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Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850.

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bald schrie er die Vorübergehenden an, bald wandte er sich gegen mich und starrte mich minutenlang an. Da ich jedoch einen Diener bei mir hatte, der immer neben der Baili herging, beachtete ich dies nur wenig. Allein diesen Morgen war mein Diener ohne meine Bewilligung zur nächsten Station vorausgegangen, und ich befand mich mit dem närrischen Fuhrmann allein auf dem ziemlich einsamen Wege. Nach einiger Zeit stieg er vom Wagen und ging hart hinter demselben her. Die Baili's sind nur an den Seiten mit Strohmatten überdeckt und vorne und rückwärts offen, ich hätte daher wohl sehen können, was er machte; allein ich wollte mich nicht umwenden, um ihn nicht auf den Gedanken zu bringen, daß ich ihm Böses zumuthe. Ich wandte meinen Kopf nur nach und nach zur Seite, um ihn ein wenig beobachten zu können. Bald kam er wieder vor, nahm zu meinem Entsetzen die Hacke, die jeder Fuhrmann mit sich führt, von dem Wagen und begab sich damit neuerdings nach hinten. Nun dachte ich nicht anders, als daß er wirklich Böses im Sinne führe; ich konnte ihm aber nicht entlaufen und durfte natürlich auch keine Furcht zeigen. Ganz leise und unvermerkt zog ich jedoch meinen Mantel an mich, rollte ihn zusammen, um mir damit, im Falle er die Hacke zum Hiebe aufschwänge, wenigstens den Kopf zu schützen.

Einige Zeit ließ er mich in dieser peinvollen Lage, dann setzte er sich wieder an seinen Platz und starrte mich an, stieg jedoch abermals ab und wiederholte dasselbe Verfahren mehrmals. Erst nach einer ewig langen Stunde legte er die Hacke bei Seite, blieb auf dem Wagen sitzen und begnügte sich, mich nunmehr zeitweise starr anzugaffen

bald schrie er die Vorübergehenden an, bald wandte er sich gegen mich und starrte mich minutenlang an. Da ich jedoch einen Diener bei mir hatte, der immer neben der Baili herging, beachtete ich dies nur wenig. Allein diesen Morgen war mein Diener ohne meine Bewilligung zur nächsten Station vorausgegangen, und ich befand mich mit dem närrischen Fuhrmann allein auf dem ziemlich einsamen Wege. Nach einiger Zeit stieg er vom Wagen und ging hart hinter demselben her. Die Baili’s sind nur an den Seiten mit Strohmatten überdeckt und vorne und rückwärts offen, ich hätte daher wohl sehen können, was er machte; allein ich wollte mich nicht umwenden, um ihn nicht auf den Gedanken zu bringen, daß ich ihm Böses zumuthe. Ich wandte meinen Kopf nur nach und nach zur Seite, um ihn ein wenig beobachten zu können. Bald kam er wieder vor, nahm zu meinem Entsetzen die Hacke, die jeder Fuhrmann mit sich führt, von dem Wagen und begab sich damit neuerdings nach hinten. Nun dachte ich nicht anders, als daß er wirklich Böses im Sinne führe; ich konnte ihm aber nicht entlaufen und durfte natürlich auch keine Furcht zeigen. Ganz leise und unvermerkt zog ich jedoch meinen Mantel an mich, rollte ihn zusammen, um mir damit, im Falle er die Hacke zum Hiebe aufschwänge, wenigstens den Kopf zu schützen.

Einige Zeit ließ er mich in dieser peinvollen Lage, dann setzte er sich wieder an seinen Platz und starrte mich an, stieg jedoch abermals ab und wiederholte dasselbe Verfahren mehrmals. Erst nach einer ewig langen Stunde legte er die Hacke bei Seite, blieb auf dem Wagen sitzen und begnügte sich, mich nunmehr zeitweise starr anzugaffen

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[71/0079] bald schrie er die Vorübergehenden an, bald wandte er sich gegen mich und starrte mich minutenlang an. Da ich jedoch einen Diener bei mir hatte, der immer neben der Baili herging, beachtete ich dies nur wenig. Allein diesen Morgen war mein Diener ohne meine Bewilligung zur nächsten Station vorausgegangen, und ich befand mich mit dem närrischen Fuhrmann allein auf dem ziemlich einsamen Wege. Nach einiger Zeit stieg er vom Wagen und ging hart hinter demselben her. Die Baili’s sind nur an den Seiten mit Strohmatten überdeckt und vorne und rückwärts offen, ich hätte daher wohl sehen können, was er machte; allein ich wollte mich nicht umwenden, um ihn nicht auf den Gedanken zu bringen, daß ich ihm Böses zumuthe. Ich wandte meinen Kopf nur nach und nach zur Seite, um ihn ein wenig beobachten zu können. Bald kam er wieder vor, nahm zu meinem Entsetzen die Hacke, die jeder Fuhrmann mit sich führt, von dem Wagen und begab sich damit neuerdings nach hinten. Nun dachte ich nicht anders, als daß er wirklich Böses im Sinne führe; ich konnte ihm aber nicht entlaufen und durfte natürlich auch keine Furcht zeigen. Ganz leise und unvermerkt zog ich jedoch meinen Mantel an mich, rollte ihn zusammen, um mir damit, im Falle er die Hacke zum Hiebe aufschwänge, wenigstens den Kopf zu schützen. Einige Zeit ließ er mich in dieser peinvollen Lage, dann setzte er sich wieder an seinen Platz und starrte mich an, stieg jedoch abermals ab und wiederholte dasselbe Verfahren mehrmals. Erst nach einer ewig langen Stunde legte er die Hacke bei Seite, blieb auf dem Wagen sitzen und begnügte sich, mich nunmehr zeitweise starr anzugaffen

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Zitationshilfe: Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850/79>, abgerufen am 09.05.2024.