Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 2. Wien, 1850.Stellen mit Steinplatten überkleidet, an welchen man hin und wieder Spuren schöner Arabesken entdeckt. Viele Steinplatten liegen als Ruinen am Boden umher. An den beiden andern Thürmen findet man keine Spur einer derlei Ueberkleidung. In jedem Thurme ist eine kleine Thüre und ein einziges Gemach *). Das englische Gouvernement ließ in jedem Hügel einen Eingang bis unter den Thurm durchbrechen, in der Hoffnung, Entdeckungen zu machen, die einige Aufklärung über diese Bauten geben sollten; man fand aber nichts als ein leeres unterirdisches Gewölbe. An einem dieser Thürme breitet sich ein See aus, der durch Ausgrabung des Erdreiches künstlich geschaffen ist und durch einen Canal von dem Ganges mit Wasser versehen wird. Von diesen Thürmen und von dem See gibt die Sage eine sehr warhscheinliche Geschichte an: "In den Zeiten des grauen Alterthumes regierten hier drei Brüder, drei Riesen, welche diese Bauten aufführen und den See ausgraben ließen, und zwar geschah dies alles an einem Tage. Man muß jedoch wissen, daß ein Tag jener Zeit nach unserer gegenwärtigen Rechnung zwei Jahre betrug. Die Riesen waren so groß (was die kleinen Thürme und Gemächer sehr wahrscheinlich machen), daß sie mit einem Schritte von einem Thurm zum andern gelangen konnten, und sie bauten selbe so nahe, weil sie sich ungemein liebten und jeden Augenblick zu sehen wünschten." *) Manche halten diese Thürme für Buddhisten-Tempel; -- die Höhe beträgt bei 70 -- der Umfang bei 150 Fuß.
Stellen mit Steinplatten überkleidet, an welchen man hin und wieder Spuren schöner Arabesken entdeckt. Viele Steinplatten liegen als Ruinen am Boden umher. An den beiden andern Thürmen findet man keine Spur einer derlei Ueberkleidung. In jedem Thurme ist eine kleine Thüre und ein einziges Gemach *). Das englische Gouvernement ließ in jedem Hügel einen Eingang bis unter den Thurm durchbrechen, in der Hoffnung, Entdeckungen zu machen, die einige Aufklärung über diese Bauten geben sollten; man fand aber nichts als ein leeres unterirdisches Gewölbe. An einem dieser Thürme breitet sich ein See aus, der durch Ausgrabung des Erdreiches künstlich geschaffen ist und durch einen Canal von dem Ganges mit Wasser versehen wird. Von diesen Thürmen und von dem See gibt die Sage eine sehr warhscheinliche Geschichte an: „In den Zeiten des grauen Alterthumes regierten hier drei Brüder, drei Riesen, welche diese Bauten aufführen und den See ausgraben ließen, und zwar geschah dies alles an einem Tage. Man muß jedoch wissen, daß ein Tag jener Zeit nach unserer gegenwärtigen Rechnung zwei Jahre betrug. Die Riesen waren so groß (was die kleinen Thürme und Gemächer sehr wahrscheinlich machen), daß sie mit einem Schritte von einem Thurm zum andern gelangen konnten, und sie bauten selbe so nahe, weil sie sich ungemein liebten und jeden Augenblick zu sehen wünschten.“ *) Manche halten diese Thürme für Buddhisten-Tempel; — die Höhe beträgt bei 70 — der Umfang bei 150 Fuß.
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Stellen mit Steinplatten überkleidet, an welchen man hin und wieder Spuren schöner Arabesken entdeckt. Viele Steinplatten liegen als Ruinen am Boden umher. An den beiden andern Thürmen findet man keine Spur einer derlei Ueberkleidung. In jedem Thurme ist eine kleine Thüre und ein einziges Gemach *).
Das englische Gouvernement ließ in jedem Hügel einen Eingang bis unter den Thurm durchbrechen, in der Hoffnung, Entdeckungen zu machen, die einige Aufklärung über diese Bauten geben sollten; man fand aber nichts als ein leeres unterirdisches Gewölbe.
An einem dieser Thürme breitet sich ein See aus, der durch Ausgrabung des Erdreiches künstlich geschaffen ist und durch einen Canal von dem Ganges mit Wasser versehen wird.
Von diesen Thürmen und von dem See gibt die Sage eine sehr warhscheinliche Geschichte an: „In den Zeiten des grauen Alterthumes regierten hier drei Brüder, drei Riesen, welche diese Bauten aufführen und den See ausgraben ließen, und zwar geschah dies alles an einem Tage. Man muß jedoch wissen, daß ein Tag jener Zeit nach unserer gegenwärtigen Rechnung zwei Jahre betrug. Die Riesen waren so groß (was die kleinen Thürme und Gemächer sehr wahrscheinlich machen), daß sie mit einem Schritte von einem Thurm zum andern gelangen konnten, und sie bauten selbe so nahe, weil sie sich ungemein liebten und jeden Augenblick zu sehen wünschten.“
*) Manche halten diese Thürme für Buddhisten-Tempel; — die Höhe beträgt bei 70 — der Umfang bei 150 Fuß.
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Zitationshilfe: | Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 2. Wien, 1850, S. 175. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt02_1850/182>, abgerufen am 16.02.2025. |