Planck, Max: Vorlesungen über Thermodynamik. Leipzig: Veit & C., 1897.Anwendungen auf spezielle Gleichgewichtszustände. bestehen erstens in der Ausfällung eines Moleküls Silberacetataus der Lösung: n0 = 0, n1 = -- 1, n2 = 0, n3 = 0, n0' = 1, zweitens in der Dissociation eines Moleküls Silberacetat: n0 = 0 n1 = -- 1 n2 = 1 n3 = 1 n0' = 0. Es gelten also nach (218) die beiden Gleichgewichtsbedingungen: erstens: -- log c1 = log K, zweitens: -- log c1 + log c2 + log c3 = log K' oder, da c2 = c3 [Formel 1] , d. h. bei bestimmter Temperatur und Druck ist erstens die Con- centration c1 der undissociirten Moleküle in der mit dem Salz ge- sättigten Lösung eine ganz bestimmte, und die Concentration c2 der dissociirten Moleküle bestimmt sich zweitens aus der der un- dissociirten c1 nach dem schon oben unter (222) abgeleiteten Disso- ciationsgesetz eines Elektrolyten. Da nun durch die Messung der Löslichkeit der Werth von c1 + c2, durch die Messung der elek- trischen Leitfähigkeit der Lösung aber der Werth von c2 ge- funden wird, so lassen sich hieraus die Grössen K und K' für irgend eine beliebige Temperatur berechnen. Ihre Abhängigkeit von der Temperatur liefert dann nach (219) ein Maass einerseits für die bei der Ausfällung eines undissociirten Moleküls aus der Lösung, andrerseits für die bei der Dissociation eines gelösten Moleküls auftretende Wärmetönung, und daraus ergibt sich nach Jahn eine Methode, um aus der gemessenen Löslichkeit des festen Salzes und der gemessenen Leitfähigkeit der gesättigten Lösung bei verschiedenen Temperaturen die wirkliche Lösungs- wärme des Salzes zu berechnen, d. h. die Wärmetönung, die eintritt, wenn ein Molekulargewicht des festen Salzes aufgelöst und ausserdem der Bruchtheil [Formel 2] in seine Ionen dissociirt wird, sowie es dem thatsächlichen Lösungsvorgang entspricht. § 268. Der in der zweiten Phase isolirt vorkommende Be- Anwendungen auf spezielle Gleichgewichtszustände. bestehen erstens in der Ausfällung eines Moleküls Silberacetataus der Lösung: ν0 = 0, ν1 = — 1, ν2 = 0, ν3 = 0, ν0' = 1, zweitens in der Dissociation eines Moleküls Silberacetat: ν0 = 0 ν1 = — 1 ν2 = 1 ν3 = 1 ν0' = 0. Es gelten also nach (218) die beiden Gleichgewichtsbedingungen: erstens: — log c1 = log K, zweitens: — log c1 + log c2 + log c3 = log K' oder, da c2 = c3 [Formel 1] , d. h. bei bestimmter Temperatur und Druck ist erstens die Con- centration c1 der undissociirten Moleküle in der mit dem Salz ge- sättigten Lösung eine ganz bestimmte, und die Concentration c2 der dissociirten Moleküle bestimmt sich zweitens aus der der un- dissociirten c1 nach dem schon oben unter (222) abgeleiteten Disso- ciationsgesetz eines Elektrolyten. Da nun durch die Messung der Löslichkeit der Werth von c1 + c2, durch die Messung der elek- trischen Leitfähigkeit der Lösung aber der Werth von c2 ge- funden wird, so lassen sich hieraus die Grössen K und K' für irgend eine beliebige Temperatur berechnen. Ihre Abhängigkeit von der Temperatur liefert dann nach (219) ein Maass einerseits für die bei der Ausfällung eines undissociirten Moleküls aus der Lösung, andrerseits für die bei der Dissociation eines gelösten Moleküls auftretende Wärmetönung, und daraus ergibt sich nach Jahn eine Methode, um aus der gemessenen Löslichkeit des festen Salzes und der gemessenen Leitfähigkeit der gesättigten Lösung bei verschiedenen Temperaturen die wirkliche Lösungs- wärme des Salzes zu berechnen, d. h. die Wärmetönung, die eintritt, wenn ein Molekulargewicht des festen Salzes aufgelöst und ausserdem der Bruchtheil [Formel 2] in seine Ionen dissociirt wird, sowie es dem thatsächlichen Lösungsvorgang entspricht. § 268. 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Anwendungen auf spezielle Gleichgewichtszustände.
bestehen erstens in der Ausfällung eines Moleküls Silberacetat
aus der Lösung:
ν0 = 0, ν1 = — 1, ν2 = 0, ν3 = 0, ν0' = 1,
zweitens in der Dissociation eines Moleküls Silberacetat:
ν0 = 0 ν1 = — 1 ν2 = 1 ν3 = 1 ν0' = 0.
Es gelten also nach (218) die beiden Gleichgewichtsbedingungen:
erstens: — log c1 = log K,
zweitens: — log c1 + log c2 + log c3 = log K'
oder, da c2 = c3
[FORMEL],
d. h. bei bestimmter Temperatur und Druck ist erstens die Con-
centration c1 der undissociirten Moleküle in der mit dem Salz ge-
sättigten Lösung eine ganz bestimmte, und die Concentration c2
der dissociirten Moleküle bestimmt sich zweitens aus der der un-
dissociirten c1 nach dem schon oben unter (222) abgeleiteten Disso-
ciationsgesetz eines Elektrolyten. Da nun durch die Messung der
Löslichkeit der Werth von c1 + c2, durch die Messung der elek-
trischen Leitfähigkeit der Lösung aber der Werth von c2 ge-
funden wird, so lassen sich hieraus die Grössen K und K' für
irgend eine beliebige Temperatur berechnen. Ihre Abhängigkeit
von der Temperatur liefert dann nach (219) ein Maass einerseits
für die bei der Ausfällung eines undissociirten Moleküls aus der
Lösung, andrerseits für die bei der Dissociation eines gelösten
Moleküls auftretende Wärmetönung, und daraus ergibt sich nach
Jahn eine Methode, um aus der gemessenen Löslichkeit des
festen Salzes und der gemessenen Leitfähigkeit der gesättigten
Lösung bei verschiedenen Temperaturen die wirkliche Lösungs-
wärme des Salzes zu berechnen, d. h. die Wärmetönung, die
eintritt, wenn ein Molekulargewicht des festen Salzes aufgelöst
und ausserdem der Bruchtheil [FORMEL] in seine Ionen dissociirt
wird, sowie es dem thatsächlichen Lösungsvorgang entspricht.
§ 268. Der in der zweiten Phase isolirt vorkommende Be-
standtheil bildet in der ersten Phase das Lösungsmittel. Dieser
Fall findet sich immer dann verwirklicht, wenn sich aus einer
Lösung beliebigen Aggregatzustandes das reine Lösungsmittel in
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Zitationshilfe: | Planck, Max: Vorlesungen über Thermodynamik. Leipzig: Veit & C., 1897, S. 230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/planck_thermodynamik_1897/246>, abgerufen am 16.02.2025. |