Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 1. Wien, 1850.

Bild:
<< vorherige Seite

In der Nacht vom 9. auf den 10. August traten wir in den Wendekreis der Tropen*). Wir erwarteten nun von Tag zu Tag glühendere Hitze und heiteren Himmel, -- und fanden keines von beiden. Die Atmosphäre war düster und neblich und der Himmel so umwölkt, wie dies in unserm rauhen Vaterlande höchstens an einem Novembertage statt hat. Alle Abende thürmten sich die Wolken der Art auf, daß wir stets einem Wolkenbruche entgegen sahen; erst nach Mitternacht heiterte sich der Himmel gewöhnlich wieder auf, und ließ uns die schönen hellglänzenden Sternbilder des Südens bewundern.

Der Kapitän erzählte uns, daß er nun schon zum 14. Mal die Reise nach Brasilien mache, stets die Hitze sehr erträglich gefunden; und den Himmel nie anders als im düstersten Gewande gesehen habe. Dies rühre von der feuchten, ungesunden Küste von Guinea her, deren böse Wirkung sich noch weit über uns hinaus erstrecke; -- wir waren 300 Meilen von ihr entfernt.

In den Tropen macht sich der schnelle Uebergang vom Tage zur Nacht schon sehr bemerkbar; 35 -- 40 Minuten nach Untergang der Sonne herrscht schon tiefe Finsterniß. Der Unterschied zwichen Tag- und Nachtgleiche vermindert sich noch mehr, je näher man der Linie kömmt. Unter der Linie selbst ist der Tag und die Nacht gleich lang.

Den 14. und 15. August segelten wir parallel mit den Cap-Verdi'schen Inseln. Wir waren kaum 20 Meilen

*) Die Tropen erstrecken sich auf 23 Breitengrade südlich und nördlich von der Linie.

In der Nacht vom 9. auf den 10. August traten wir in den Wendekreis der Tropen*). Wir erwarteten nun von Tag zu Tag glühendere Hitze und heiteren Himmel, — und fanden keines von beiden. Die Atmosphäre war düster und neblich und der Himmel so umwölkt, wie dies in unserm rauhen Vaterlande höchstens an einem Novembertage statt hat. Alle Abende thürmten sich die Wolken der Art auf, daß wir stets einem Wolkenbruche entgegen sahen; erst nach Mitternacht heiterte sich der Himmel gewöhnlich wieder auf, und ließ uns die schönen hellglänzenden Sternbilder des Südens bewundern.

Der Kapitän erzählte uns, daß er nun schon zum 14. Mal die Reise nach Brasilien mache, stets die Hitze sehr erträglich gefunden; und den Himmel nie anders als im düstersten Gewande gesehen habe. Dies rühre von der feuchten, ungesunden Küste von Guinea her, deren böse Wirkung sich noch weit über uns hinaus erstrecke; — wir waren 300 Meilen von ihr entfernt.

In den Tropen macht sich der schnelle Uebergang vom Tage zur Nacht schon sehr bemerkbar; 35 — 40 Minuten nach Untergang der Sonne herrscht schon tiefe Finsterniß. Der Unterschied zwichen Tag- und Nachtgleiche vermindert sich noch mehr, je näher man der Linie kömmt. Unter der Linie selbst ist der Tag und die Nacht gleich lang.

Den 14. und 15. August segelten wir parallel mit den Cap-Verdi’schen Inseln. Wir waren kaum 20 Meilen

*) Die Tropen erstrecken sich auf 23 Breitengrade südlich und nördlich von der Linie.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0022" n="15"/>
        <p>   In der Nacht vom 9. auf den 10. August traten wir in den Wendekreis der Tropen<note place="foot" n="*)">Die Tropen erstrecken sich auf 23 Breitengrade südlich und nördlich von der Linie.</note>. Wir erwarteten nun von Tag zu Tag glühendere Hitze und heiteren Himmel, &#x2014; und fanden keines von beiden. Die Atmosphäre war düster und neblich und der Himmel so umwölkt, wie dies in unserm rauhen Vaterlande höchstens an einem Novembertage statt hat. Alle Abende thürmten sich die Wolken der Art auf, daß wir stets einem Wolkenbruche entgegen sahen; erst nach Mitternacht heiterte sich der Himmel gewöhnlich wieder auf, und ließ uns die schönen hellglänzenden Sternbilder des Südens bewundern.</p>
        <p>   Der Kapitän erzählte uns, daß er nun schon zum 14. Mal die Reise nach Brasilien mache, stets die Hitze sehr erträglich gefunden; und den Himmel nie anders als im düstersten Gewande gesehen habe. Dies rühre von der feuchten, ungesunden Küste von Guinea her, deren böse Wirkung sich noch weit über uns hinaus erstrecke; &#x2014; wir waren 300 Meilen von ihr entfernt.</p>
        <p>   In den Tropen macht sich der schnelle Uebergang vom Tage zur Nacht schon sehr bemerkbar; 35 &#x2014; 40 Minuten nach Untergang der Sonne herrscht schon tiefe Finsterniß. Der Unterschied zwichen Tag- und Nachtgleiche vermindert sich noch mehr, je näher man der Linie kömmt. Unter der Linie selbst ist der Tag und die Nacht gleich lang.</p>
        <p>   Den 14. und 15. August segelten wir parallel mit den Cap-Verdi&#x2019;schen Inseln. Wir waren kaum 20 Meilen
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[15/0022] In der Nacht vom 9. auf den 10. August traten wir in den Wendekreis der Tropen *). Wir erwarteten nun von Tag zu Tag glühendere Hitze und heiteren Himmel, — und fanden keines von beiden. Die Atmosphäre war düster und neblich und der Himmel so umwölkt, wie dies in unserm rauhen Vaterlande höchstens an einem Novembertage statt hat. Alle Abende thürmten sich die Wolken der Art auf, daß wir stets einem Wolkenbruche entgegen sahen; erst nach Mitternacht heiterte sich der Himmel gewöhnlich wieder auf, und ließ uns die schönen hellglänzenden Sternbilder des Südens bewundern. Der Kapitän erzählte uns, daß er nun schon zum 14. Mal die Reise nach Brasilien mache, stets die Hitze sehr erträglich gefunden; und den Himmel nie anders als im düstersten Gewande gesehen habe. Dies rühre von der feuchten, ungesunden Küste von Guinea her, deren böse Wirkung sich noch weit über uns hinaus erstrecke; — wir waren 300 Meilen von ihr entfernt. In den Tropen macht sich der schnelle Uebergang vom Tage zur Nacht schon sehr bemerkbar; 35 — 40 Minuten nach Untergang der Sonne herrscht schon tiefe Finsterniß. Der Unterschied zwichen Tag- und Nachtgleiche vermindert sich noch mehr, je näher man der Linie kömmt. Unter der Linie selbst ist der Tag und die Nacht gleich lang. Den 14. und 15. August segelten wir parallel mit den Cap-Verdi’schen Inseln. Wir waren kaum 20 Meilen *) Die Tropen erstrecken sich auf 23 Breitengrade südlich und nördlich von der Linie.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Sophie: A digital library of works by german-speaking women: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-06-28T07:11:29Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition (2013-06-28T07:11:29Z)
Bayerische Staatsbibliothek Digital: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-06-28T07:11:29Z)

Weitere Informationen:

  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert
  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert
  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein
  • Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.) sind nicht konsequent wie in der Vorlage gekennzeichnet



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt01_1850
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt01_1850/22
Zitationshilfe: Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 1. Wien, 1850, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt01_1850/22>, abgerufen am 27.11.2024.