hi> </speaker><lb/> <p>„Wann die Todten auferſtehn!“</p> </sp><lb/> <sp who="#DIA"> <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Diagoras</hi>.</hi> </speaker><lb/> <p>Nun, ſo laß mich ſterben! Lebe wohl und deinem Gatten<lb/> treu!<lb/> Eher als dein Herz entzuͤndet ſich ein Schober naſſes Heu!<lb/> Dorten will ich ſterben, wo ich dich zum erſtenmal geſehn,<lb/> Wo die gruͤnen Baͤume rauſchen, wo die leiſen Luͤfte wehn,<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [23/0029]
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Diagoras.
Einen Holzſtoß bau' ich, wie der Phoͤnix ſein entflammtes
Neſt.
Zelinde.
Und wie Dejanira ſchick' ich dir ein Kleid; doch von Asbeſt.
Diagoras.
Nun, ſo wird das Schwert mir halten irgend ein geduld'ger
Chriſt.
Zelinde.
Leichter iſt, es vorzuhalten, als hineinzurennen iſt.
Diagoras.
Sey es, doch mich auszuhungern, fehlt Entſchluß und Muth
mir nicht.
Zelinde.
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Phlegma ſcheint mir deine Tugend!
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Wann denn endlich darf ich hoffen?
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„Wann die Todten auferſtehn!“
Diagoras.
Nun, ſo laß mich ſterben! Lebe wohl und deinem Gatten
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Eher als dein Herz entzuͤndet ſich ein Schober naſſes Heu!
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Zitationshilfe: | Platen, August von: Der romantische Oedipus. Stuttgart u. a., 1829, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/platen_oedipus_1829/29>, abgerufen am 31.07.2024. |