Philippi, Johann Ernst: Regeln und Maximen der edlen Reimschmiede-Kunst, auch kriechender Poesie. Altenburg, 1743.mit der kriechenden Poesie. oder wirgeln; aber, ehe sie sichs versehen, ent-wischt er ihnen. Sie sind daher genöthiget worden, selbst zwischen dem Altar, auf welchem ihre Marmor-Kugeln als Götzen-Bilder ru- hen, Flohfallen anzulegen, ohne daß dadurch ihr Heiligthum entweihet würde. Ein Floh- Poete also, oder poetischer Floh, ist bey der Froschmäusler-Gesellschaft ein gewandter Kopf, der sich mit seinen niederträchtigen Einfällen, sonderlich bey dem Frauenzimmer, einzunisten weiß, und ihnen nachher aus dem Garne ent- gehet. Wie manche Jungfer hat den Verlust ihres Kränzleins einem bloßen Gedichte oder Nacht-Ständgen zuzuschreiben, weil sie ein poetischer Floh überlistet hat! § 13. Ein Lause-Poete und poetische Laus, Poeten, D 2
mit der kriechenden Poeſie. oder wirgeln; aber, ehe ſie ſichs verſehen, ent-wiſcht er ihnen. Sie ſind daher genoͤthiget worden, ſelbſt zwiſchen dem Altar, auf welchem ihre Marmor-Kugeln als Goͤtzen-Bilder ru- hen, Flohfallen anzulegen, ohne daß dadurch ihr Heiligthum entweihet wuͤrde. Ein Floh- Poete alſo, oder poetiſcher Floh, iſt bey der Froſchmaͤusler-Geſellſchaft ein gewandter Kopf, der ſich mit ſeinen niedertraͤchtigen Einfaͤllen, ſonderlich bey dem Frauenzimmer, einzuniſten weiß, und ihnen nachher aus dem Garne ent- gehet. Wie manche Jungfer hat den Verluſt ihres Kraͤnzleins einem bloßen Gedichte oder Nacht-Staͤndgen zuzuſchreiben, weil ſie ein poetiſcher Floh uͤberliſtet hat! § 13. Ein Lauſe-Poete und poetiſche Laus, Poeten, D 2
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mit der kriechenden Poeſie.
oder wirgeln; aber, ehe ſie ſichs verſehen, ent-
wiſcht er ihnen. Sie ſind daher genoͤthiget
worden, ſelbſt zwiſchen dem Altar, auf welchem
ihre Marmor-Kugeln als Goͤtzen-Bilder ru-
hen, Flohfallen anzulegen, ohne daß dadurch
ihr Heiligthum entweihet wuͤrde. Ein Floh-
Poete alſo, oder poetiſcher Floh, iſt bey der
Froſchmaͤusler-Geſellſchaft ein gewandter Kopf,
der ſich mit ſeinen niedertraͤchtigen Einfaͤllen,
ſonderlich bey dem Frauenzimmer, einzuniſten
weiß, und ihnen nachher aus dem Garne ent-
gehet. Wie manche Jungfer hat den Verluſt
ihres Kraͤnzleins einem bloßen Gedichte oder
Nacht-Staͤndgen zuzuſchreiben, weil ſie ein
poetiſcher Floh uͤberliſtet hat!
§ 13. Ein Lauſe-Poete und poetiſche Laus,
mit Gunſt zu ſagen, iſt nicht etwa ein verlauſter
Kerl. Denn es folgt nicht, daß ſolcher eben
ein kriechender Poete ſeyn muͤſſe, ſondern es
ſteckt mancher unſerer groͤßten Feinde hinter ei-
nem ſchaͤbichten Kleide. Wie gieng es unſerm
ehemaligen großen Antagoniſten, dem Guͤnther,
deſſen vier Theile ſeiner Gedichte von denen Neu-
lingen fuͤr Meiſterſtuͤcke einer flieſſenden Poeſie
ausgegeben werden? Starb er nicht fuͤr Hun-
ger und Kummer zu Jena? War er nicht
ganz verarmet und verlauſet? Aber das verſte-
he ich nicht unter denen Lauſe-Poeten. Sie
koͤnnen unter einer ſchamerirten und mit golde-
nen Franzen bordirten Weſte ſtecken. Eine
poetiſche Laus iſt einer der allerniedrigſten
Poeten,
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