Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 1. Wien, 1850.

Bild:
<< vorherige Seite

von ihnen entfernt; konnten sie aber des düstern Dunstkreises wegen nicht erblicken.

Nun erfreuten uns schon häufig kleine Schwärme fliegender Fische, die sich oft so nahe der Schiffswand erhoben, daß wir sie vollkommen genau betrachten konnten. Sie haben beiläufig die Größe und Farbe der Häringe, nur daß ihre Seitenflossen länger und breiter sind, und sie dieselben öffnen und schließen können, wie kleine Flügel. Sie erheben sich bei 12 -- 15 Fuß in die Höhe und fliegen oft über 100 F. weit, worauf sie auf Augenblicke untertauchen, um sich dann neuerdings zu erheben; letzteres geschieht besonders häufig, wenn sie von Boniten oder andern Feinden verfolgt werden. Wenn man sie etwas entfernt vom Schiffe auffliegen sieht, gleichen sie wirklich zierlichen Luftbewohnern. Gar oft sahen wir auch Boniten hinter den Armen herjagen, die dann ebenfalls versuchten, sich über das Wasser zu erheben; selten kam aber mehr als der Kopf zum Vorschein.

Sehr schwer hält es, einen dieser Luftsegler zu erhaschen, da sie sich weder mit Netzen noch Angeln fangen lassen; nur zufällig treibt der Wind manchmal in den Nächten einige auf's Deck oder in den Rost*), wo man sie dann des Morgens todt findet, da sie auf trocknen Stellen nicht die Kraft haben, sich zu erheben. Auf diese Art erhielt ich einige Exemplare.

Heute den 15. August ward uns ein höchst interessantes Schauspiel zu Theil: wir befanden uns gerade

*) Rost nennt man den Vorsprung an den äußern Schiffswand, in welchem die Mast-Taue befestigt sind.

von ihnen entfernt; konnten sie aber des düstern Dunstkreises wegen nicht erblicken.

Nun erfreuten uns schon häufig kleine Schwärme fliegender Fische, die sich oft so nahe der Schiffswand erhoben, daß wir sie vollkommen genau betrachten konnten. Sie haben beiläufig die Größe und Farbe der Häringe, nur daß ihre Seitenflossen länger und breiter sind, und sie dieselben öffnen und schließen können, wie kleine Flügel. Sie erheben sich bei 12 — 15 Fuß in die Höhe und fliegen oft über 100 F. weit, worauf sie auf Augenblicke untertauchen, um sich dann neuerdings zu erheben; letzteres geschieht besonders häufig, wenn sie von Boniten oder andern Feinden verfolgt werden. Wenn man sie etwas entfernt vom Schiffe auffliegen sieht, gleichen sie wirklich zierlichen Luftbewohnern. Gar oft sahen wir auch Boniten hinter den Armen herjagen, die dann ebenfalls versuchten, sich über das Wasser zu erheben; selten kam aber mehr als der Kopf zum Vorschein.

Sehr schwer hält es, einen dieser Luftsegler zu erhaschen, da sie sich weder mit Netzen noch Angeln fangen lassen; nur zufällig treibt der Wind manchmal in den Nächten einige auf’s Deck oder in den Rost*), wo man sie dann des Morgens todt findet, da sie auf trocknen Stellen nicht die Kraft haben, sich zu erheben. Auf diese Art erhielt ich einige Exemplare.

