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Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 2. Wien, 1850.

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lag frei und offen allen Stürmen und Gewittern ausgesetzt. Wehmuth und Erstaunen wuchs bei jedem Schritte, den ich vorwärts that -- Wehmuth über den schrecklichen Verfall, Erstaunen über die noch sichtbare Pracht, über die Anhäufung von großartigen Gebäuden, über die herrlichen Sculpturen und die reiche Ausschmückung. Ich sah Gebäude, deren Innen- und Außenseiten mit Sculpturen so überdeckt waren, daß auch nicht der kleinste Raum leer blieb. Die Hauptmoschee übertrifft an Größe und kunstvollem Bau noch die Jumna-Moschee in Agra. Die Eingangspforte in den Vorhof soll die höchste der Welt sein; die innere Wölbung des Thores mißt zweiundsiebenzig Fuß, die Höhe des Ganzen beträgt hundert und vierzig Fuß. Der Vorhof der Moschee gehört ebenfalls zu den größten, seine Länge beträgt vierhundert sechsunddreißig, die Breite vierhundert acht Fuß; er ist mit schönen Arkadengängen und kleinen Zellen umgeben. Dieser Vorhof wurde beinahe für so heilig gehalten wie die Moschee selbst, und zwar weil an einer Stelle desselben Sultan Akbar "der Gerechte" seine Andacht zu verrichten pflegte *). Nach seinem Tode wurde diese Stelle durch eine Art Altar bezeichnet, der in weißem Marmor wundervoll ausgearbeitet ist.

Die Moschee selbst, im Style der Jumna-Moschee

*) Akbar, der vortrefflichste Fürst seiner Zeit nicht nur in Indien, sondern in ganz Asien, wurde im Jahre 1542 geboren und bestieg schon im vierzehnten Jahre den Thron Seiner ausgezeichneten Güte und Gerechtigkeit, so wie seines großen Verstandes wegen wurde er fast abgöttisch verehrt und geliebt.

lag frei und offen allen Stürmen und Gewittern ausgesetzt. Wehmuth und Erstaunen wuchs bei jedem Schritte, den ich vorwärts that — Wehmuth über den schrecklichen Verfall, Erstaunen über die noch sichtbare Pracht, über die Anhäufung von großartigen Gebäuden, über die herrlichen Sculpturen und die reiche Ausschmückung. Ich sah Gebäude, deren Innen- und Außenseiten mit Sculpturen so überdeckt waren, daß auch nicht der kleinste Raum leer blieb. Die Hauptmoschee übertrifft an Größe und kunstvollem Bau noch die Jumna-Moschee in Agra. Die Eingangspforte in den Vorhof soll die höchste der Welt sein; die innere Wölbung des Thores mißt zweiundsiebenzig Fuß, die Höhe des Ganzen beträgt hundert und vierzig Fuß. Der Vorhof der Moschee gehört ebenfalls zu den größten, seine Länge beträgt vierhundert sechsunddreißig, die Breite vierhundert acht Fuß; er ist mit schönen Arkadengängen und kleinen Zellen umgeben. Dieser Vorhof wurde beinahe für so heilig gehalten wie die Moschee selbst, und zwar weil an einer Stelle desselben Sultan Akbar „der Gerechte“ seine Andacht zu verrichten pflegte *). Nach seinem Tode wurde diese Stelle durch eine Art Altar bezeichnet, der in weißem Marmor wundervoll ausgearbeitet ist.

Die Moschee selbst, im Style der Jumna-Moschee

*) Akbar, der vortrefflichste Fürst seiner Zeit nicht nur in Indien, sondern in ganz Asien, wurde im Jahre 1542 geboren und bestieg schon im vierzehnten Jahre den Thron Seiner ausgezeichneten Güte und Gerechtigkeit, so wie seines großen Verstandes wegen wurde er fast abgöttisch verehrt und geliebt.
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[204/0211] lag frei und offen allen Stürmen und Gewittern ausgesetzt. Wehmuth und Erstaunen wuchs bei jedem Schritte, den ich vorwärts that — Wehmuth über den schrecklichen Verfall, Erstaunen über die noch sichtbare Pracht, über die Anhäufung von großartigen Gebäuden, über die herrlichen Sculpturen und die reiche Ausschmückung. Ich sah Gebäude, deren Innen- und Außenseiten mit Sculpturen so überdeckt waren, daß auch nicht der kleinste Raum leer blieb. Die Hauptmoschee übertrifft an Größe und kunstvollem Bau noch die Jumna-Moschee in Agra. Die Eingangspforte in den Vorhof soll die höchste der Welt sein; die innere Wölbung des Thores mißt zweiundsiebenzig Fuß, die Höhe des Ganzen beträgt hundert und vierzig Fuß. Der Vorhof der Moschee gehört ebenfalls zu den größten, seine Länge beträgt vierhundert sechsunddreißig, die Breite vierhundert acht Fuß; er ist mit schönen Arkadengängen und kleinen Zellen umgeben. Dieser Vorhof wurde beinahe für so heilig gehalten wie die Moschee selbst, und zwar weil an einer Stelle desselben Sultan Akbar „der Gerechte“ seine Andacht zu verrichten pflegte *). Nach seinem Tode wurde diese Stelle durch eine Art Altar bezeichnet, der in weißem Marmor wundervoll ausgearbeitet ist. Die Moschee selbst, im Style der Jumna-Moschee *) Akbar, der vortrefflichste Fürst seiner Zeit nicht nur in Indien, sondern in ganz Asien, wurde im Jahre 1542 geboren und bestieg schon im vierzehnten Jahre den Thron Seiner ausgezeichneten Güte und Gerechtigkeit, so wie seines großen Verstandes wegen wurde er fast abgöttisch verehrt und geliebt.

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Zitationshilfe: Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 2. Wien, 1850, S. 204. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt02_1850/211>, abgerufen am 30.04.2024.