entgegengesetzten Hirnhälfte in so inniger Beziehung steht, gesund! sei, d. h. nicht sympathisire mit dieser. Woher wissen denn die Autoren, dass durch eine so mächtige Schädlichkeit, die sofort das Hirnbewusstsein aufhebt, nicht diejenige Rücken¬ markshälfte, welche mit dem vorzüglich leidenden Hirntheile in besonderer Leitungsbeziehung steht, in Mitleidenschaft gezogen sei und ebenfalls der sensorischen Function verlustig, also un¬ fähig, Empfindungen zu percipiren?! -- -- Wird der edlere und grössere Centralheerd, das Gehirn, nicht leichter das Rücken¬ mark in Mitleidenschaft ziehen, als dieses jenes ? -- Wird aber endlich nicht auch vom Rückenmarke aus das Gehirn selbst in mannigfacher Beziehung in Mitleidenschaft gezogen? -- Sehen wir nicht in der sogenannten tabes dorsalis Amaurose entste¬ hen? -- Stören nicht die von Wurmreiz aus dem Rückenmark entstehenden Reflexkrämpfe die Hirnfunction, d. h. heben das Bewusstsein vollständig auf, sodass Epilepsie entsteht? -- Hat uns nicht John Cooke in dem Medical and Surgical Journal von Edinburgh. Vol. XVI. p. 201 einen Fall mitgetheilt, wo ein in einem Zweige des Nervus ischiadicus haftender Tumor Epi¬ lepsie erzeugte? -- Hat nicht Home einen Fall erzählt, in wel¬ chem ein Schuss durch das Rückenmark sofortigen Verlust des Bewusstseins zur Folge hatte? (Meckel's deutsches Archiv. Bd. III. p. 118.) -- Beobachten wir endlich in Rückenmarks¬ rupturen nicht auch Verlust des Bewusstseins? -- Tritt zum Tetanus nicht auch zuweilen Delirium? -- Verlieren die das Rückenmark überreizenden Onanisten nicht die Schärfe des Verstandes, das Gedächtniss und werden sogar blödsinnig? -- Was bedarf es noch weiterer Argumente, um zu zeigen, dass die Störungen, welche nach der Verletzung eines Organs ein¬ treten, nicht immer in diesem Organe ihren nächsten Grund haben, sondern nur die weiter verbreiteten Folgen sind, die sich der Beobachtung darstellen? -- Man wird sich wohl nicht verstehen, die Innervationsstätte des Herzens in den Schenkeln zu suchen, weil die Zerschmetterung der Schenkel des Frosches sofort das Herz stille stehen macht. --
entgegengesetzten Hirnhälfte in so inniger Beziehung steht, gesund! sei, d. h. nicht sympathisire mit dieser. Woher wissen denn die Autoren, dass durch eine so mächtige Schädlichkeit, die sofort das Hirnbewusstsein aufhebt, nicht diejenige Rücken¬ markshälfte, welche mit dem vorzüglich leidenden Hirntheile in besonderer Leitungsbeziehung steht, in Mitleidenschaft gezogen sei und ebenfalls der sensorischen Function verlustig, also un¬ fähig, Empfindungen zu percipiren?! — — Wird der edlere und grössere Centralheerd, das Gehirn, nicht leichter das Rücken¬ mark in Mitleidenschaft ziehen, als dieses jenes ? — Wird aber endlich nicht auch vom Rückenmarke aus das Gehirn selbst in mannigfacher Beziehung in Mitleidenschaft gezogen? — Sehen wir nicht in der sogenannten tabes dorsalis Amaurose entste¬ hen? — Stören nicht die von Wurmreiz aus dem Rückenmark entstehenden Reflexkrämpfe die Hirnfunction, d. h. heben das Bewusstsein vollständig auf, sodass Epilepsie entsteht? — Hat uns nicht John Cooke in dem Medical and Surgical Journal von Edinburgh. Vol. XVI. p. 201 einen Fall mitgetheilt, wo ein in einem Zweige des Nervus ischiadicus haftender Tumor Epi¬ lepsie erzeugte? — Hat nicht Home einen Fall erzählt, in wel¬ chem