Heute den 15. August ward uns ein höchst interessantes Schauspiel zu Theil: wir befanden uns gerade

*) Rost nennt man den Vorsprung an den äußern Schiffswand, in welchem die Mast-Taue befestigt sind.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0023" n="16"/>
von ihnen entfernt; konnten sie aber des düstern Dunstkreises wegen nicht erblicken.</p>
        <p> Nun erfreuten uns schon häufig kleine Schwärme fliegender Fische, die sich oft so nahe der Schiffswand erhoben, daß wir sie vollkommen genau betrachten konnten. Sie haben beiläufig die Größe und Farbe der Häringe, nur daß ihre Seitenflossen länger und breiter sind, und sie dieselben öffnen und schließen können, wie kleine Flügel. Sie erheben sich bei 12 &#x2014; 15 Fuß in die Höhe und fliegen oft über 100 F. weit, worauf sie auf Augenblicke untertauchen, um sich dann neuerdings zu erheben; letzteres geschieht besonders häufig, wenn sie von Boniten oder andern Feinden verfolgt werden. Wenn man sie etwas entfernt vom Schiffe auffliegen sieht, gleichen sie wirklich zierlichen Luftbewohnern. Gar oft sahen wir auch Boniten hinter den Armen herjagen, die dann ebenfalls versuchten, sich über das Wasser zu erheben; selten kam aber mehr als der Kopf zum Vorschein.</p>
        <p>   Sehr schwer hält es, einen dieser Luftsegler zu erhaschen, da sie sich weder mit Netzen noch Angeln fangen lassen; nur zufällig treibt der Wind manchmal in den Nächten einige auf&#x2019;s Deck oder in den Rost<note place="foot" n="*)"><hi rendition="#g">Rost</hi> nennt man den Vorsprung an den äußern Schiffswand, in welchem die Mast-Taue befestigt sind.</note>, wo man sie dann des Morgens todt findet, da sie auf trocknen Stellen nicht die Kraft haben, sich zu erheben. Auf diese Art erhielt ich einige Exemplare.</p>
        <p>   Heute den 15. <hi rendition="#g">August</hi> ward uns ein höchst interessantes Schauspiel zu Theil: wir befanden uns gerade
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[16/0023] von ihnen entfernt; konnten sie aber des düstern Dunstkreises wegen nicht erblicken. Nun erfreuten uns schon häufig kleine Schwärme fliegender Fische, die sich oft so nahe der Schiffswand erhoben, daß wir sie vollkommen genau betrachten konnten. Sie haben beiläufig die Größe und Farbe der Häringe, nur daß ihre Seitenflossen länger und breiter sind, und sie dieselben öffnen und schließen können, wie kleine Flügel. Sie erheben sich bei 12 — 15 Fuß in die Höhe und fliegen oft über 100 F. weit, worauf sie auf Augenblicke untertauchen, um sich dann neuerdings zu erheben; letzteres geschieht besonders häufig, wenn sie von Boniten oder andern Feinden verfolgt werden. Wenn man sie etwas entfernt vom Schiffe auffliegen sieht, gleichen sie wirklich zierlichen Luftbewohnern. Gar oft sahen wir auch Boniten hinter den Armen herjagen, die dann ebenfalls versuchten, sich über das Wasser zu erheben; selten kam aber mehr als der Kopf zum Vorschein. Sehr schwer hält es, einen dieser Luftsegler zu erhaschen, da sie sich weder mit Netzen noch Angeln fangen lassen; nur zufällig treibt der Wind manchmal in den Nächten einige auf’s Deck oder in den Rost *), wo man sie dann des Morgens todt findet, da sie auf trocknen Stellen nicht die Kraft haben, sich zu erheben. Auf diese Art erhielt ich einige Exemplare. Heute den 15. August ward uns ein höchst interessantes Schauspiel zu Theil: wir befanden uns gerade *) Rost nennt man den Vorsprung an den äußern Schiffswand, in welchem die Mast-Taue befestigt sind.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Sophie: A digital library of works by german-speaking women: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-06-28T07:11:29Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition (2013-06-28T07:11:29Z)
Bayerische Staatsbibliothek Digital: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-06-28T07:11:29Z)

Weitere Informationen:

  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert
  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert
  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein
  • Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.) sind nicht konsequent wie in der Vorlage gekennzeichnet



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt01_1850
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt01_1850/23
Zitationshilfe: Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 1. Wien, 1850, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt01_1850/23>, abgerufen am 20.04.2024.