Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 2. Wien, 1850.beim zweiten Rösten eine ganz geringe Quantität der Farbe den Blättern beigibt. Zuletzt schüttet man den Thee wieder auf die hölzernen Platten, um ihn genau durchzusehen und rollt die nicht ganz geschlossenen Blätter nochmals zusammen. Bevor ich das Haus verließ, führte mich der Eigenthümer in seine Wohnung und bewirthete mich mit einer Tasse Thee auf die Art und Weise, wie ihn die reichen und vornehmen Chinesen zu nehmen pflegen. In eine feine Porzellan-Tasse wurde etwas Thee gegeben, kochendes Wasser darauf gegossen und die Tasse dann mit einem Deckel, der genau darauf paßte, zugedeckt. Nach wenigen Minuten trinkt man den heißen Thee von den Blättern herab. Die Chinesen geben weder Zucker, Rum noch Milch zum Thee; sie sagen, daß durch jeden Zusatz, ja selbst durch das Aufrühren das Aroma des Thee's verloren gehe. In meine Tasse erhielt ich mit den Blättern zugleich etwas Zucker. Der Strauch der Theepflanze hatte in den Pflanzungen, die ich in der Umgebung Canton's sah, höchstens die Höhe von sechs Fuß; man läßt ihn nicht höher wachsen und beschneidet ihn daher zeitweise. Er wird vom 3. bis zum 8. Jahre benützt, worauf man ihn abhaut, damit er wieder treibe, oder ganz ausrottet. Man kann des Jahres drei Ernten halten, und zwar die erste im März, die zweite im April und die dritte, die durch zwei Monate währt, im Mai. Die Blätter der ersten Ernte sind so überaus zart und fein, daß man sie leicht für Blüthen nehmen könnte, und daher mag wohl auch der Irrthum entstehen, daß man den sogenannten "Blumen- oder Kaiserthee" beim zweiten Rösten eine ganz geringe Quantität der Farbe den Blättern beigibt. Zuletzt schüttet man den Thee wieder auf die hölzernen Platten, um ihn genau durchzusehen und rollt die nicht ganz geschlossenen Blätter nochmals zusammen. Bevor ich das Haus verließ, führte mich der Eigenthümer in seine Wohnung und bewirthete mich mit einer Tasse Thee auf die Art und Weise, wie ihn die reichen und vornehmen Chinesen zu nehmen pflegen. In eine feine Porzellan-Tasse wurde etwas Thee gegeben, kochendes Wasser darauf gegossen und die Tasse dann mit einem Deckel, der genau darauf paßte, zugedeckt. Nach wenigen Minuten trinkt man den heißen Thee von den Blättern herab. Die Chinesen geben weder Zucker, Rum noch Milch zum Thee; sie sagen, daß durch jeden Zusatz, ja selbst durch das Aufrühren das Aroma des Thee’s verloren gehe. In meine Tasse erhielt ich mit den Blättern zugleich etwas Zucker. Der Strauch der Theepflanze hatte in den Pflanzungen, die ich in der Umgebung Canton’s sah, höchstens die Höhe von sechs Fuß; man läßt ihn nicht höher wachsen und beschneidet ihn daher zeitweise. Er wird vom 3. bis zum 8. Jahre benützt, worauf man ihn abhaut, damit er wieder treibe, oder ganz ausrottet. Man kann des Jahres drei Ernten halten, und zwar die erste im März, die zweite im April und die dritte, die durch zwei Monate währt, im Mai. Die Blätter der ersten Ernte sind so überaus zart und fein, daß man sie leicht für Blüthen nehmen könnte, und daher mag wohl auch der Irrthum entstehen, daß man den sogenannten „Blumen- oder Kaiserthee“ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0061" n="54"/> beim zweiten Rösten eine ganz geringe Quantität der Farbe den Blättern beigibt. Zuletzt schüttet man den Thee wieder auf die hölzernen Platten, um ihn genau durchzusehen und rollt die nicht ganz geschlossenen Blätter nochmals zusammen.</p> <p>Bevor ich das Haus verließ, führte mich der Eigenthümer in seine Wohnung und bewirthete mich mit einer Tasse Thee auf die Art und Weise, wie ihn die reichen und vornehmen Chinesen zu nehmen pflegen. In eine feine Porzellan-Tasse wurde etwas Thee gegeben, kochendes Wasser darauf gegossen und die Tasse dann mit einem Deckel, der genau darauf paßte, zugedeckt. Nach wenigen Minuten trinkt man den heißen Thee von den Blättern herab. Die Chinesen geben weder Zucker, Rum noch Milch zum Thee; sie sagen, daß durch jeden Zusatz, ja selbst durch das Aufrühren das Aroma des Thee’s verloren gehe. In meine Tasse erhielt ich mit den Blättern zugleich etwas Zucker.</p> <p>Der Strauch der Theepflanze hatte in den Pflanzungen, die ich in der Umgebung Canton’s sah, höchstens die Höhe von sechs Fuß; man läßt ihn nicht höher wachsen und beschneidet ihn daher zeitweise. Er wird vom 3. bis zum 8. Jahre benützt, worauf man ihn abhaut, damit er wieder treibe, oder ganz ausrottet. Man kann des Jahres drei Ernten halten, und zwar die erste im März, die zweite im April und die dritte, die durch zwei Monate währt, im Mai. Die Blätter der ersten Ernte sind so überaus zart und fein, daß man sie leicht für Blüthen nehmen könnte, und daher mag wohl auch der Irrthum entstehen, daß man den sogenannten „Blumen- oder Kaiserthee“ </p> </div> </body> </text> </TEI> [54/0061]
beim zweiten Rösten eine ganz geringe Quantität der Farbe den Blättern beigibt. Zuletzt schüttet man den Thee wieder auf die hölzernen Platten, um ihn genau durchzusehen und rollt die nicht ganz geschlossenen Blätter nochmals zusammen.
Bevor ich das Haus verließ, führte mich der Eigenthümer in seine Wohnung und bewirthete mich mit einer Tasse Thee auf die Art und Weise, wie ihn die reichen und vornehmen Chinesen zu nehmen pflegen. In eine feine Porzellan-Tasse wurde etwas Thee gegeben, kochendes Wasser darauf gegossen und die Tasse dann mit einem Deckel, der genau darauf paßte, zugedeckt. Nach wenigen Minuten trinkt man den heißen Thee von den Blättern herab. Die Chinesen geben weder Zucker, Rum noch Milch zum Thee; sie sagen, daß durch jeden Zusatz, ja selbst durch das Aufrühren das Aroma des Thee’s verloren gehe. In meine Tasse erhielt ich mit den Blättern zugleich etwas Zucker.
Der Strauch der Theepflanze hatte in den Pflanzungen, die ich in der Umgebung Canton’s sah, höchstens die Höhe von sechs Fuß; man läßt ihn nicht höher wachsen und beschneidet ihn daher zeitweise. Er wird vom 3. bis zum 8. Jahre benützt, worauf man ihn abhaut, damit er wieder treibe, oder ganz ausrottet. Man kann des Jahres drei Ernten halten, und zwar die erste im März, die zweite im April und die dritte, die durch zwei Monate währt, im Mai. Die Blätter der ersten Ernte sind so überaus zart und fein, daß man sie leicht für Blüthen nehmen könnte, und daher mag wohl auch der Irrthum entstehen, daß man den sogenannten „Blumen- oder Kaiserthee“
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Zitationshilfe: | Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 2. Wien, 1850, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt02_1850/61>, abgerufen am 15.08.2024. |