Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 1. Wien, 1850.noch von zwei jungen Leuten besetzt, die in Brasilien schneller Glück zu machen hofften als in Europa. -- Der Preis eines Cajütenplatzes betrug 100, jener des Zwischendeckes 50 Dollars. Im Zwischendecke befand sich, außer zwei achtbaren Bürgersmännern, noch ein altes Mütterchen, die dem Rufe ihres einzigen, in Brasilien angesiedelten Sohnes folgte, und eine Frau, deren Mann bereits 6 Jahre in Rio de Janeiro das Schneiderhandwerk betrieb. Man lernt sich auf Schiffen schnell kennen und hält so viel als möglich zusammen, um dadurch die Einförmigkeit einer langen Seereise erträglich zu machen. Am 1. Juli gingen wir bei ziemlich stürmischem Wetter wieder unter Segel. Wir gewannen einige Meilen; mußten uns aber alsbald wieder vor Anker legen. Die Elbe ist nun schon so breit, daß man ihrer Ufer kaum mehr ansichtig wird. Durch die Heftigkeit des Wellenschlags zeigte sich bereits bei einigen aus unserer Gesellschaft die Seekrankheit. Auch am 2. Juli versuchten wir die Anker zu lichten, es war jedoch so erfolglos wie Tags zuvor. Gegen Abend sahen wir einige Delphine, auch Tummler genannt, nebst mehreren Möven -- Verkünder der nahen See. Viele Schiffe zogen gar eilig an uns vorüber, -- ach, sie konnten Sturm und Wind benützen, ihnen schwellte er die Segel, und trieb sie eilend der nahen Stadt zu. Wir mißgönnten ihnen dies Glück, und vielleicht hatten wir es dieser christlichen Liebe zu danken, daß wir auch am 3. Juli nicht weiter als bis Kurhaven (64 Seemeilen von Hamburg) kamen. noch von zwei jungen Leuten besetzt, die in Brasilien schneller Glück zu machen hofften als in Europa. — Der Preis eines Cajütenplatzes betrug 100, jener des Zwischendeckes 50 Dollars. Im Zwischendecke befand sich, außer zwei achtbaren Bürgersmännern, noch ein altes Mütterchen, die dem Rufe ihres einzigen, in Brasilien angesiedelten Sohnes folgte, und eine Frau, deren Mann bereits 6 Jahre in Rio de Janeiro das Schneiderhandwerk betrieb. Man lernt sich auf Schiffen schnell kennen und hält so viel als möglich zusammen, um dadurch die Einförmigkeit einer langen Seereise erträglich zu machen. Am 1. Juli gingen wir bei ziemlich stürmischem Wetter wieder unter Segel. Wir gewannen einige Meilen; mußten uns aber alsbald wieder vor Anker legen. Die Elbe ist nun schon so breit, daß man ihrer Ufer kaum mehr ansichtig wird. Durch die Heftigkeit des Wellenschlags zeigte sich bereits bei einigen aus unserer Gesellschaft die Seekrankheit. Auch am 2. Juli versuchten wir die Anker zu lichten, es war jedoch so erfolglos wie Tags zuvor. Gegen Abend sahen wir einige Delphine, auch Tummler genannt, nebst mehreren Möven — Verkünder der nahen See. Viele Schiffe zogen gar eilig an uns vorüber, — ach, sie konnten Sturm und Wind benützen, ihnen schwellte er die Segel, und trieb sie eilend der nahen Stadt zu. Wir mißgönnten ihnen dies Glück, und vielleicht hatten wir es dieser christlichen Liebe zu danken, daß wir auch am 3. Juli nicht weiter als bis Kurhaven (64 Seemeilen von Hamburg) kamen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0014" n="7"/> noch von zwei jungen Leuten besetzt, die in Brasilien schneller Glück zu machen hofften als in Europa. — Der Preis eines Cajütenplatzes betrug 100, jener des Zwischendeckes 50 Dollars.</p> <p> Im Zwischendecke befand sich, außer zwei achtbaren Bürgersmännern, noch ein altes Mütterchen, die dem Rufe ihres einzigen, in Brasilien angesiedelten Sohnes folgte, und eine Frau, deren Mann bereits 6 Jahre in Rio de Janeiro das Schneiderhandwerk betrieb. Man lernt sich auf Schiffen schnell kennen und hält so viel als möglich zusammen, um dadurch die Einförmigkeit einer langen Seereise erträglich zu machen.</p> <p> Am <hi rendition="#aq">1</hi>. Juli gingen wir bei ziemlich stürmischem Wetter wieder unter Segel. Wir gewannen einige Meilen; mußten uns aber alsbald wieder vor Anker legen. Die Elbe ist nun schon so breit, daß man ihrer Ufer kaum mehr ansichtig wird. Durch die Heftigkeit des Wellenschlags zeigte sich bereits bei einigen aus unserer Gesellschaft die Seekrankheit. Auch am <hi rendition="#aq">2</hi>. Juli versuchten wir die Anker zu lichten, es war jedoch so erfolglos wie Tags zuvor. Gegen Abend sahen wir einige Delphine, auch Tummler genannt, nebst mehreren Möven — Verkünder der nahen See.</p> <p> Viele Schiffe zogen gar eilig an uns vorüber, — ach, sie konnten Sturm und Wind benützen, ihnen schwellte er die Segel, und trieb sie eilend der nahen Stadt zu. Wir mißgönnten ihnen dies Glück, und vielleicht hatten wir es dieser christlichen Liebe zu danken, daß wir auch am 3. Juli nicht weiter als bis Kurhaven (64 Seemeilen von Hamburg) kamen.</p> </div> </body> </text> </TEI> [7/0014]
noch von zwei jungen Leuten besetzt, die in Brasilien schneller Glück zu machen hofften als in Europa. — Der Preis eines Cajütenplatzes betrug 100, jener des Zwischendeckes 50 Dollars.
Im Zwischendecke befand sich, außer zwei achtbaren Bürgersmännern, noch ein altes Mütterchen, die dem Rufe ihres einzigen, in Brasilien angesiedelten Sohnes folgte, und eine Frau, deren Mann bereits 6 Jahre in Rio de Janeiro das Schneiderhandwerk betrieb. Man lernt sich auf Schiffen schnell kennen und hält so viel als möglich zusammen, um dadurch die Einförmigkeit einer langen Seereise erträglich zu machen.
Am 1. Juli gingen wir bei ziemlich stürmischem Wetter wieder unter Segel. Wir gewannen einige Meilen; mußten uns aber alsbald wieder vor Anker legen. Die Elbe ist nun schon so breit, daß man ihrer Ufer kaum mehr ansichtig wird. Durch die Heftigkeit des Wellenschlags zeigte sich bereits bei einigen aus unserer Gesellschaft die Seekrankheit. Auch am 2. Juli versuchten wir die Anker zu lichten, es war jedoch so erfolglos wie Tags zuvor. Gegen Abend sahen wir einige Delphine, auch Tummler genannt, nebst mehreren Möven — Verkünder der nahen See.
Viele Schiffe zogen gar eilig an uns vorüber, — ach, sie konnten Sturm und Wind benützen, ihnen schwellte er die Segel, und trieb sie eilend der nahen Stadt zu. Wir mißgönnten ihnen dies Glück, und vielleicht hatten wir es dieser christlichen Liebe zu danken, daß wir auch am 3. Juli nicht weiter als bis Kurhaven (64 Seemeilen von Hamburg) kamen.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt01_1850 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt01_1850/14 |
Zitationshilfe: | Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 1. Wien, 1850, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt01_1850/14>, abgerufen am 03.07.2024. |