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Planck, Max: Vorlesungen über Thermodynamik. Leipzig: Veit & C., 1897.

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Verdünnte Lösungen.
d. h. die beiden Lösungen sind isohydrisch, wenn in ihnen die
Concentration des gemeinsamen Ions H3C-2O2 die nämliche ist.
Dieser Satz wurde zuerst von Arrhenius ausgesprochen und an
zahlreichen Messungen verificirt.

In allen Fällen, wo die genannte Bedingung der Isohydrie
nicht realisirt ist, müssen bei der Vermischung der Lösungen
chemische Umwandlungen: Dissociation oder Association, vor
sich gehen. Von der Richtung und der Grösse dieser Um-
wandlungen gewinnt man eine Vorstellung, wenn man sich die
beiden gelösten Stoffe (Essigsäure und Natriumacetat) getrennt,
und die gesammte Menge des Lösungsmittels (Wasser) so auf
dieselben vertheilt denkt, dass die Lösungen isohydrisch werden.
Befinden sich z. B. beide Lösungen ursprünglich in normaler
Verdünnung (1 gr Molekül in 1 Liter Lösung), so werden sie
nicht isohydrisch sein, weil Natriumacetat in normaler Ver-
dünnung bedeutend stärker dissociirt ist, also eine grössere Con-
centration der H3C-2O2-Ionen besitzt als Essigsäure. Um nun
das gesammte Lösungswasser so auf die beiden Elektrolyte zu
vertheilen, dass die Concentration des gemeinsamen Ions H3C-2O2
in beiden Lösungen dieselbe wird, muss man dem schwächer
dissociirten Elektrolyt Essigsäure Lösungswasser entziehen und
dies dem stärker dissociirten Natriumacetat hinzufügen. Denn
in Folge der abnehmenden Verdünnung geht zwar die Dissociation
der Essigsäure zurück, die Concentration der freien Ionen in
der Säure wächst aber dennoch, wie man leicht aus § 262 findet,
weil die Ionen auf eine kleinere Wassermenge zusammengedrängt
werden. Ebenso nimmt die Dissociation des Natriumacetats mit
dem Wasserzusatz zu, die Concentration der freien Ionen des
Salzes nimmt aber ab, weil die Ionen sich durch eine grössere
Wassermenge verbreiten. So kann man es erreichen, dass die
Concentration des gemeinsamen Ions H3C-2O2 in beiden Lösungen
gleich wird, und dann sind die Lösungen isohydrisch, d. h. sie
befinden sich in demjenigen Dissociationszustand, der bei einer
Vermischung der Lösungen nicht mehr geändert wird. Dies ist
also zugleich auch der Zustand, den die beiden gemischten
Normallösungen schliesslich im Gleichgewicht annehmen, und es
folgt daraus der Satz, dass bei der Vermischung zweier gleich

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Verdünnte Lösungen.
d. h. die beiden Lösungen sind isohydrisch, wenn in ihnen die
Concentration des gemeinsamen Ions H3C⁻2O2 die nämliche ist.
Dieser Satz wurde zuerst von Arrhenius ausgesprochen und an
zahlreichen Messungen verificirt.

