Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 1. Wien, 1850.mächtige Flammensäulen aufzüngeln. Dazwischen tönten Knalle, gleich Kanonenschüssen, die von dem Falle der großen Bäume herrührten. Als mein Führer diesem Höllenpfuhle zuritt, ward mir doch etwas Angst; ich bedachte aber, daß er sein Leben gewiß nicht leichtsinnig auf's Spiel setzen würde und daher schon die Erfahrung haben müsse, daß solche Stellen zu passiren seien. Am Eingange saßen zwei Neger, um den Wanderer über die Richtung, die er einzuschlagen habe, zu belehren, und ihm die größte Eile zu empfehlen. Mein Führer übersetzte mir dieß, gab seinem Pferde die Sporen, ich folgte seinem Beispiele, und so sprengten wir mit verhängten Zügel in die dampfende Schlucht. Glühende Asche flog um uns her, und beklemmender noch als die vom Brande ausgehende Hitze war der erstickende Qualm des Rauches; auch unsern Thieren schien der Athem zu fehlen und wir hatten viel Mühe sie im Galoppe zu erhalten. Zum Glücke war die ganze Strecke nur fünf- bis sechshundert Schritte lang, und so gelangten wir ohne Unfall hindurch. Solch' ein Brand gewinnt in Brasilien nie eine große Ausdehnung, da die Vegetation zu frisch ist und dem Feuer zu sehr entgegen arbeitet. Man muß den Wald an vielen Orten anzünden, und selbst da erlischt das Feuer häufig, und man findet mitten in dem abgebrannten Walde unversehrte Stellen. -- Bald, nachdem wir diesen gefährlichen Weg passirt hatten, kamen wir an herrliche Felsen, deren beinahe senkrechte Wände eine Höhe von 600 -- 800 Fuß haben mochten. Viele abgelöste Felsstücke lagen an dem Wege und bildeten hübsche Gruppen. mächtige Flammensäulen aufzüngeln. Dazwischen tönten Knalle, gleich Kanonenschüssen, die von dem Falle der großen Bäume herrührten. Als mein Führer diesem Höllenpfuhle zuritt, ward mir doch etwas Angst; ich bedachte aber, daß er sein Leben gewiß nicht leichtsinnig auf’s Spiel setzen würde und daher schon die Erfahrung haben müsse, daß solche Stellen zu passiren seien. Am Eingange saßen zwei Neger, um den Wanderer über die Richtung, die er einzuschlagen habe, zu belehren, und ihm die größte Eile zu empfehlen. Mein Führer übersetzte mir dieß, gab seinem Pferde die Sporen, ich folgte seinem Beispiele, und so sprengten wir mit verhängten Zügel in die dampfende Schlucht. Glühende Asche flog um uns her, und beklemmender noch als die vom Brande ausgehende Hitze war der erstickende Qualm des Rauches; auch unsern Thieren schien der Athem zu fehlen und wir hatten viel Mühe sie im Galoppe zu erhalten. Zum Glücke war die ganze Strecke nur fünf- bis sechshundert Schritte lang, und so gelangten wir ohne Unfall hindurch. Solch’ ein Brand gewinnt in Brasilien nie eine große Ausdehnung, da die Vegetation zu frisch ist und dem Feuer zu sehr entgegen arbeitet. Man muß den Wald an vielen Orten anzünden, und selbst da erlischt das Feuer häufig, und man findet mitten in dem abgebrannten Walde unversehrte Stellen. — Bald, nachdem wir diesen gefährlichen Weg passirt hatten, kamen wir an herrliche Felsen, deren beinahe senkrechte Wände eine Höhe von 600 — 800 Fuß haben mochten. Viele abgelöste Felsstücke lagen an dem Wege und bildeten hübsche Gruppen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0091" n="84"/> mächtige Flammensäulen aufzüngeln. Dazwischen tönten Knalle, gleich Kanonenschüssen, die von dem Falle der großen Bäume herrührten. Als mein Führer diesem Höllenpfuhle zuritt, ward mir doch etwas Angst; ich bedachte aber, daß er sein Leben gewiß nicht leichtsinnig auf’s Spiel setzen würde und daher schon die Erfahrung haben müsse, daß solche Stellen zu passiren seien.</p> <p> Am Eingange saßen zwei Neger, um den Wanderer über die Richtung, die er einzuschlagen habe, zu belehren, und ihm die größte Eile zu empfehlen. Mein Führer übersetzte mir dieß, gab seinem Pferde die Sporen, ich folgte seinem Beispiele, und so sprengten wir mit verhängten Zügel in die dampfende Schlucht.</p> <p> Glühende Asche flog um uns her, und beklemmender noch als die vom Brande ausgehende Hitze war der erstickende Qualm des Rauches; auch unsern Thieren schien der Athem zu fehlen und wir hatten viel Mühe sie im Galoppe zu erhalten. Zum Glücke war die ganze Strecke nur fünf- bis sechshundert Schritte lang, und so gelangten wir ohne Unfall hindurch.</p> <p> Solch’ ein Brand gewinnt in Brasilien nie eine große Ausdehnung, da die Vegetation zu frisch ist und dem Feuer zu sehr entgegen arbeitet. Man muß den Wald an vielen Orten anzünden, und selbst da erlischt das Feuer häufig, und man findet mitten in dem abgebrannten Walde unversehrte Stellen. — Bald, nachdem wir diesen gefährlichen Weg passirt hatten, kamen wir an herrliche Felsen, deren beinahe senkrechte Wände eine Höhe von 600 — 800 Fuß haben mochten. Viele abgelöste Felsstücke lagen an dem Wege und bildeten hübsche Gruppen.</p> </div> </body> </text> </TEI> [84/0091]
mächtige Flammensäulen aufzüngeln. Dazwischen tönten Knalle, gleich Kanonenschüssen, die von dem Falle der großen Bäume herrührten. Als mein Führer diesem Höllenpfuhle zuritt, ward mir doch etwas Angst; ich bedachte aber, daß er sein Leben gewiß nicht leichtsinnig auf’s Spiel setzen würde und daher schon die Erfahrung haben müsse, daß solche Stellen zu passiren seien.
Am Eingange saßen zwei Neger, um den Wanderer über die Richtung, die er einzuschlagen habe, zu belehren, und ihm die größte Eile zu empfehlen. Mein Führer übersetzte mir dieß, gab seinem Pferde die Sporen, ich folgte seinem Beispiele, und so sprengten wir mit verhängten Zügel in die dampfende Schlucht.
Glühende Asche flog um uns her, und beklemmender noch als die vom Brande ausgehende Hitze war der erstickende Qualm des Rauches; auch unsern Thieren schien der Athem zu fehlen und wir hatten viel Mühe sie im Galoppe zu erhalten. Zum Glücke war die ganze Strecke nur fünf- bis sechshundert Schritte lang, und so gelangten wir ohne Unfall hindurch.
Solch’ ein Brand gewinnt in Brasilien nie eine große Ausdehnung, da die Vegetation zu frisch ist und dem Feuer zu sehr entgegen arbeitet. Man muß den Wald an vielen Orten anzünden, und selbst da erlischt das Feuer häufig, und man findet mitten in dem abgebrannten Walde unversehrte Stellen. — Bald, nachdem wir diesen gefährlichen Weg passirt hatten, kamen wir an herrliche Felsen, deren beinahe senkrechte Wände eine Höhe von 600 — 800 Fuß haben mochten. Viele abgelöste Felsstücke lagen an dem Wege und bildeten hübsche Gruppen.
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Zitationshilfe: | Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 1. Wien, 1850, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt01_1850/91>, abgerufen am 03.07.2024. |