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Planck, Max: Vorlesungen über Thermodynamik. Leipzig: Veit & C., 1897.

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Der erste Hauptsatz der Wärmetheorie.
in dem obigen Beispiel geschehen, als die mittlere Zimmer-
temperatur, also etwa 18° C., angenommen. Ebenso wird der
Druck als Atmosphärendruck vorausgesetzt; derselbe hat übrigens,
bei gegebener Temperatur, nur wenig Einfluss auf die Energie,
bei idealen Gasen überhaupt keinen [Gleichung (35)].

Ferner bedarf es noch der Angabe des Aggregatzustandes.
Man kann denselben, falls Verwechslungen zu befürchten sind,
dadurch bezeichnen, dass man für den festen Zustand eckige
Klammern wie oben, für den flüssigen runde, und für den gas-
förmigen geschwungene Klammern anwendet. So bedeutet [H2O],
(H2O), {H2O} die Energie eines Moleküls Wasser als Eis, als
Flüssigkeit, und als Dampf. Daher ist für das Schmelzen bei 0°:
(H2O) -- [H2O] = 80·18 = 1440 cal.
Endlich ist es manchmal wünschenswerth, z. B. bei fester Kohle,
Schwefel, Arsen, oder bei isomeren Verbindungen, auch noch
eine Angabe über die spezielle Modification der Substanz hinzu-
zufügen. Das kann jedesmal in besonderer Weise geschehen.

Mit diesen Symbolen lässt sich nun, wie mit bestimmten
Grössen, rechnen, und dadurch manche Betrachtung wesentlich
abkürzen, die sonst nur durch mehr oder minder verwickelte
Ueberlegungen durchzuführen wäre. Vergl. hierzu die Beispiele
weiter unten.

§ 96. Zur Bezeichnung der Energie einer Lösung oder
Mischung mehrerer Verbindungen kann man die Formeln für
die Molekulargewichte mit den entsprechenden Molekülzahlen
direkt nebeneinander schreiben. So bedeutet:
(H2SO4) + 5 (H2O) -- (H2SO4·5 H2O) = 13100 cal,
dass beim Auflösen eines Moleküls Schwefelsäurehydrat in 5 Mole-
külen Wasser die Wärme 13100 cal frei wird. Aehnlich gibt
die Gleichung:
(H2SO4) + 10 (H2O) -- (H2SO4·10 H2O) = 15100 cal
die Wärmetönung beim Auflösen in 10 Molekülen Wasser. Durch
Subtraktion der beiden Gleichungen erhält man daraus:
(H2SO4·5 H2O) + 5 (H2O) -- (H2SO4·10 H2O) = 2000 cal,
d. h. die Verdünnung einer Lösung von 1 Molekül Schwefel-
säurehydrat in 5 Molekülen Wasser mit weiteren 5 Molekülen
Wasser ergibt eine Wärmetönung von 2000 cal.

Der erste Hauptsatz der Wärmetheorie.
in dem obigen Beispiel geschehen, als die mittlere Zimmer-
temperatur, also etwa 18° C., angenommen. Ebenso wird der
Druck als Atmosphärendruck vorausgesetzt; derselbe hat übrigens,
bei gegebener Temperatur, nur wenig Einfluss auf die Energie,
bei idealen Gasen überhaupt keinen [Gleichung (35)].

Ferner bedarf es noch der Angabe des Aggregatzustandes.
Man kann denselben, falls Verwechslungen zu befürchten sind,
dadurch bezeichnen, dass man für den festen Zustand eckige
Klammern wie oben, für den flüssigen runde, und für den gas-
förmigen geschwungene Klammern anwendet. So bedeutet [H2O],
(H2O), {H2O} die Energie eines Moleküls Wasser als Eis, als
Flüssigkeit, und als Dampf. Daher ist für das Schmelzen bei 0°:
(H2O) — [H2O] = 80·18 = 1440 cal.
Endlich ist es manchmal wünschenswerth, z. B. bei fester Kohle,
Schwefel, Arsen, oder bei isomeren Verbindungen, auch noch
eine Angabe über die spezielle Modification der Substanz hinzu-
zufügen. Das kann jedesmal in besonderer Weise geschehen.

