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Pflüger, Eduard Friedrich Wilhelm: Die sensorischen Functionen des Rückenmarks der Wirbelthiere. Berlin, 1853.

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der sensorische Prozess in dem Hirne so modifizirt werden
könne, um weniger leicht motorische Actionen auslösen zu
lassen.

Das letzte Moment, welches von dem Standpunkte III. gel¬
tend gemacht worden ist, wird von Kürschner in folgenden
Worten entwickelt a. a. O. p. 149 und 150:

"Beim decapitirten Rumpfe wird jede Bewegung nur halb
vollendet, das Thier behält die Stellung, die Extremität die Lage,
welche durch die Muskelthätigkeit hervorgerufen wurde, bis ein
neuer Reiz Veranlassung zur Aenderung wird. Die Muskular¬
action zeigt viel Aehnlichkeit mit der Art und Weise, wie sie
beim Menschen nach der Einwirkung mancher Affekte erfolgt.
Alles, was Erstaunen, Schreck, Bestürzung erregt, bringt Bewe¬
gungen hervor, die gleichsam zu bleibenden werden. So wer¬
den bei Fröschen die Extremitäten, wenn sie ja einmal ausge¬
streckt werden, nicht wieder angezogen, es sei denn ganz im
Beginne der Versuche; wenn sie bis unter den Leib angezogen
waren, nicht wieder hervorgestreckt; jede Lage erlangt eine
gewisse Stabilität und wird zur dauernden."

Ich kann nicht läugnen, dass Kürschner's Beobachtung
wahr ist. Beim Erdsalamander sieht man diese sonderbaren
Erscheinungen am Schönsten. Wenn man das geköpfte Thier
irgendwo leise kitzelt, so bewegt es den Fuss leise nach der
Stelle. Häufig aber wird die Bewegung nicht bis zu ihrem Ziele
geführt, sondern der Fuss bleibt in der halbvollführten Bewe¬
gung ruhen, oder wenn die Bewegung ganz bis zur gereizten
Stelle ausgeführt wurde, liegt derselbe nun auf dieser und sinkt
allmählig den Gesetzen der Schwere überlassen langsam herunter.

Cuvier, ganz anderer Ansicht als die bisher genannten
Argumentatoren, sagt aber: "Die Bewegungen werden nur halb
vollführt, weil der Eindruck, der sie erzeugt hat, keine Erinne¬
rung und keinen dauernden Willen zurücklässt ("parceque l'im¬
pression, qui les a causes, ne laisse ni souvenir ni volonte du¬
rable"). Die einfache sensorische Mechanik des Rückenmarks
ist schnell und einfach abgelaufen und kehrt zur Ruhe zurück,

der sensorische Prozess in dem Hirne so modifizirt werden
könne, um weniger leicht motorische Actionen auslösen zu
lassen.

Das letzte Moment, welches von dem Standpunkte III. gel¬
tend gemacht worden ist, wird von Kürschner in folgenden
Worten entwickelt a. a. O. p. 149 und 150:

„Beim decapitirten Rumpfe wird jede Bewegung nur halb
vollendet, das Thier behält die Stellung, die Extremität die Lage,
welche durch die Muskelthätigkeit hervorgerufen wurde, bis ein
neuer Reiz Veranlassung zur Aenderung wird. Die Muskular¬
action zeigt viel Aehnlichkeit mit der Art und Weise, wie sie
beim Menschen nach der Einwirkung mancher Affekte erfolgt.
Alles, was Erstaunen, Schreck, Bestürzung erregt, bringt Bewe¬
gungen hervor, die gleichsam zu bleibenden werden. So wer¬
den bei Fröschen die Extremitäten, wenn sie ja einmal ausge¬
streckt werden, nicht wieder angezogen, es sei denn ganz im
Beginne der Versuche; wenn sie bis unter den Leib angezogen
waren, nicht wieder hervorgestreckt; jede Lage erlangt eine
gewisse Stabilität und wird zur dauernden.“