ein Schuss durch das Rückenmark sofortigen Verlust des Bewusstseins zur Folge hatte? (Meckel's deutsches Archiv. Bd. III. p. 118.) — Beobachten wir endlich in Rückenmarks¬ rupturen nicht auch Verlust des Bewusstseins? — Tritt zum Tetanus nicht auch zuweilen Delirium? — Verlieren die das Rückenmark überreizenden Onanisten nicht die Schärfe des Verstandes, das Gedächtniss und werden sogar blödsinnig? — Was bedarf es noch weiterer Argumente, um zu zeigen, dass die Störungen, welche nach der Verletzung eines Organs ein¬ treten, nicht immer in diesem Organe ihren nächsten Grund haben, sondern nur die weiter verbreiteten Folgen sind, die sich der Beobachtung darstellen? — Man wird sich wohl nicht verstehen, die Innervationsstätte des Herzens in den Schenkeln zu suchen, weil die Zerschmetterung der Schenkel des Frosches sofort das Herz stille stehen macht. —
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entgegengesetzten Hirnhälfte in so inniger Beziehung steht,
gesund! sei, d. h. nicht sympathisire mit dieser. Woher wissen
denn die Autoren, dass durch eine so mächtige Schädlichkeit,
die sofort das Hirnbewusstsein aufhebt, nicht diejenige Rücken¬
markshälfte, welche mit dem vorzüglich leidenden Hirntheile in
besonderer Leitungsbeziehung steht, in Mitleidenschaft gezogen
sei und ebenfalls der sensorischen Function verlustig, also un¬
fähig, Empfindungen zu percipiren?! — — Wird der edlere und
grössere Centralheerd, das Gehirn, nicht leichter das Rücken¬
mark in Mitleidenschaft ziehen, als dieses jenes ? — Wird aber
endlich nicht auch vom Rückenmarke aus das Gehirn selbst in
mannigfacher Beziehung in Mitleidenschaft gezogen? — Sehen
wir nicht in der sogenannten tabes dorsalis Amaurose entste¬
hen? — Stören nicht die von Wurmreiz aus dem Rückenmark
entstehenden Reflexkrämpfe die Hirnfunction, d. h. heben das
Bewusstsein vollständig auf, sodass Epilepsie entsteht? — Hat
uns nicht John Cooke in dem Medical and Surgical Journal
von Edinburgh. Vol. XVI. p. 201 einen Fall mitgetheilt, wo ein
in einem Zweige des Nervus ischiadicus haftender Tumor Epi¬
lepsie erzeugte? — Hat nicht Home einen Fall erzählt, in wel¬
chem ein Schuss durch das Rückenmark sofortigen Verlust des
Bewusstseins zur Folge hatte? (Meckel's deutsches Archiv.
Bd. III. p. 118.) — Beobachten wir endlich in Rückenmarks¬
rupturen nicht auch Verlust des Bewusstseins? — Tritt zum
Tetanus nicht auch zuweilen Delirium? — Verlieren die das
Rückenmark überreizenden Onanisten nicht die Schärfe des
Verstandes, das Gedächtniss und werden sogar blödsinnig? —
Was bedarf es noch weiterer Argumente, um zu zeigen, dass
die Störungen, welche nach der Verletzung eines Organs ein¬
treten, nicht immer in diesem Organe ihren nächsten Grund
haben, sondern nur die weiter verbreiteten Folgen sind, die
sich der Beobachtung darstellen? — Man wird sich wohl nicht
verstehen, die Innervationsstätte des Herzens in den Schenkeln
zu suchen, weil die Zerschmetterung der Schenkel des Frosches
sofort das Herz stille stehen macht. —
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Pflüger, Eduard Friedrich Wilhelm: Die sensorischen Functionen des Rückenmarks der Wirbelthiere. Berlin, 1853, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pflueger_rueckenmark_1853/82>, abgerufen am 16.07.2024.
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