Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850.Nach einer zweiten Stunde erreichten wir die Station und meinen Diener, den ich nun nicht mehr von meiner Seite ließ. Die Dörfer, durch welche wir heute kamen, gehörten zu den erbärmlichsten, die Hütten bestanden aus Schilf- oder Rohrwänden mit Palmblättern überdeckt, -- manche hatten nicht einmal Vorderwände. Diese Dörfer sind meist von Mahratten bewohnt, einem Volkstamme, der einst in Indien und zwar auf der Halbinsel diesseits des Ganges ziemlich mächtig war. Sie wurden aber im achtzehnten Jahrhundert von den Mongolen aus Hindostan vertrieben und flüchteten sich in die Gebirge, die sich von Surate bis Goa erstrecken. Der größte Theil dieses Volkes mußte sich im neunzehnten Jahrhundert den Briten unterwerfen. Unter allen Mahrattenfürsten soll der Seindiah noch der einzige sein, der seine Unabhängigkeit einigermaßen behauptet. Die übrigen Fürsten erhalten Pensionen. Die Mahratten sind Anhänger der Religion des Brahma. Sie haben einen festen Körperbau, ihre Hautfarbe ist schmutzigschwarz bis zum hellbraun, ihre Gesichtszüge sind häßlich und verschlagen. Sie sind abgehärtet gegen alle Beschwerden, leben meist nur von Reis und Wasser, und ihr Charakter soll grausam, hinterlistig und wild sein. Zum Gefechte berauschen sie sich durch Opium oder wilden Hauf, den sie als Tabak rauchen. Am Nachmittage erreichte ich das Oertchen Pannwell. Gegen Abend schifft man sich in Booten auf dem Fluß Pannwell ein, geht in die See und landet gegen Morgen in Bombay. Nach einer zweiten Stunde erreichten wir die Station und meinen Diener, den ich nun nicht mehr von meiner Seite ließ. Die Dörfer, durch welche wir heute kamen, gehörten zu den erbärmlichsten, die Hütten bestanden aus Schilf- oder Rohrwänden mit Palmblättern überdeckt, — manche hatten nicht einmal Vorderwände. Diese Dörfer sind meist von Mahratten bewohnt, einem Volkstamme, der einst in Indien und zwar auf der Halbinsel diesseits des Ganges ziemlich mächtig war. Sie wurden aber im achtzehnten Jahrhundert von den Mongolen aus Hindostan vertrieben und flüchteten sich in die Gebirge, die sich von Surate bis Goa erstrecken. Der größte Theil dieses Volkes mußte sich im neunzehnten Jahrhundert den Briten unterwerfen. Unter allen Mahrattenfürsten soll der Seindiah noch der einzige sein, der seine Unabhängigkeit einigermaßen behauptet. Die übrigen Fürsten erhalten Pensionen. Die Mahratten sind Anhänger der Religion des Brahma. Sie haben einen festen Körperbau, ihre Hautfarbe ist schmutzigschwarz bis zum hellbraun, ihre Gesichtszüge sind häßlich und verschlagen. Sie sind abgehärtet gegen alle Beschwerden, leben meist nur von Reis und Wasser, und ihr Charakter soll grausam, hinterlistig und wild sein. Zum Gefechte berauschen sie sich durch Opium oder wilden Hauf, den sie als Tabak rauchen. Am Nachmittage erreichte ich das Oertchen Pannwell. Gegen Abend schifft man sich in Booten auf dem Fluß Pannwell ein, geht in die See und landet gegen Morgen in Bombay. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0080" n="72"/> Nach einer zweiten Stunde erreichten wir die Station und meinen Diener, den ich nun nicht mehr von meiner Seite ließ.</p> <p>Die Dörfer, durch welche wir heute kamen, gehörten zu den erbärmlichsten, die Hütten bestanden aus Schilf- oder Rohrwänden mit Palmblättern überdeckt, — manche hatten nicht einmal Vorderwände.</p> <p>Diese Dörfer sind meist von Mahratten bewohnt, einem Volkstamme, der einst in Indien und zwar auf der Halbinsel diesseits des Ganges ziemlich mächtig war. Sie wurden aber im achtzehnten Jahrhundert von den Mongolen aus Hindostan vertrieben und flüchteten sich in die Gebirge, die sich von <hi rendition="#aq">Surate</hi> bis <hi rendition="#aq">Goa</hi> erstrecken. Der größte Theil dieses Volkes mußte sich im neunzehnten Jahrhundert den Briten unterwerfen. Unter allen Mahrattenfürsten soll der <hi rendition="#aq">Seindiah</hi> noch der einzige sein, der seine Unabhängigkeit einigermaßen behauptet. Die übrigen Fürsten erhalten Pensionen.</p> <p>Die Mahratten sind Anhänger der Religion des Brahma. Sie haben einen festen Körperbau, ihre Hautfarbe ist schmutzigschwarz bis zum hellbraun, ihre Gesichtszüge sind häßlich und verschlagen. Sie sind abgehärtet gegen alle Beschwerden, leben meist nur von Reis und Wasser, und ihr Charakter soll grausam, hinterlistig und wild sein. Zum Gefechte berauschen sie sich durch Opium oder wilden Hauf, den sie als Tabak rauchen.</p> <p>Am Nachmittage erreichte ich das Oertchen <hi rendition="#aq">Pannwell</hi>. Gegen Abend schifft man sich in Booten auf dem Fluß Pannwell ein, geht in die See und landet gegen Morgen in <hi rendition="#aq">Bombay</hi>.</p> </div> </body> </text> </TEI> [72/0080]
Nach einer zweiten Stunde erreichten wir die Station und meinen Diener, den ich nun nicht mehr von meiner Seite ließ.
Die Dörfer, durch welche wir heute kamen, gehörten zu den erbärmlichsten, die Hütten bestanden aus Schilf- oder Rohrwänden mit Palmblättern überdeckt, — manche hatten nicht einmal Vorderwände.
Diese Dörfer sind meist von Mahratten bewohnt, einem Volkstamme, der einst in Indien und zwar auf der Halbinsel diesseits des Ganges ziemlich mächtig war. Sie wurden aber im achtzehnten Jahrhundert von den Mongolen aus Hindostan vertrieben und flüchteten sich in die Gebirge, die sich von Surate bis Goa erstrecken. Der größte Theil dieses Volkes mußte sich im neunzehnten Jahrhundert den Briten unterwerfen. Unter allen Mahrattenfürsten soll der Seindiah noch der einzige sein, der seine Unabhängigkeit einigermaßen behauptet. Die übrigen Fürsten erhalten Pensionen.
Die Mahratten sind Anhänger der Religion des Brahma. Sie haben einen festen Körperbau, ihre Hautfarbe ist schmutzigschwarz bis zum hellbraun, ihre Gesichtszüge sind häßlich und verschlagen. Sie sind abgehärtet gegen alle Beschwerden, leben meist nur von Reis und Wasser, und ihr Charakter soll grausam, hinterlistig und wild sein. Zum Gefechte berauschen sie sich durch Opium oder wilden Hauf, den sie als Tabak rauchen.
Am Nachmittage erreichte ich das Oertchen Pannwell. Gegen Abend schifft man sich in Booten auf dem Fluß Pannwell ein, geht in die See und landet gegen Morgen in Bombay.
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Zitationshilfe: | Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850/80>, abgerufen am 16.02.2025. |