Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pflüger, Eduard Friedrich Wilhelm: Die sensorischen Functionen des Rückenmarks der Wirbelthiere. Berlin, 1853.

Bild:
<< vorherige Seite

sich ein, welcher nach einigen Tagen von einem Ziehen und
Spannen in der linken Hand gefolgt war. Dieses Spannen
erstreckte sich von den Armmuskeln nach den Halsmuskeln,
um dann die Kaumuskeln zu ergreifen, sodass die untere
Kinnlade nur einen halben Zoll von der oberen entfernt wer¬
den konnte und das Kauen beschwerlich war. Der Zustand
verlor sich später allmählig.

Physiologische Resultate: In der grossen Ueberein¬
stimmung dieses Falles mit dem vorigen sehen wir das Gesetz
sich uns erschliessen. In diesem Falle hat der Reflex noch
mehr Nervengeflechte in sein Bereich gezogen, als in dem vo¬
rigen; aber wiederum nahm er seinen Weg nicht rückwärts,
zu Brust- und Bauchmuskeln, sondern vorwärts oder auf¬
wärts
und hat nunmehr die Medulla oblongata erreicht, indem
er den Quintus minus ergriff. (Gesetz der gleichseitigen Lei¬
tung, der Reflexsymmetrie, des stärkeren Betheiligtseins der
verletzten Seite, der intersensitiv-motorischen Bewegung und
Reflexirradiation. Mithin: Gesetz I., II., III., IV., V.A.)

Beobachtung XI.

James Arthur Wilson, On spasm, languor, Palsy and other disor¬
ders, termed nervous of the system. London 1843. p. 22.

Ein Mann von reizbarer Constitution schnitt sich in einen
Finger, worauf sich alsbald Krämpfe in den Arm- und Nacken¬
muskeln derselben Seite einstellten.

Physiologische Resultate: Gesetz der gleichseitigen
Leitung, der intersensitiv-motorischen Bewegung und Reflex-
Irradiation, sowie die erste Art des dreiörtlichen Auftretens der
Reflexe. (Gesetz I., IV. und V.A.)

Beobachtung XII.

Romberg, Lehrbuch der Nervenkrankheiten. Sensibilitäts-Neuro¬
sen. p. 23.

Ein 16jähriges Mädchen, mit Erlernung der Kochkunst be¬
schäftigt, stach sich beim Zubereiten eines Rehbratens mit der

sich ein, welcher nach einigen Tagen von einem Ziehen und
Spannen in der linken Hand gefolgt war. Dieses Spannen
erstreckte sich von den Armmuskeln nach den Halsmuskeln,
um dann die Kaumuskeln zu ergreifen, sodass die untere
Kinnlade nur einen halben Zoll von der oberen entfernt wer¬
den konnte und das Kauen beschwerlich war. Der Zustand
verlor sich später allmählig.

Physiologische Resultate: In der grossen Ueberein¬
stimmung dieses Falles mit dem vorigen sehen wir das Gesetz
sich uns erschliessen. In diesem Falle hat der Reflex noch
mehr Nervengeflechte in sein Bereich gezogen, als in dem vo¬
rigen; aber wiederum nahm er seinen Weg nicht rückwärts,
zu Brust- und Bauchmuskeln, sondern vorwärts oder auf¬
wärts
und hat nunmehr die Medulla oblongata erreicht, indem
er den Quintus minus ergriff. (Gesetz der gleichseitigen Lei¬
tung, der Reflexsymmetrie, des stärkeren Betheiligtseins der
verletzten Seite, der intersensitiv-motorischen Bewegung und
Reflexirradiation. Mithin: Gesetz I., II., III., IV., V.A.)

Beobachtung XI.

James Arthur Wilson, On spasm, languor, Palsy and other disor¬
ders, termed nervous of the system. London 1843. p. 22.

Ein Mann von reizbarer Constitution schnitt sich in einen
Finger, worauf sich alsbald Krämpfe in den Arm- und Nacken¬
muskeln derselben Seite einstellten.

Physiologische Resultate: Gesetz der gleichseitigen
Leitung, der intersensitiv-motorischen Bewegung und Reflex-
Irradiation, sowie die erste Art des dreiörtlichen Auftretens der
Reflexe. (Gesetz I., IV. und V.A.)

Beobachtung XII.

Romberg, Lehrbuch der Nervenkrankheiten. Sensibilitäts-Neuro¬
sen. p. 23.

