Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pflüger, Eduard Friedrich Wilhelm: Die sensorischen Functionen des Rückenmarks der Wirbelthiere. Berlin, 1853.

Bild:
<< vorherige Seite

Seite gerissen. Die Durchschneidung des Nerven gewährte nur
geringe Hülfe.

Physiologische Resultate: Dieser Fall zeigt uns zu¬
nächst das Gesetz der gleichseitigen Leitung für ein¬
seitige Reflexe
. Wir bemerken ferner, dass der Reflex,
nachdem er die mit den gereizten sensiblen Fasern in gleichem
Niveau gelegenen Motoren erregt hat und von hier aus weitere
Nervengeflechte ergreift, nicht einen Weg rückwärts im
Rückenmarke einschlägt, also die Nervi dorsales spinales, resp.
die Brust- und Bauchmuskeln befällt, sondern sich vorwärts
oder nach Oben der Medulla oblongata nähert und hier den
Plexus cervicalis mächtig ergreift. (Siehe das Gesetz der gleich¬
seitigen Leitung, der sogenannten intersensitiv-motorischen Be¬
wegung und der Reflex-Irradiation. Gesetz I., IV., V. A.)

Beobachtung IX.

Everard Home, On the Irritability of Nerves. Philosophical Trans¬
actions von 1801. p. 21.

Eine Dame von sehr reizbarer Constitution verletzte ihren
Daumen. Vierzehn Tage darnach stellten sich Krämpfe in den
Daumenmuskeln ein, welche sich auf den Vorderarm, Arm,
Schulter, Nacken und die Kiefer ausdehnten, bald aber auch
wieder verschwanden.

Physiologisches Resultat: Gesetz der gleichseitigen
Leitung, der intersensitiv-motorischen Bewegungen und Reflex-
Irradiationen. (Gesetz I., IV., V. A.)

Beobachtung X.

Clarus, Der Krampf in pathologischer und therapeutischer Hinsicht
systematisch erläutert. I. Theil. Leipzig 1822. p. 216.

Eine junge, reizbare Frau, im siebenten Monate schwanger,
schnitt sich mit einem stumpfen Messer in den linken Daumen,
sodass der Schnitt quer über die äussere Seite des zweiten
Gelenkes, in der Länge eines Achtelzolles, bis auf die Sehnen
gedrungen war. Wenige Blutung, aber heftiger Schmerz stellte

Seite gerissen. Die Durchschneidung des Nerven gewährte nur
geringe Hülfe.

Physiologische Resultate: Dieser Fall zeigt uns zu¬
nächst das Gesetz der gleichseitigen Leitung für ein¬
seitige Reflexe
. Wir bemerken ferner, dass der Reflex,
nachdem er die mit den gereizten sensiblen Fasern in gleichem
Niveau gelegenen Motoren erregt hat und von hier aus weitere
Nervengeflechte ergreift, nicht einen Weg rückwärts im
Rückenmarke einschlägt, also die Nervi dorsales spinales, resp.
die Brust- und Bauchmuskeln befällt, sondern sich vorwärts
oder nach Oben der Medulla oblongata nähert und hier den
Plexus cervicalis mächtig ergreift. (Siehe das Gesetz der gleich¬
seitigen Leitung, der sogenannten intersensitiv-motorischen Be¬
wegung und der Reflex-Irradiation. Gesetz I., IV., V. A.)

Beobachtung IX.

Everard Home, On the Irritability of Nerves. Philosophical Trans¬
actions von 1801. p. 21.

Eine Dame von sehr reizbarer Constitution verletzte ihren
Daumen. Vierzehn Tage darnach stellten sich Krämpfe in den
Daumenmuskeln ein, welche sich auf den Vorderarm, Arm,
Schulter, Nacken und die Kiefer ausdehnten, bald aber auch
wieder verschwanden.

Physiologisches Resultat: Gesetz der gleichseitigen
Leitung, der intersensitiv-motorischen Bewegungen und Reflex-
Irradiationen. (Gesetz I., IV., V. A.)

Beobachtung X.

Clarus, Der Krampf in pathologischer und therapeutischer Hinsicht
systematisch erläutert. I. Theil. Leipzig 1822. p. 216.

Eine junge, reizbare Frau, im siebenten Monate schwanger,
schnitt sich mit einem stumpfen Messer in den linken Daumen,
sodass der Schnitt quer über die äussere Seite des zweiten
Gelenkes, in der Länge eines Achtelzolles, bis auf die Sehnen
gedrungen war. Wenige Blutung, aber heftiger Schmerz stellte