Mit diesen Symbolen lässt sich nun, wie mit bestimmten
Grössen, rechnen, und dadurch manche Betrachtung wesentlich
abkürzen, die sonst nur durch mehr oder minder verwickelte
Ueberlegungen durchzuführen wäre. Vergl. hierzu die Beispiele
weiter unten.

§ 96. Zur Bezeichnung der Energie einer Lösung oder
Mischung mehrerer Verbindungen kann man die Formeln für
die Molekulargewichte mit den entsprechenden Molekülzahlen
direkt nebeneinander schreiben. So bedeutet:
(H2SO4) + 5 (H2O) — (H2SO4·5 H2O) = 13100 cal,
dass beim Auflösen eines Moleküls Schwefelsäurehydrat in 5 Mole-
külen Wasser die Wärme 13100 cal frei wird. Aehnlich gibt
die Gleichung:
(H2SO4) + 10 (H2O) — (H2SO4·10 H2O) = 15100 cal
die Wärmetönung beim Auflösen in 10 Molekülen Wasser. Durch
Subtraktion der beiden Gleichungen erhält man daraus:
(H2SO4·5 H2O) + 5 (H2O) — (H2SO4·10 H2O) = 2000 cal,
d. h. die Verdünnung einer Lösung von 1 Molekül Schwefel-
säurehydrat in 5 Molekülen Wasser mit weiteren 5 Molekülen
Wasser ergibt eine Wärmetönung von 2000 cal.

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[64/0080] Der erste Hauptsatz der Wärmetheorie. in dem obigen Beispiel geschehen, als die mittlere Zimmer- temperatur, also etwa 18° C., angenommen. Ebenso wird der Druck als Atmosphärendruck vorausgesetzt; derselbe hat übrigens, bei gegebener Temperatur, nur wenig Einfluss auf die Energie, bei idealen Gasen überhaupt keinen [Gleichung (35)]. Ferner bedarf es noch der Angabe des Aggregatzustandes. Man kann denselben, falls Verwechslungen zu befürchten sind, dadurch bezeichnen, dass man für den festen Zustand eckige Klammern wie oben, für den flüssigen runde, und für den gas- förmigen geschwungene Klammern anwendet. So bedeutet [H2O], (H2O), {H2O} die Energie eines Moleküls Wasser als Eis, als Flüssigkeit, und als Dampf. Daher ist für das Schmelzen bei 0°: (H2O) — [H2O] = 80·18 = 1440 cal. Endlich ist es manchmal wünschenswerth, z. B. bei fester Kohle, Schwefel, Arsen, oder bei isomeren Verbindungen, auch noch eine Angabe über die spezielle Modification der Substanz hinzu- zufügen. Das kann jedesmal in besonderer Weise geschehen. Mit diesen Symbolen lässt sich nun, wie mit bestimmten Grössen, rechnen, und dadurch manche Betrachtung wesentlich abkürzen, die sonst nur durch mehr oder minder verwickelte Ueberlegungen durchzuführen wäre. Vergl. hierzu die Beispiele weiter unten. § 96. Zur Bezeichnung der Energie einer Lösung oder Mischung mehrerer Verbindungen kann man die Formeln für die Molekulargewichte mit den entsprechenden Molekülzahlen direkt nebeneinander schreiben. So bedeutet: (H2SO4) + 5 (H2O) — (H2SO4·5 H2O) = 13100 cal, dass beim Auflösen eines Moleküls Schwefelsäurehydrat in 5 Mole- külen Wasser die Wärme 13100 cal frei wird. Aehnlich gibt die Gleichung: (H2SO4) + 10 (H2O) — (H2SO4·10 H2O) = 15100 cal die Wärmetönung beim Auflösen in 10 Molekülen Wasser. Durch Subtraktion der beiden Gleichungen erhält man daraus: (H2SO4·5 H2O) + 5 (H2O) — (H2SO4·10 H2O) = 2000 cal, d. h. die Verdünnung einer Lösung von 1 Molekül Schwefel- säurehydrat in 5 Molekülen Wasser mit weiteren 5 Molekülen Wasser ergibt eine Wärmetönung von 2000 cal.

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Zitationshilfe: Planck, Max: Vorlesungen über Thermodynamik. Leipzig: Veit & C., 1897, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/planck_thermodynamik_1897/80>, abgerufen am 25.11.2024.