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Philippi, Johann Ernst: Regeln und Maximen der edlen Reimschmiede-Kunst, auch kriechender Poesie. Altenburg, 1743.

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Zwey hundert Maximen
und ein Hämischer hasset den andern, ob er ihm
schon am Gemüthe gleich ist, dennoch innerlich
öfters aufs äusserste.
CLV. Das weibliche Geschlecht ist größten-
theils zur Schwatzhaftigkeit, Eitelkeit, Fanta-
sie in Kleiderputz, Lüsternheit und Wankelmuth
geneigt. Doch giebt es auch manche von einem
fürtrefflichen Witze, guten Geschmacke und
männlicher Tapferkeit. Ueberhaupt aber wer-
den Leute von feinem Geschmacke mit dem schö-
nen Geschlechte gern umgehen.
CLVI. Die Aussuchung der Freunde erfor-
dert einen gar vorsichtigen Geschmack. Ein
wohlgespickter Beutel kann dir viel Freunde er-
wecken. Eine reichlich gedeckte Tafel noch meh-
rere. Die aufstoßende Noth aber wird man-
chem weisen, wie dünne wahre Freunde gesäet
sind. Ein Freund zeiget eben nicht dadurch sei-
nen guten Geschmack der Freundschaft, wenn
er, unter dem Scheine der Aufrichtigkeit, sei-
nem Freunde grob begegnet, ihm solche empfind-
liche Vorrückung thut, als kaum ein Feind thun
würde, oder ihm kleine Fehler hoch aufmutzet.
Wohl dem, der in solchen Vortheilen stehet, daß
er sich weder um viel Freunde bewerben, noch
Feinde fürchten darf. Ein stilles geruhiges Le-
ben in einem mittelmäßigen Stande übertrifft
alle Finessen und Cabalen, darein sich viele, die
für Leute von ausserordentlichem Discernement
und ausnehmendem Geschmacke angesehen seyn
wollen, einflechten, auch gar oft hinters Licht füh-
ren lassen müssen.
CLVII.
Zwey hundert Maximen
und ein Haͤmiſcher haſſet den andern, ob er ihm
ſchon am Gemuͤthe gleich iſt, dennoch innerlich
oͤfters aufs aͤuſſerſte.
CLV. Das weibliche Geſchlecht iſt groͤßten-
theils zur Schwatzhaftigkeit, Eitelkeit, Fanta-
ſie in Kleiderputz, Luͤſternheit und Wankelmuth
geneigt. Doch giebt es auch manche von einem
fuͤrtrefflichen Witze, guten Geſchmacke und
maͤnnlicher Tapferkeit. Ueberhaupt aber wer-
den Leute von feinem Geſchmacke mit dem ſchoͤ-
nen Geſchlechte gern umgehen.
CLVI. Die Ausſuchung der Freunde erfor-
dert einen gar vorſichtigen Geſchmack. Ein
wohlgeſpickter Beutel kann dir viel Freunde er-
wecken. Eine reichlich gedeckte Tafel noch meh-
rere. Die aufſtoßende Noth aber wird man-
chem weiſen, wie duͤnne wahre Freunde geſaͤet
ſind. Ein Freund zeiget eben nicht dadurch ſei-
nen guten Geſchmack der Freundſchaft, wenn
er, unter dem Scheine der Aufrichtigkeit, ſei-
nem Freunde grob begegnet, ihm ſolche empfind-
liche Vorruͤckung thut, als kaum ein Feind thun
wuͤrde, oder ihm kleine Fehler hoch aufmutzet.
Wohl dem, der in ſolchen Vortheilen ſtehet, daß
er ſich weder um viel Freunde bewerben, noch
Feinde fuͤrchten darf. Ein ſtilles geruhiges Le-
ben in einem mittelmaͤßigen Stande uͤbertrifft
alle Fineſſen und Cabalen, darein ſich viele, die
fuͤr Leute von auſſerordentlichem Diſcernement
und ausnehmendem Geſchmacke angeſehen ſeyn
wollen, einflechten, auch gar oft hinters Licht fuͤh-
ren laſſen muͤſſen.
CLVII.
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[236/0244] Zwey hundert Maximen und ein Haͤmiſcher haſſet den andern, ob er ihm ſchon am Gemuͤthe gleich iſt, dennoch innerlich oͤfters aufs aͤuſſerſte. CLV. Das weibliche Geſchlecht iſt groͤßten- theils zur Schwatzhaftigkeit, Eitelkeit, Fanta- ſie in Kleiderputz, Luͤſternheit und Wankelmuth geneigt. Doch giebt es auch manche von einem fuͤrtrefflichen Witze, guten Geſchmacke und maͤnnlicher Tapferkeit. Ueberhaupt aber wer- den Leute von feinem Geſchmacke mit dem ſchoͤ- nen Geſchlechte gern umgehen. CLVI. Die Ausſuchung der Freunde erfor- dert einen gar vorſichtigen Geſchmack. Ein wohlgeſpickter Beutel kann dir viel Freunde er- wecken. Eine reichlich gedeckte Tafel noch meh- rere. Die aufſtoßende Noth aber wird man- chem weiſen, wie duͤnne wahre Freunde geſaͤet ſind. Ein Freund zeiget eben nicht dadurch ſei- nen guten Geſchmack der Freundſchaft, wenn er, unter dem Scheine der Aufrichtigkeit, ſei- nem Freunde grob begegnet, ihm ſolche empfind- liche Vorruͤckung thut, als kaum ein Feind thun wuͤrde, oder ihm kleine Fehler hoch aufmutzet. Wohl dem, der in ſolchen Vortheilen ſtehet, daß er ſich weder um viel Freunde bewerben, noch Feinde fuͤrchten darf. Ein ſtilles geruhiges Le- ben in einem mittelmaͤßigen Stande uͤbertrifft alle Fineſſen und Cabalen, darein ſich viele, die fuͤr Leute von auſſerordentlichem Diſcernement und ausnehmendem Geſchmacke angeſehen ſeyn wollen, einflechten, auch gar oft hinters Licht fuͤh- ren laſſen muͤſſen. CLVII.

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Zitationshilfe: Philippi, Johann Ernst: Regeln und Maximen der edlen Reimschmiede-Kunst, auch kriechender Poesie. Altenburg, 1743, S. 236. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/philippi_reimschmiedekunst_1743/244>, abgerufen am 25.11.2024.