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Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 1. Wien, 1850.

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für einen ausgebrannten Krater halten, der sich mit Wasser angefüllt hat -- eine Vermuthung, welche durch die großen Basaltmassen, die im Vordergrunde liegen, verstärkt wird. -- Der See ist fischreich und soll eine ganz eigene Art Fische besitzen, -- ferner sagt man, er habe einen unterirdischen Abzug, der bis jetzt noch nicht entdeckt ist.

Wer über den See setzen will, muß entweder schwimmen oder sich eines höchst schaudervollen Fahrzeuges bedienen, das jeder Indianer in Zeit einiger Minuten verfertiget. Die Neugierde, eine solche Expedition zu machen, veranlaßte mich, meinem Führer zu bedeuten, daß ich über den See wolle. Augenblicklich riß er einige Stämme der Fehi (Pisang) nieder, befestigte sie mittelst langer, zäher Grasstängel aneinander, legte Blätter darauf, schob sie ins Wasser und forderte mich auf, Besitz von diesem Fragmente eines Fahrzeuges zu nehmen. Ich fühlte freilich eine kleine Angst; würde mich aber geschämt haben, sie zu äußern. Ich setzte mich auf, und mein Führer, der mir schwimmend folgte, stieß das Fahrzeug vor sich her. Glücklich kam ich hin und zurück; doch war mir während der Fahrt, aufrichtig gestanden, nicht ganz gut zu Muthe. Das Fahrzeug war klein, es ging mehr unter als über dem Wasser -- man konnte sich nirgends recht anklammern und mußte jeden Augenblick befürchten über Bord zu fallen. Ich möchte keinem Nicht-Schwimmer eine ähnliche Fahrt anrathen


Nachdem ich See und Umgegend sattsam betrachtet hatte, kehrten wir auf demselben Pfade einige hundert Schritte zurück, bis zu einer Stelle, wo wir ein Laubdach fanden. Hier machte mein Führer sogleich ein munteres

für einen ausgebrannten Krater halten, der sich mit Wasser angefüllt hat — eine Vermuthung, welche durch die großen Basaltmassen, die im Vordergrunde liegen, verstärkt wird. — Der See ist fischreich und soll eine ganz eigene Art Fische besitzen, — ferner sagt man, er habe einen unterirdischen Abzug, der bis jetzt noch nicht entdeckt ist.

Wer über den See setzen will, muß entweder schwimmen oder sich eines höchst schaudervollen Fahrzeuges bedienen, das jeder Indianer in Zeit einiger Minuten verfertiget. Die Neugierde, eine solche Expedition zu machen, veranlaßte mich, meinem Führer zu bedeuten, daß ich über den See wolle. Augenblicklich riß er einige Stämme der Fehi (Pisang) nieder, befestigte sie mittelst langer, zäher Grasstängel aneinander, legte Blätter darauf, schob sie ins Wasser und forderte mich auf, Besitz von diesem Fragmente eines Fahrzeuges zu nehmen. Ich fühlte freilich eine kleine Angst; würde mich aber geschämt haben, sie zu äußern. Ich setzte mich auf, und mein Führer, der mir schwimmend folgte, stieß das Fahrzeug vor sich her. Glücklich kam ich hin und zurück; doch war mir während der Fahrt, aufrichtig gestanden, nicht ganz gut zu Muthe. Das Fahrzeug war klein, es ging mehr unter als über dem Wasser — man konnte sich nirgends recht anklammern und mußte jeden Augenblick befürchten über Bord zu fallen. Ich möchte keinem Nicht-Schwimmer eine ähnliche Fahrt anrathen


Nachdem ich See und Umgegend sattsam betrachtet hatte, kehrten wir auf demselben Pfade einige hundert Schritte zurück, bis zu einer Stelle, wo wir ein Laubdach fanden. Hier machte mein Führer sogleich ein munteres

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[174/0181] für einen ausgebrannten Krater halten, der sich mit Wasser angefüllt hat — eine Vermuthung, welche durch die großen Basaltmassen, die im Vordergrunde liegen, verstärkt wird. — Der See ist fischreich und soll eine ganz eigene Art Fische besitzen, — ferner sagt man, er habe einen unterirdischen Abzug, der bis jetzt noch nicht entdeckt ist. Wer über den See setzen will, muß entweder schwimmen oder sich eines höchst schaudervollen Fahrzeuges bedienen, das jeder Indianer in Zeit einiger Minuten verfertiget. Die Neugierde, eine solche Expedition zu machen, veranlaßte mich, meinem Führer zu bedeuten, daß ich über den See wolle. Augenblicklich riß er einige Stämme der Fehi (Pisang) nieder, befestigte sie mittelst langer, zäher Grasstängel aneinander, legte Blätter darauf, schob sie ins Wasser und forderte mich auf, Besitz von diesem Fragmente eines Fahrzeuges zu nehmen. Ich fühlte freilich eine kleine Angst; würde mich aber geschämt haben, sie zu äußern. Ich setzte mich auf, und mein Führer, der mir schwimmend folgte, stieß das Fahrzeug vor sich her. Glücklich kam ich hin und zurück; doch war mir während der Fahrt, aufrichtig gestanden, nicht ganz gut zu Muthe. Das Fahrzeug war klein, es ging mehr unter als über dem Wasser — man konnte sich nirgends recht anklammern und mußte jeden Augenblick befürchten über Bord zu fallen. Ich möchte keinem Nicht-Schwimmer eine ähnliche Fahrt anrathen Nachdem ich See und Umgegend sattsam betrachtet hatte, kehrten wir auf demselben Pfade einige hundert Schritte zurück, bis zu einer Stelle, wo wir ein Laubdach fanden. Hier machte mein Führer sogleich ein munteres

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Zitationshilfe: Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 1. Wien, 1850, S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt01_1850/181>, abgerufen am 28.04.2024.