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Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 2. Wien, 1850.

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wir unter den Bäumen anlangten, mochten die Thiere wohl ahnen, daß wir uns ihretwegen da eingefunden hatten, denn sie kamen ganz unbesorgt in unsere Nähe; aber als der Diener, den wir um Futter für sie geschickt hatten, zurückkehrte, ihnen zurief und sie höflichst zum Fraße einlud, da mußte man erst sehen, wie das lustige Völklein von Dächern und Bäumen, aus Häusern und Gassen gerannt und gesprungen kam. In einem Augenblicke waren wir in engem Kreise von einigen Hunderten umschlossen, die sich auf die possirlichste Weise um die ihnen vorgeworfenen Früchte und Körner balgten. Der größte oder älteste unter ihnen spielte den Commandanten; wo Streit und Hader war, sprang er hin, theilte Klapse aus, drohte mit den Zähnen und gab murrende Laute von sich, worauf die Zänker auch jedesmal gleich auseinander sprangen -- es war die größte und possirlichste Affengesellschaft, die ich je gesehen. -- Die Affen waren über zwei Fuß hoch und von schmutziggelblicher Farbe.

Eines Tages führte mich mein gütiger Wirth, Herr Luitpold *) nach Sarnath (fünf engl. Meilen von Benares), wo man einige interessante Ruinen, drei ungeheure massive Thürme findet. Sie sind nicht von sehr bedeutender Höhe und liegen auf drei künstlich aufgemauerten Hügeln, deren jeder eine Meile von dem andern entfernt ist. Hügel und Thürme sind von großen Ziegeln aufgeführt. Der größte Thürme ist noch jetzt an vielen

*) Herr L., ein Deutscher, nahm mich hier sehr gastfreundlich auf. Er und seine liebenswürdige Gemahlin erwiesen mir alle nur möglichen Gefälligkeiten und Aufmerksamkeiten, wofür ich ihnen stets dankbar verbleibe.

wir unter den Bäumen anlangten, mochten die Thiere wohl ahnen, daß wir uns ihretwegen da eingefunden hatten, denn sie kamen ganz unbesorgt in unsere Nähe; aber als der Diener, den wir um Futter für sie geschickt hatten, zurückkehrte, ihnen zurief und sie höflichst zum Fraße einlud, da mußte man erst sehen, wie das lustige Völklein von Dächern und Bäumen, aus Häusern und Gassen gerannt und gesprungen kam. In einem Augenblicke waren wir in engem Kreise von einigen Hunderten umschlossen, die sich auf die possirlichste Weise um die ihnen vorgeworfenen Früchte und Körner balgten. Der größte oder älteste unter ihnen spielte den Commandanten; wo Streit und Hader war, sprang er hin, theilte Klapse aus, drohte mit den Zähnen und gab murrende Laute von sich, worauf die Zänker auch jedesmal gleich auseinander sprangen — es war die größte und possirlichste Affengesellschaft, die ich je gesehen. — Die Affen waren über zwei Fuß hoch und von schmutziggelblicher Farbe.

Eines Tages führte mich mein gütiger Wirth, Herr Luitpold *) nach Sarnath (fünf engl. Meilen von Benares), wo man einige interessante Ruinen, drei ungeheure massive Thürme findet. Sie sind nicht von sehr bedeutender Höhe und liegen auf drei künstlich aufgemauerten Hügeln, deren jeder eine Meile von dem andern entfernt ist. Hügel und Thürme sind von großen Ziegeln aufgeführt. Der größte Thürme ist noch jetzt an vielen

*) Herr L., ein Deutscher, nahm mich hier sehr gastfreundlich auf. Er und seine liebenswürdige Gemahlin erwiesen mir alle nur möglichen Gefälligkeiten und Aufmerksamkeiten, wofür ich ihnen stets dankbar verbleibe.
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[174/0181] wir unter den Bäumen anlangten, mochten die Thiere wohl ahnen, daß wir uns ihretwegen da eingefunden hatten, denn sie kamen ganz unbesorgt in unsere Nähe; aber als der Diener, den wir um Futter für sie geschickt hatten, zurückkehrte, ihnen zurief und sie höflichst zum Fraße einlud, da mußte man erst sehen, wie das lustige Völklein von Dächern und Bäumen, aus Häusern und Gassen gerannt und gesprungen kam. In einem Augenblicke waren wir in engem Kreise von einigen Hunderten umschlossen, die sich auf die possirlichste Weise um die ihnen vorgeworfenen Früchte und Körner balgten. Der größte oder älteste unter ihnen spielte den Commandanten; wo Streit und Hader war, sprang er hin, theilte Klapse aus, drohte mit den Zähnen und gab murrende Laute von sich, worauf die Zänker auch jedesmal gleich auseinander sprangen — es war die größte und possirlichste Affengesellschaft, die ich je gesehen. — Die Affen waren über zwei Fuß hoch und von schmutziggelblicher Farbe. Eines Tages führte mich mein gütiger Wirth, Herr Luitpold *) nach Sarnath (fünf engl. Meilen von Benares), wo man einige interessante Ruinen, drei ungeheure massive Thürme findet. Sie sind nicht von sehr bedeutender Höhe und liegen auf drei künstlich aufgemauerten Hügeln, deren jeder eine Meile von dem andern entfernt ist. Hügel und Thürme sind von großen Ziegeln aufgeführt. Der größte Thürme ist noch jetzt an vielen *) Herr L., ein Deutscher, nahm mich hier sehr gastfreundlich auf. Er und seine liebenswürdige Gemahlin erwiesen mir alle nur möglichen Gefälligkeiten und Aufmerksamkeiten, wofür ich ihnen stets dankbar verbleibe.

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Zitationshilfe: Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 2. Wien, 1850, S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt02_1850/181>, abgerufen am 03.05.2024.