Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 1. Wien, 1850.im besten Falle kein sehr anmuthiges Bild erwartet; -- ich war daher wahrhaft überrascht sowohl von der Korrektheit der Tänze und Evolutionen, als auch von dem vollkommenen Anstande, mit welchem die ganze Vorstellung durchgeführt wurde. Das letzte Fest, welches ich sah, fand am 2. Dezember zur Feier des Geburtstages des Kaisers statt. Nach dem Hochamte war wieder Aufwartung der Chargen, allgemeiner Handkuß u. s. w. Zum Schlusse postirte sich das Kaiserpaar an ein Fenster des Pallastes, und ließ das Militär unter klingendem Spiele vorbei defiliren. Schwerlich wird man irgendwo glänzender gekleidete Truppen sehen als hier, -- jeder gemeine Mann könnte füglich für einen Lieutenant oder doch wenigstens für einen Unteroffizier gelten; nur Schade, daß Haltung, Größe und Farbe mit der Pracht der Kleidung nicht sehr im Einklange stehen, -- hier sieht man ein 14jähriges Knäblein neben einem großen, tüchtigen Manne, dort einen Schwarzen neben einem Weißen u. s. w. Die Ergänzung des Militärs geschieht durch Pressen, und die Zeit des Dienstes währt 4 bis 6 Jahre. Viel hatt' ich in Europa gehört und gelesen von der Großartigkeit und Ueppigkeit der Natur in Brasilien, von dem ewig heitern, lachenden Himmel, von den wunderbaren Reizen des immerwährenden Frühlings. Es ist wahr, daß die Vegetation hier so reich, der Wachsthum so kräftig und üppig ist, wie vielleicht in keinem Lande der Welt, und daß Jeder, der das Wirken der Natur in vollster Kraft, in unaufhörlicher Thätigkeit sehen will, nach Brasilien kommen muß; -- doch möge ja im besten Falle kein sehr anmuthiges Bild erwartet; — ich war daher wahrhaft überrascht sowohl von der Korrektheit der Tänze und Evolutionen, als auch von dem vollkommenen Anstande, mit welchem die ganze Vorstellung durchgeführt wurde. Das letzte Fest, welches ich sah, fand am 2. Dezember zur Feier des Geburtstages des Kaisers statt. Nach dem Hochamte war wieder Aufwartung der Chargen, allgemeiner Handkuß u. s. w. Zum Schlusse postirte sich das Kaiserpaar an ein Fenster des Pallastes, und ließ das Militär unter klingendem Spiele vorbei defiliren. Schwerlich wird man irgendwo glänzender gekleidete Truppen sehen als hier, — jeder gemeine Mann könnte füglich für einen Lieutenant oder doch wenigstens für einen Unteroffizier gelten; nur Schade, daß Haltung, Größe und Farbe mit der Pracht der Kleidung nicht sehr im Einklange stehen, — hier sieht man ein 14jähriges Knäblein neben einem großen, tüchtigen Manne, dort einen Schwarzen neben einem Weißen u. s. w. Die Ergänzung des Militärs geschieht durch Pressen, und die Zeit des Dienstes währt 4 bis 6 Jahre. Viel hatt’ ich in Europa gehört und gelesen von der Großartigkeit und Ueppigkeit der Natur in Brasilien, von dem ewig heitern, lachenden Himmel, von den wunderbaren Reizen des immerwährenden Frühlings. Es ist wahr, daß die Vegetation hier so reich, der Wachsthum so kräftig und üppig ist, wie vielleicht in keinem Lande der Welt, und daß Jeder, der das Wirken der Natur in vollster Kraft, in unaufhörlicher Thätigkeit sehen will, nach Brasilien kommen muß; — doch möge ja <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0055" n="48"/> im besten Falle kein sehr anmuthiges Bild erwartet; — ich war daher wahrhaft überrascht sowohl von der Korrektheit der Tänze und Evolutionen, als auch von dem vollkommenen Anstande, mit welchem die ganze Vorstellung durchgeführt wurde.</p> <p> Das letzte Fest, welches ich sah, fand am 2. Dezember zur Feier des Geburtstages des Kaisers statt. Nach dem Hochamte war wieder Aufwartung der Chargen, allgemeiner Handkuß u. s. w. Zum Schlusse postirte sich das Kaiserpaar an ein Fenster des Pallastes, und ließ das Militär unter klingendem Spiele vorbei defiliren. Schwerlich wird man irgendwo glänzender gekleidete Truppen sehen als hier, — jeder gemeine Mann könnte füglich für einen Lieutenant oder doch wenigstens für einen Unteroffizier gelten; nur Schade, daß Haltung, Größe und Farbe mit der Pracht der Kleidung nicht sehr im Einklange stehen, — hier sieht man ein 14jähriges Knäblein neben einem großen, tüchtigen Manne, dort einen Schwarzen neben einem Weißen u. s. w.</p> <p> Die Ergänzung des Militärs geschieht durch Pressen, und die Zeit des Dienstes währt 4 bis 6 Jahre.</p> <p> Viel hatt’ ich in Europa gehört und gelesen von der Großartigkeit und Ueppigkeit der Natur in Brasilien, von dem ewig heitern, lachenden Himmel, von den wunderbaren Reizen des immerwährenden Frühlings.</p> <p> Es ist wahr, daß die Vegetation hier so reich, der Wachsthum so kräftig und üppig ist, wie vielleicht in keinem Lande der Welt, und daß Jeder, der das Wirken der Natur in vollster Kraft, in unaufhörlicher Thätigkeit sehen will, nach Brasilien kommen muß; — doch möge ja </p> </div> </body> </text> </TEI> [48/0055]
im besten Falle kein sehr anmuthiges Bild erwartet; — ich war daher wahrhaft überrascht sowohl von der Korrektheit der Tänze und Evolutionen, als auch von dem vollkommenen Anstande, mit welchem die ganze Vorstellung durchgeführt wurde.
Das letzte Fest, welches ich sah, fand am 2. Dezember zur Feier des Geburtstages des Kaisers statt. Nach dem Hochamte war wieder Aufwartung der Chargen, allgemeiner Handkuß u. s. w. Zum Schlusse postirte sich das Kaiserpaar an ein Fenster des Pallastes, und ließ das Militär unter klingendem Spiele vorbei defiliren. Schwerlich wird man irgendwo glänzender gekleidete Truppen sehen als hier, — jeder gemeine Mann könnte füglich für einen Lieutenant oder doch wenigstens für einen Unteroffizier gelten; nur Schade, daß Haltung, Größe und Farbe mit der Pracht der Kleidung nicht sehr im Einklange stehen, — hier sieht man ein 14jähriges Knäblein neben einem großen, tüchtigen Manne, dort einen Schwarzen neben einem Weißen u. s. w.
Die Ergänzung des Militärs geschieht durch Pressen, und die Zeit des Dienstes währt 4 bis 6 Jahre.
Viel hatt’ ich in Europa gehört und gelesen von der Großartigkeit und Ueppigkeit der Natur in Brasilien, von dem ewig heitern, lachenden Himmel, von den wunderbaren Reizen des immerwährenden Frühlings.
Es ist wahr, daß die Vegetation hier so reich, der Wachsthum so kräftig und üppig ist, wie vielleicht in keinem Lande der Welt, und daß Jeder, der das Wirken der Natur in vollster Kraft, in unaufhörlicher Thätigkeit sehen will, nach Brasilien kommen muß; — doch möge ja
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Zitationshilfe: | Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 1. Wien, 1850, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt01_1850/55>, abgerufen am 03.07.2024. |