Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 2. Wien, 1850.wenigen begnügt man sich bei kurzen Aufenthalten mit dem halben Preis. Bei jedem Bongolo ist ein Eingeborner als Aufseher aufgestellt, welcher die Reisenden bedient, für sie kocht u. s. w. Die Controle wird mittelst eines Buches, in welches sich jeder Reisende einschreiben muß, genau geführt. -- Wenn es keine Reisenden gibt, kann man bleiben so lange es einem gefällt, im entgegengesetzten Falle aber muß man nach vierundzwanzig Stunden den Platz räumen. Die Ortschaften, die an dem Wege liegen, sind klein und sehen sehr armselig und dürftig aus. Sie sind von hohen Lehmwänden umgeben, was ihnen den Anstrich einer Befestigung gibt. Am 13. Jänner, nachdem wir im Ganzen drei Nächte und zwei und einen halben Tag gefahren waren, erreichten wir Agra, die einstige Residenz der Groß-Mogule Indiens. Die Vorstädte Agra's gleichen an Armseligkeit den elenden Dörfern: hohe Erdwälle oder Lehmwände, dazwischen kleine baufällige Hütten und Baraken; anders gestaltete es sich aber, als wir durch ein stattliches Thor fuhren -- wir befanden uns plötzlich auf einem großen, offenen Platze, der mit Mauern umgeben war und von welchem vier hohe Thore nach der Stadt, der Festung und den Vorstädten führten. Agra besitzt, wie die meisten Städte Indiens, keinen Gasthof. Ein deutscher Missionär nahm mich liebreich auf und fügte seiner Gastfreundschaft die für mich noch werthvollere Gefälligkeit hinzu, mir persönlich die Sehenswürdigkeiten der Stadt und Umgebung zu zeigen. wenigen begnügt man sich bei kurzen Aufenthalten mit dem halben Preis. Bei jedem Bongolo ist ein Eingeborner als Aufseher aufgestellt, welcher die Reisenden bedient, für sie kocht u. s. w. Die Controle wird mittelst eines Buches, in welches sich jeder Reisende einschreiben muß, genau geführt. — Wenn es keine Reisenden gibt, kann man bleiben so lange es einem gefällt, im entgegengesetzten Falle aber muß man nach vierundzwanzig Stunden den Platz räumen. Die Ortschaften, die an dem Wege liegen, sind klein und sehen sehr armselig und dürftig aus. Sie sind von hohen Lehmwänden umgeben, was ihnen den Anstrich einer Befestigung gibt. Am 13. Jänner, nachdem wir im Ganzen drei Nächte und zwei und einen halben Tag gefahren waren, erreichten wir Agra, die einstige Residenz der Groß-Mogule Indiens. Die Vorstädte Agra’s gleichen an Armseligkeit den elenden Dörfern: hohe Erdwälle oder Lehmwände, dazwischen kleine baufällige Hütten und Baraken; anders gestaltete es sich aber, als wir durch ein stattliches Thor fuhren — wir befanden uns plötzlich auf einem großen, offenen Platze, der mit Mauern umgeben war und von welchem vier hohe Thore nach der Stadt, der Festung und den Vorstädten führten. Agra besitzt, wie die meisten Städte Indiens, keinen Gasthof. Ein deutscher Missionär nahm mich liebreich auf und fügte seiner Gastfreundschaft die für mich noch werthvollere Gefälligkeit hinzu, mir persönlich die Sehenswürdigkeiten der Stadt und Umgebung zu zeigen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0200" n="193"/> wenigen begnügt man sich bei kurzen Aufenthalten mit dem halben Preis. Bei jedem Bongolo ist ein Eingeborner als Aufseher aufgestellt, welcher die Reisenden bedient, für sie kocht u. s. w. Die Controle wird mittelst eines Buches, in welches sich jeder Reisende einschreiben muß, genau geführt. — Wenn es keine Reisenden gibt, kann man bleiben so lange es einem gefällt, im entgegengesetzten Falle aber muß man nach vierundzwanzig Stunden den Platz räumen.</p> <p>Die Ortschaften, die an dem Wege liegen, sind klein und sehen sehr armselig und dürftig aus. Sie sind von hohen Lehmwänden umgeben, was ihnen den Anstrich einer Befestigung gibt.</p> <p>Am 13. Jänner, nachdem wir im Ganzen drei Nächte und zwei und einen halben Tag gefahren waren, erreichten wir Agra, die einstige Residenz der Groß-Mogule Indiens.</p> <p>Die Vorstädte Agra’s gleichen an Armseligkeit den elenden Dörfern: hohe Erdwälle oder Lehmwände, dazwischen kleine baufällige Hütten und Baraken; anders gestaltete es sich aber, als wir durch ein stattliches Thor fuhren — wir befanden uns plötzlich auf einem großen, offenen Platze, der mit Mauern umgeben war und von welchem vier hohe Thore nach der Stadt, der Festung und den Vorstädten führten.</p> <p>Agra besitzt, wie die meisten Städte Indiens, keinen Gasthof. Ein deutscher Missionär nahm mich liebreich auf und fügte seiner Gastfreundschaft die für mich noch werthvollere Gefälligkeit hinzu, mir persönlich die Sehenswürdigkeiten der Stadt und Umgebung zu zeigen. </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [193/0200]
wenigen begnügt man sich bei kurzen Aufenthalten mit dem halben Preis. Bei jedem Bongolo ist ein Eingeborner als Aufseher aufgestellt, welcher die Reisenden bedient, für sie kocht u. s. w. Die Controle wird mittelst eines Buches, in welches sich jeder Reisende einschreiben muß, genau geführt. — Wenn es keine Reisenden gibt, kann man bleiben so lange es einem gefällt, im entgegengesetzten Falle aber muß man nach vierundzwanzig Stunden den Platz räumen.
Die Ortschaften, die an dem Wege liegen, sind klein und sehen sehr armselig und dürftig aus. Sie sind von hohen Lehmwänden umgeben, was ihnen den Anstrich einer Befestigung gibt.
Am 13. Jänner, nachdem wir im Ganzen drei Nächte und zwei und einen halben Tag gefahren waren, erreichten wir Agra, die einstige Residenz der Groß-Mogule Indiens.
Die Vorstädte Agra’s gleichen an Armseligkeit den elenden Dörfern: hohe Erdwälle oder Lehmwände, dazwischen kleine baufällige Hütten und Baraken; anders gestaltete es sich aber, als wir durch ein stattliches Thor fuhren — wir befanden uns plötzlich auf einem großen, offenen Platze, der mit Mauern umgeben war und von welchem vier hohe Thore nach der Stadt, der Festung und den Vorstädten führten.
Agra besitzt, wie die meisten Städte Indiens, keinen Gasthof. Ein deutscher Missionär nahm mich liebreich auf und fügte seiner Gastfreundschaft die für mich noch werthvollere Gefälligkeit hinzu, mir persönlich die Sehenswürdigkeiten der Stadt und Umgebung zu zeigen.
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