In allen Fällen, wo die genannte Bedingung der Isohydrie
nicht realisirt ist, müssen bei der Vermischung der Lösungen
chemische Umwandlungen: Dissociation oder Association, vor
sich gehen. Von der Richtung und der Grösse dieser Um-
wandlungen gewinnt man eine Vorstellung, wenn man sich die
beiden gelösten Stoffe (Essigsäure und Natriumacetat) getrennt,
und die gesammte Menge des Lösungsmittels (Wasser) so auf
dieselben vertheilt denkt, dass die Lösungen isohydrisch werden.
Befinden sich z. B. beide Lösungen ursprünglich in normaler
Verdünnung (1 gr Molekül in 1 Liter Lösung), so werden sie
nicht isohydrisch sein, weil Natriumacetat in normaler Ver-
dünnung bedeutend stärker dissociirt ist, also eine grössere Con-
centration der H3C⁻2O2-Ionen besitzt als Essigsäure. Um nun
das gesammte Lösungswasser so auf die beiden Elektrolyte zu
vertheilen, dass die Concentration des gemeinsamen Ions H3C⁻2O2
in beiden Lösungen dieselbe wird, muss man dem schwächer
dissociirten Elektrolyt Essigsäure Lösungswasser entziehen und
dies dem stärker dissociirten Natriumacetat hinzufügen. Denn
in Folge der abnehmenden Verdünnung geht zwar die Dissociation
der Essigsäure zurück, die Concentration der freien Ionen in
der Säure wächst aber dennoch, wie man leicht aus § 262 findet,
weil die Ionen auf eine kleinere Wassermenge zusammengedrängt
werden. Ebenso nimmt die Dissociation des Natriumacetats mit
dem Wasserzusatz zu, die Concentration der freien Ionen des
Salzes nimmt aber ab, weil die Ionen sich durch eine grössere
Wassermenge verbreiten. So kann man es erreichen, dass die
Concentration des gemeinsamen Ions H3C⁻2O2 in beiden Lösungen
gleich wird, und dann sind die Lösungen isohydrisch, d. h. sie
befinden sich in demjenigen Dissociationszustand, der bei einer
Vermischung der Lösungen nicht mehr geändert wird. Dies ist
also zugleich auch der Zustand, den die beiden gemischten
Normallösungen schliesslich im Gleichgewicht annehmen, und es
folgt daraus der Satz, dass bei der Vermischung zweier gleich

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[243/0259] Verdünnte Lösungen. d. h. die beiden Lösungen sind isohydrisch, wenn in ihnen die Concentration des gemeinsamen Ions H3C⁻2O2 die nämliche ist. Dieser Satz wurde zuerst von Arrhenius ausgesprochen und an zahlreichen Messungen verificirt. In allen Fällen, wo die genannte Bedingung der Isohydrie nicht realisirt ist, müssen bei der Vermischung der Lösungen chemische Umwandlungen: Dissociation oder Association, vor sich gehen. Von der Richtung und der Grösse dieser Um- wandlungen gewinnt man eine Vorstellung, wenn man sich die beiden gelösten Stoffe (Essigsäure und Natriumacetat) getrennt, und die gesammte Menge des Lösungsmittels (Wasser) so auf dieselben vertheilt denkt, dass die Lösungen isohydrisch werden. Befinden sich z. B. beide Lösungen ursprünglich in normaler Verdünnung (1 gr Molekül in 1 Liter Lösung), so werden sie nicht isohydrisch sein, weil Natriumacetat in normaler Ver- dünnung bedeutend stärker dissociirt ist, also eine grössere Con- centration der H3C⁻2O2-Ionen besitzt als Essigsäure. Um nun das gesammte Lösungswasser so auf die beiden Elektrolyte zu vertheilen, dass die Concentration des gemeinsamen Ions H3C⁻2O2 in beiden Lösungen dieselbe wird, muss man dem schwächer dissociirten Elektrolyt Essigsäure Lösungswasser entziehen und dies dem stärker dissociirten Natriumacetat hinzufügen. Denn in Folge der abnehmenden Verdünnung geht zwar die Dissociation der Essigsäure zurück, die Concentration der freien Ionen in der Säure wächst aber dennoch, wie man leicht aus § 262 findet, weil die Ionen auf eine kleinere Wassermenge zusammengedrängt werden. Ebenso nimmt die Dissociation des Natriumacetats mit dem Wasserzusatz zu, die Concentration der freien Ionen des Salzes nimmt aber ab, weil die Ionen sich durch eine grössere Wassermenge verbreiten. So kann man es erreichen, dass die Concentration des gemeinsamen Ions H3C⁻2O2 in beiden Lösungen gleich wird, und dann sind die Lösungen isohydrisch, d. h. sie befinden sich in demjenigen Dissociationszustand, der bei einer Vermischung der Lösungen nicht mehr geändert wird. Dies ist also zugleich auch der Zustand, den die beiden gemischten Normallösungen schliesslich im Gleichgewicht annehmen, und es folgt daraus der Satz, dass bei der Vermischung zweier gleich 16*

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Zitationshilfe: Planck, Max: Vorlesungen über Thermodynamik. Leipzig: Veit & C., 1897, S. 243. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/planck_thermodynamik_1897/259>, abgerufen am 24.11.2024.