Ich kann nicht läugnen, dass Kürschner's Beobachtung
wahr ist. Beim Erdsalamander sieht man diese sonderbaren
Erscheinungen am Schönsten. Wenn man das geköpfte Thier
irgendwo leise kitzelt, so bewegt es den Fuss leise nach der
Stelle. Häufig aber wird die Bewegung nicht bis zu ihrem Ziele
geführt, sondern der Fuss bleibt in der halbvollführten Bewe¬
gung ruhen, oder wenn die Bewegung ganz bis zur gereizten
Stelle ausgeführt wurde, liegt derselbe nun auf dieser und sinkt
allmählig den Gesetzen der Schwere überlassen langsam herunter.

Cuvier, ganz anderer Ansicht als die bisher genannten
Argumentatoren, sagt aber: „Die Bewegungen werden nur halb
vollführt, weil der Eindruck, der sie erzeugt hat, keine Erinne¬
rung und keinen dauernden Willen zurücklässt („parceque l'im¬
pression, qui les a causés, ne laisse ni souvenir ni volonté du¬
rable“). Die einfache sensorische Mechanik des Rückenmarks
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[52/0074] der sensorische Prozess in dem Hirne so modifizirt werden könne, um weniger leicht motorische Actionen auslösen zu lassen. Das letzte Moment, welches von dem Standpunkte III. gel¬ tend gemacht worden ist, wird von Kürschner in folgenden Worten entwickelt a. a. O. p. 149 und 150: „Beim decapitirten Rumpfe wird jede Bewegung nur halb vollendet, das Thier behält die Stellung, die Extremität die Lage, welche durch die Muskelthätigkeit hervorgerufen wurde, bis ein neuer Reiz Veranlassung zur Aenderung wird. Die Muskular¬ action zeigt viel Aehnlichkeit mit der Art und Weise, wie sie beim Menschen nach der Einwirkung mancher Affekte erfolgt. Alles, was Erstaunen, Schreck, Bestürzung erregt, bringt Bewe¬ gungen hervor, die gleichsam zu bleibenden werden. So wer¬ den bei Fröschen die Extremitäten, wenn sie ja einmal ausge¬ streckt werden, nicht wieder angezogen, es sei denn ganz im Beginne der Versuche; wenn sie bis unter den Leib angezogen waren, nicht wieder hervorgestreckt; jede Lage erlangt eine gewisse Stabilität und wird zur dauernden.“ Ich kann nicht läugnen, dass Kürschner's Beobachtung wahr ist. Beim Erdsalamander sieht man diese sonderbaren Erscheinungen am Schönsten. Wenn man das geköpfte Thier irgendwo leise kitzelt, so bewegt es den Fuss leise nach der Stelle. Häufig aber wird die Bewegung nicht bis zu ihrem Ziele geführt, sondern der Fuss bleibt in der halbvollführten Bewe¬ gung ruhen, oder wenn die Bewegung ganz bis zur gereizten Stelle ausgeführt wurde, liegt derselbe nun auf dieser und sinkt allmählig den Gesetzen der Schwere überlassen langsam herunter. Cuvier, ganz anderer Ansicht als die bisher genannten Argumentatoren, sagt aber: „Die Bewegungen werden nur halb vollführt, weil der Eindruck, der sie erzeugt hat, keine Erinne¬ rung und keinen dauernden Willen zurücklässt („parceque l'im¬ pression, qui les a causés, ne laisse ni souvenir ni volonté du¬ rable“). Die einfache sensorische Mechanik des Rückenmarks ist schnell und einfach abgelaufen und kehrt zur Ruhe zurück,

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Zitationshilfe: Pflüger, Eduard Friedrich Wilhelm: Die sensorischen Functionen des Rückenmarks der Wirbelthiere. Berlin, 1853, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pflueger_rueckenmark_1853/74>, abgerufen am 25.11.2024.