Ein 16jähriges Mädchen, mit Erlernung der Kochkunst be¬
schäftigt, stach sich beim Zubereiten eines Rehbratens mit der

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0110" n="88"/>
sich ein, welcher nach einigen Tagen von einem Ziehen und<lb/>
Spannen in der <hi rendition="#g">linken</hi> Hand gefolgt war. Dieses Spannen<lb/>
erstreckte sich von den Armmuskeln nach den <hi rendition="#g">Halsmuskeln</hi>,<lb/>
um <hi rendition="#g">dann</hi> die <hi rendition="#g">Kaumuskeln</hi> zu ergreifen, sodass die untere<lb/>
Kinnlade nur einen halben Zoll von der oberen entfernt wer¬<lb/>
den konnte und das Kauen beschwerlich war. Der Zustand<lb/>
verlor sich später allmählig.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#g">Physiologische Resultate</hi>: In der grossen Ueberein¬<lb/>
stimmung dieses Falles mit dem vorigen sehen wir das Gesetz<lb/>
sich uns erschliessen. In diesem Falle hat der Reflex noch<lb/>
mehr Nervengeflechte in sein Bereich gezogen, als in dem vo¬<lb/>
rigen; aber wiederum nahm er seinen Weg <hi rendition="#g">nicht rückwärts</hi>,<lb/>
zu Brust- und Bauchmuskeln, sondern <hi rendition="#g">vorwärts</hi> oder <hi rendition="#g">auf¬<lb/>
wärts</hi> und hat nunmehr die Medulla oblongata erreicht, indem<lb/>
er den Quintus minus ergriff. (Gesetz der gleichseitigen Lei¬<lb/>
tung, der Reflexsymmetrie, des stärkeren Betheiligtseins der<lb/>
verletzten Seite, der intersensitiv-motorischen Bewegung und<lb/>
Reflexirradiation. Mithin: Gesetz I., II., III., IV., V.A.)</p><lb/>
          </div>
          <div n="3">
            <head><hi rendition="#g">Beobachtung</hi> XI.<lb/></head>
            <p>James Arthur <hi rendition="#g">Wilson</hi>, On spasm, languor, Palsy and other disor¬<lb/>
ders, termed nervous of the system. London 1843. p. 22.</p><lb/>
            <p>Ein Mann von reizbarer Constitution schnitt sich in einen<lb/>
Finger, worauf sich alsbald Krämpfe in den Arm- und Nacken¬<lb/>
muskeln <hi rendition="#g">derselben Seite</hi> einstellten.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#g">Physiologische Resultate</hi>: Gesetz der gleichseitigen<lb/>
Leitung, der intersensitiv-motorischen Bewegung und Reflex-<lb/>
Irradiation, sowie die erste Art des dreiörtlichen Auftretens der<lb/>
Reflexe. (Gesetz I., IV. und V.A.)</p><lb/>
          </div>
          <div n="3">
            <head><hi rendition="#g">Beobachtung</hi> XII.<lb/></head>
            <p><hi rendition="#g">Romberg</hi>, Lehrbuch der Nervenkrankheiten. Sensibilitäts-Neuro¬<lb/>
sen. p. 23.</p><lb/>
            <p>Ein 16jähriges Mädchen, mit Erlernung der Kochkunst be¬<lb/>
schäftigt, stach sich beim Zubereiten eines Rehbratens mit der<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[88/0110] sich ein, welcher nach einigen Tagen von einem Ziehen und Spannen in der linken Hand gefolgt war. Dieses Spannen erstreckte sich von den Armmuskeln nach den Halsmuskeln, um dann die Kaumuskeln zu ergreifen, sodass die untere Kinnlade nur einen halben Zoll von der oberen entfernt wer¬ den konnte und das Kauen beschwerlich war. Der Zustand verlor sich später allmählig. Physiologische Resultate: In der grossen Ueberein¬ stimmung dieses Falles mit dem vorigen sehen wir das Gesetz sich uns erschliessen. In diesem Falle hat der Reflex noch mehr Nervengeflechte in sein Bereich gezogen, als in dem vo¬ rigen; aber wiederum nahm er seinen Weg nicht rückwärts, zu Brust- und Bauchmuskeln, sondern vorwärts oder auf¬ wärts und hat nunmehr die Medulla oblongata erreicht, indem er den Quintus minus ergriff. (Gesetz der gleichseitigen Lei¬ tung, der Reflexsymmetrie, des stärkeren Betheiligtseins der verletzten Seite, der intersensitiv-motorischen Bewegung und Reflexirradiation. Mithin: Gesetz I., II., III., IV., V.A.) Beobachtung XI. James Arthur Wilson, On spasm, languor, Palsy and other disor¬ ders, termed nervous of the system. London 1843. p. 22. Ein Mann von reizbarer Constitution schnitt sich in einen Finger, worauf sich alsbald Krämpfe in den Arm- und Nacken¬ muskeln derselben Seite einstellten. Physiologische Resultate: Gesetz der gleichseitigen Leitung, der intersensitiv-motorischen Bewegung und Reflex- Irradiation, sowie die erste Art des dreiörtlichen Auftretens der Reflexe. (Gesetz I., IV. und V.A.) Beobachtung XII. Romberg, Lehrbuch der Nervenkrankheiten. Sensibilitäts-Neuro¬ sen. p. 23. Ein 16jähriges Mädchen, mit Erlernung der Kochkunst be¬ schäftigt, stach sich beim Zubereiten eines Rehbratens mit der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pflueger_rueckenmark_1853
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pflueger_rueckenmark_1853/110
Zitationshilfe: Pflüger, Eduard Friedrich Wilhelm: Die sensorischen Functionen des Rückenmarks der Wirbelthiere. Berlin, 1853, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pflueger_rueckenmark_1853/110>, abgerufen am 26.11.2024.