Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 1. Wien, 1850.

Bild:
<< vorherige Seite

Keiner glauben, daß hier auch Alles schön, Alles gut sei, und daß es nichts gebe, was vielleicht den Zauber des ersten Eindruckes schwächen könne.

Jubelt doch Jeder über das immerwährende Grün, über die unaufhörliche Frühlingspracht, und gibt am Ende gerne zu, daß auch das mit der Zeit seinen Reiz verliert. Man zöge es vor, lieber etwas Winter zu haben, indem das Erwachen der Natur, das Wiederaufleben der abgestorbenen Pflanzen, das Wiederkehren der balsamischen Frühlingsdüfte gerade deshalb am meisten Vergnügen gewährt, weil man es einige Zeit entbehrt hat.

Das Klima und die Luft fand ich höchst drückend und unangenehm, die Hitze, obwohl in der damaligen Jahreszeit im Schatten kaum 24 Grad übersteigend, sehr ermattend, -- in den heißen Monaten, die von Ende Dezember bis in den Mai währen, steigt die Hitze im Schatten bis auf 30, in der Sonne bis über 40 Grad. Ich ertrug in Egypten eine größere Hitze weit leichter, als hier die mindere, was vielleicht daher rühren mag, daß es dort mehr trocken ist, während hier die größte Feuchtigkeit herrscht -- Nebel und Gewölke sind an der Tagesordnung -- Berge, Höhen, ja ganze Landstriche sind häufig in undurchdringliche Finsterniß gehüllt und die ganze Atmosphäre ist mit feuchten Dünsten geschwängert.

Im Monat November befiel mich ein anhaltendes Unwohlsein: ich fühlte mich, besonders in der Stadt, bald beklommen, matt und hinfällig, und nur der Güte und Freundschaft Herrn Geigers (Sekretär bei dem österreichischen Konsulate) und seiner Frau, die mich zu sich auf"s Land nahmen und mir die möglichste Sorgfalt bewiesen,

Keiner glauben, daß hier auch Alles schön, Alles gut sei, und daß es nichts gebe, was vielleicht den Zauber des ersten Eindruckes schwächen könne.

Jubelt doch Jeder über das immerwährende Grün, über die unaufhörliche Frühlingspracht, und gibt am Ende gerne zu, daß auch das mit der Zeit seinen Reiz verliert. Man zöge es vor, lieber etwas Winter zu haben, indem das Erwachen der Natur, das Wiederaufleben der abgestorbenen Pflanzen, das Wiederkehren der balsamischen Frühlingsdüfte gerade deshalb am meisten Vergnügen gewährt, weil man es einige Zeit entbehrt hat.

Das Klima und die Luft fand ich höchst drückend und unangenehm, die Hitze, obwohl in der damaligen Jahreszeit im Schatten kaum 24 Grad übersteigend, sehr ermattend, — in den heißen Monaten, die von Ende Dezember bis in den Mai währen, steigt die Hitze im Schatten bis auf 30, in der Sonne bis über 40 Grad. Ich ertrug in Egypten eine größere Hitze weit leichter, als hier die mindere, was vielleicht daher rühren mag, daß es dort mehr trocken ist, während hier die größte Feuchtigkeit herrscht — Nebel und Gewölke sind an der Tagesordnung — Berge, Höhen, ja ganze Landstriche sind häufig in undurchdringliche Finsterniß gehüllt und die ganze Atmosphäre ist mit feuchten Dünsten geschwängert.

