Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850.

Bild:
<< vorherige Seite

den Sardabs. Die Hitze ist am fürchterlichsten im Monat Juli, wo nicht selten der glühende Samum aus der nahen Wüste über die Stadt streicht. Während meines kurzen Aufenthaltes zu Mossul starben mehrere Menschen sehr plötzlich. Man schrieb diese Todesfälle der Hitze zu. Selbst die Sardabs schützen den Menschen nicht vor beständiger Ausdünstung, da die Hitze in ihnen bis auf neunundzwanzig Grad steigt.

Auch das arme Geflügel leidet sehr von der Hitze: Hühner und Vögel reißen die Schnäbel auf und halten die Flügel weit ausgestreckt vom Körper.

Die Menschen leiden viel an den Augen; dagegen sind die Alleppo-Beulen seltener als in Bagdad, und Fremde bleiben davon verschont.

Ich litt zwar viel von der Hitze, befand mich übrigens sehr wohl, besonders was meinen Appetit anbelangte. Ich glaube, ich hätte zu jeder Stunde des Tages essen können. Wahrscheinlich war dies eine Folge der strengen Diät, die ich wider Willen auf der Reise durch die Wüste gehalten hatte.

Das sehenswertheste von Mossul ist der Palast des Pascha, eine halbe Meile von der Stadt. Er besteht aus mehreren Gebäuden und Gärten und ist mit schönen Mauern umgeben, über die man hinein sieht, da sie tiefer liegen als die Stadt. Er nimmt sich von ferne sehr gut aus, verliert aber bei näherer Besichtigung. In den Gärten stehen schöne Baumgruppen, die um so größeren Werth haben, als sie die einzigen in der ganzen weiten Umgebung sind.

Während meines Aufenthaltes zu Mossul fand zufällig

den Sardabs. Die Hitze ist am fürchterlichsten im Monat Juli, wo nicht selten der glühende Samum aus der nahen Wüste über die Stadt streicht. Während meines kurzen Aufenthaltes zu Mossul starben mehrere Menschen sehr plötzlich. Man schrieb diese Todesfälle der Hitze zu. Selbst die Sardabs schützen den Menschen nicht vor beständiger Ausdünstung, da die Hitze in ihnen bis auf neunundzwanzig Grad steigt.

Auch das arme Geflügel leidet sehr von der Hitze: Hühner und Vögel reißen die Schnäbel auf und halten die Flügel weit ausgestreckt vom Körper.

Die Menschen leiden viel an den Augen; dagegen sind die Alleppo-Beulen seltener als in Bagdad, und Fremde bleiben davon verschont.

Ich litt zwar viel von der Hitze, befand mich übrigens sehr wohl, besonders was meinen Appetit anbelangte. Ich glaube, ich hätte zu jeder Stunde des Tages essen können. Wahrscheinlich war dies eine Folge der strengen Diät, die ich wider Willen auf der Reise durch die Wüste gehalten hatte.

Das sehenswertheste von Mossul ist der Palast des Pascha, eine halbe Meile von der Stadt. Er besteht aus mehreren Gebäuden und Gärten und ist mit schönen Mauern umgeben, über die man hinein sieht, da sie tiefer liegen als die Stadt. Er nimmt sich von ferne sehr gut aus, verliert aber bei näherer Besichtigung. In den Gärten stehen schöne Baumgruppen, die um so größeren Werth haben, als sie die einzigen in der ganzen weiten Umgebung sind.

Während meines Aufenthaltes zu Mossul fand zufällig

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0173" n="165"/>
den Sardabs. Die Hitze ist am fürchterlichsten im Monat Juli, wo nicht selten der glühende Samum aus der nahen Wüste über die Stadt streicht. Während meines kurzen Aufenthaltes zu <hi rendition="#aq">Mossul</hi> starben mehrere Menschen sehr plötzlich. Man schrieb diese Todesfälle der Hitze zu. Selbst die Sardabs schützen den Menschen nicht vor beständiger Ausdünstung, da die Hitze in ihnen bis auf neunundzwanzig Grad steigt.</p>
        <p>Auch das arme Geflügel leidet sehr von der Hitze: Hühner und Vögel reißen die Schnäbel auf und halten die Flügel weit ausgestreckt vom Körper.</p>
        <p>Die Menschen leiden viel an den Augen; dagegen sind die Alleppo-Beulen seltener als in <hi rendition="#aq">Bagdad</hi>, und Fremde bleiben davon verschont.</p>
        <p>Ich litt zwar viel von der Hitze, befand mich übrigens sehr wohl, besonders was meinen Appetit anbelangte. Ich glaube, ich hätte zu jeder Stunde des Tages essen können. Wahrscheinlich war dies eine Folge der strengen Diät, die ich wider Willen auf der Reise durch die Wüste gehalten hatte.</p>
        <p>Das sehenswertheste von <hi rendition="#aq">Mossul</hi> ist der Palast des Pascha, eine halbe Meile von der Stadt. Er besteht aus mehreren Gebäuden und Gärten und ist mit schönen Mauern umgeben, über die man hinein sieht, da sie tiefer liegen als die Stadt. Er nimmt sich von ferne sehr gut aus, verliert aber bei näherer Besichtigung. In den Gärten stehen schöne Baumgruppen, die um so größeren Werth haben, als sie die einzigen in der ganzen weiten Umgebung sind.</p>
        <p>Während meines Aufenthaltes zu <hi rendition="#aq">Mossul</hi> fand zufällig
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[165/0173] den Sardabs. Die Hitze ist am fürchterlichsten im Monat Juli, wo nicht selten der glühende Samum aus der nahen Wüste über die Stadt streicht. Während meines kurzen Aufenthaltes zu Mossul starben mehrere Menschen sehr plötzlich. Man schrieb diese Todesfälle der Hitze zu. Selbst die Sardabs schützen den Menschen nicht vor beständiger Ausdünstung, da die Hitze in ihnen bis auf neunundzwanzig Grad steigt. Auch das arme Geflügel leidet sehr von der Hitze: Hühner und Vögel reißen die Schnäbel auf und halten die Flügel weit ausgestreckt vom Körper. Die Menschen leiden viel an den Augen; dagegen sind die Alleppo-Beulen seltener als in Bagdad, und Fremde bleiben davon verschont. Ich litt zwar viel von der Hitze, befand mich übrigens sehr wohl, besonders was meinen Appetit anbelangte. Ich glaube, ich hätte zu jeder Stunde des Tages essen können. Wahrscheinlich war dies eine Folge der strengen Diät, die ich wider Willen auf der Reise durch die Wüste gehalten hatte. Das sehenswertheste von Mossul ist der Palast des Pascha, eine halbe Meile von der Stadt. Er besteht aus mehreren Gebäuden und Gärten und ist mit schönen Mauern umgeben, über die man hinein sieht, da sie tiefer liegen als die Stadt. Er nimmt sich von ferne sehr gut aus, verliert aber bei näherer Besichtigung. In den Gärten stehen schöne Baumgruppen, die um so größeren Werth haben, als sie die einzigen in der ganzen weiten Umgebung sind. Während meines Aufenthaltes zu Mossul fand zufällig

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Sophie: A digital library of works by german-speaking women: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-06-28T07:11:29Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition (2013-06-28T07:11:29Z)
Bayerische Staatsbibliothek Digital: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-06-28T07:11:29Z)

Weitere Informationen:

  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert
  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert
  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein
  • Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.) sind nicht konsequent wie in der Vorlage gekennzeichnet



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850/173
Zitationshilfe: Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850, S. 165. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850/173>, abgerufen am 27.11.2024.