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0109" n="87"/>
Seite gerissen. Die Durchschneidung des Nerven gewährte nur<lb/>
geringe Hülfe.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#g">Physiologische Resultate</hi>: Dieser Fall zeigt uns zu¬<lb/>
nächst das <hi rendition="#g">Gesetz der gleichseitigen Leitung für ein¬<lb/>
seitige Reflexe</hi>. Wir bemerken ferner, dass der Reflex,<lb/>
nachdem er die mit den gereizten sensiblen Fasern in gleichem<lb/>
Niveau gelegenen Motoren erregt hat und von hier aus weitere<lb/>
Nervengeflechte ergreift, <hi rendition="#g">nicht</hi> einen Weg <hi rendition="#g">rückwärts</hi> im<lb/>
Rückenmarke einschlägt, also die Nervi dorsales spinales, resp.<lb/>
die Brust- und Bauchmuskeln befällt, sondern sich <hi rendition="#g">vorwärts</hi><lb/>
oder <hi rendition="#g">nach Oben</hi> der Medulla oblongata nähert und hier den<lb/>
Plexus cervicalis mächtig ergreift. (Siehe das Gesetz der gleich¬<lb/>
seitigen Leitung, der sogenannten intersensitiv-motorischen Be¬<lb/>
wegung und der Reflex-Irradiation. Gesetz I., IV., V. A.)</p><lb/>
          </div>
          <div n="3">
            <head><hi rendition="#g">Beobachtung</hi> IX.<lb/></head>
            <p>Everard <hi rendition="#g">Home</hi>, On the Irritability of Nerves. Philosophical Trans¬<lb/>
actions von 1801. p. 21.</p><lb/>
            <p>Eine Dame von sehr reizbarer Constitution verletzte ihren<lb/>
Daumen. Vierzehn Tage darnach stellten sich Krämpfe in den<lb/>
Daumenmuskeln ein, welche sich auf den Vorderarm, Arm,<lb/>
Schulter, Nacken und die Kiefer ausdehnten, bald aber auch<lb/>
wieder verschwanden.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#g">Physiologisches Resultat</hi>: Gesetz der gleichseitigen<lb/>
Leitung, der intersensitiv-motorischen Bewegungen und Reflex-<lb/>
Irradiationen. (Gesetz I., IV., V. A.)</p><lb/>
          </div>
          <div n="3">
            <head><hi rendition="#g">Beobachtung</hi> X.<lb/></head>
            <p><hi rendition="#g">Clarus</hi>, Der Krampf in pathologischer und therapeutischer Hinsicht<lb/>
systematisch erläutert. I. Theil. Leipzig 1822. p. 216.</p><lb/>
            <p>Eine junge, reizbare Frau, im siebenten Monate schwanger,<lb/>
schnitt sich mit einem stumpfen Messer in den <hi rendition="#g">linken</hi> Daumen,<lb/>
sodass der Schnitt quer über die äussere Seite des zweiten<lb/>
Gelenkes, in der Länge eines Achtelzolles, bis auf die Sehnen<lb/>
gedrungen war. Wenige Blutung, aber heftiger Schmerz stellte<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[87/0109] Seite gerissen. Die Durchschneidung des Nerven gewährte nur geringe Hülfe. Physiologische Resultate: Dieser Fall zeigt uns zu¬ nächst das Gesetz der gleichseitigen Leitung für ein¬ seitige Reflexe. Wir bemerken ferner, dass der Reflex, nachdem er die mit den gereizten sensiblen Fasern in gleichem Niveau gelegenen Motoren erregt hat und von hier aus weitere Nervengeflechte ergreift, nicht einen Weg rückwärts im Rückenmarke einschlägt, also die Nervi dorsales spinales, resp. die Brust- und Bauchmuskeln befällt, sondern sich vorwärts oder nach Oben der Medulla oblongata nähert und hier den Plexus cervicalis mächtig ergreift. (Siehe das Gesetz der gleich¬ seitigen Leitung, der sogenannten intersensitiv-motorischen Be¬ wegung und der Reflex-Irradiation. Gesetz I., IV., V. A.) Beobachtung IX. Everard Home, On the Irritability of Nerves. Philosophical Trans¬ actions von 1801. p. 21. Eine Dame von sehr reizbarer Constitution verletzte ihren Daumen. Vierzehn Tage darnach stellten sich Krämpfe in den Daumenmuskeln ein, welche sich auf den Vorderarm, Arm, Schulter, Nacken und die Kiefer ausdehnten, bald aber auch wieder verschwanden. Physiologisches Resultat: Gesetz der gleichseitigen Leitung, der intersensitiv-motorischen Bewegungen und Reflex- Irradiationen. (Gesetz I., IV., V. A.) Beobachtung X. Clarus, Der Krampf in pathologischer und therapeutischer Hinsicht systematisch erläutert. I. Theil. Leipzig 1822. p. 216. Eine junge, reizbare Frau, im siebenten Monate schwanger, schnitt sich mit einem stumpfen Messer in den linken Daumen, sodass der Schnitt quer über die äussere Seite des zweiten Gelenkes, in der Länge eines Achtelzolles, bis auf die Sehnen gedrungen war. Wenige Blutung, aber heftiger Schmerz stellte

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pflueger_rueckenmark_1853
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pflueger_rueckenmark_1853/109
Zitationshilfe: Pflüger, Eduard Friedrich Wilhelm: Die sensorischen Functionen des Rückenmarks der Wirbelthiere. Berlin, 1853, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pflueger_rueckenmark_1853/109>, abgerufen am 26.11.2024.