Im Monat November befiel mich ein anhaltendes Unwohlsein: ich fühlte mich, besonders in der Stadt, bald beklommen, matt und hinfällig, und nur der Güte und Freundschaft Herrn Geigers (Sekretär bei dem österreichischen Konsulate) und seiner Frau, die mich zu sich auf„s Land nahmen und mir die möglichste Sorgfalt bewiesen,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0056" n="49"/>
Keiner glauben, daß hier auch Alles schön, Alles gut sei, und daß es nichts gebe, was vielleicht den Zauber des ersten Eindruckes schwächen könne.</p>
        <p>   Jubelt doch Jeder über das immerwährende Grün, über die unaufhörliche Frühlingspracht, und gibt am Ende gerne zu, daß auch das mit der Zeit seinen Reiz verliert. Man zöge es vor, lieber etwas Winter zu haben, indem das Erwachen der Natur, das Wiederaufleben der abgestorbenen Pflanzen, das Wiederkehren der balsamischen Frühlingsdüfte gerade deshalb am meisten Vergnügen gewährt, weil man es einige Zeit entbehrt hat.</p>
        <p> Das Klima und die Luft fand ich höchst drückend und unangenehm, die Hitze, obwohl in der damaligen Jahreszeit im Schatten kaum 24 Grad übersteigend, sehr ermattend, &#x2014; in den heißen Monaten, die von Ende Dezember bis in den Mai währen, steigt die Hitze im Schatten bis auf 30, in der Sonne bis über 40 Grad. Ich ertrug in Egypten eine größere Hitze weit leichter, als hier die mindere, was vielleicht daher rühren mag, daß es dort mehr trocken ist, während hier die größte Feuchtigkeit herrscht &#x2014; Nebel und Gewölke sind an der Tagesordnung &#x2014; Berge, Höhen, ja ganze Landstriche sind häufig in undurchdringliche Finsterniß gehüllt und die ganze Atmosphäre ist mit feuchten Dünsten geschwängert.</p>
        <p>   Im Monat November befiel mich ein anhaltendes Unwohlsein: ich fühlte mich, besonders in der Stadt, bald beklommen, matt und hinfällig, und nur der Güte und Freundschaft Herrn Geigers (Sekretär bei dem österreichischen Konsulate) und seiner Frau, die mich zu sich auf&#x201E;s Land nahmen und mir die möglichste Sorgfalt bewiesen,
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[49/0056] Keiner glauben, daß hier auch Alles schön, Alles gut sei, und daß es nichts gebe, was vielleicht den Zauber des ersten Eindruckes schwächen könne. Jubelt doch Jeder über das immerwährende Grün, über die unaufhörliche Frühlingspracht, und gibt am Ende gerne zu, daß auch das mit der Zeit seinen Reiz verliert. Man zöge es vor, lieber etwas Winter zu haben, indem das Erwachen der Natur, das Wiederaufleben der abgestorbenen Pflanzen, das Wiederkehren der balsamischen Frühlingsdüfte gerade deshalb am meisten Vergnügen gewährt, weil man es einige Zeit entbehrt hat. Das Klima und die Luft fand ich höchst drückend und unangenehm, die Hitze, obwohl in der damaligen Jahreszeit im Schatten kaum 24 Grad übersteigend, sehr ermattend, — in den heißen Monaten, die von Ende Dezember bis in den Mai währen, steigt die Hitze im Schatten bis auf 30, in der Sonne bis über 40 Grad. Ich ertrug in Egypten eine größere Hitze weit leichter, als hier die mindere, was vielleicht daher rühren mag, daß es dort mehr trocken ist, während hier die größte Feuchtigkeit herrscht — Nebel und Gewölke sind an der Tagesordnung — Berge, Höhen, ja ganze Landstriche sind häufig in undurchdringliche Finsterniß gehüllt und die ganze Atmosphäre ist mit feuchten Dünsten geschwängert. Im Monat November befiel mich ein anhaltendes Unwohlsein: ich fühlte mich, besonders in der Stadt, bald beklommen, matt und hinfällig, und nur der Güte und Freundschaft Herrn Geigers (Sekretär bei dem österreichischen Konsulate) und seiner Frau, die mich zu sich auf„s Land nahmen und mir die möglichste Sorgfalt bewiesen,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Sophie: A digital library of works by german-speaking women: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-06-28T07:11:29Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition (2013-06-28T07:11:29Z)
Bayerische Staatsbibliothek Digital: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-06-28T07:11:29Z)

Weitere Informationen:

  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert
  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert
  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein
  • Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.) sind nicht konsequent wie in der Vorlage gekennzeichnet



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt01_1850
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt01_1850/56
Zitationshilfe: Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 1. Wien, 1850, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt01_1850/56>, abgerufen am 08.05.2024.