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Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 1. Wien, 1850.

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Der 4. Juli war ein schöner, herrlicher Tag für Jene, die ruhig am Lande bleiben konnten; aber für Seefahrer war er sehr schlecht, denn es ging auch nicht das kleinste Lüftchen. Am unsern Klagen zu entgehen rühmte uns der Kapitän das niedliche Städtchen, und ließ uns an's Land setzen. Wir besahen sowohl das Städtchen als auch das Badehaus und den Leuchtthurm, und gingen dann sogar nach dem sogenannten "Busch", wo wir, wie man uns sagte, eine große Menge von Erdbeeren finden würden. -- Nachdem wir bei glühender Hitze eine gute Stunde über Felder und Wiesen gestrichen waren, fanden wir wohl den Busch, aber statt der Erdbeeren nur Frösche und Nattern.

Wir drangen nun in den magern Hain, und sahen bei 20 Zelte aufgeschlagen; ein geschäftiger Wirth trat hervor, und während er uns einige Gläser schlechter Milch kredenzte, erzählte er, daß hier im Busche alljährlich durch 3 Wochen, oder eigentlich besser gesagt, an drei Sonntagen (denn unter der Woche blieben die Zelte geschlossen) Markt gehalten werde. Auch die Frau Wirthin trippelte herbei, und lud uns gar freundlich ein, ja nur den nächsten Sonntag hier zuzubringen. Wir würden uns, wie sie sagte, gewiß "köstlich amüsiren"; wir älteren hätten Unterhaltung an den erstaunlichen Künsten der Seiltänzer und Taschenspieler, und die jungen Herren würden schmucke Dirnen zum Tanze finden.

Wir thaten sehr erfreut über diese Einladung, versprachen ganz sicher zu kommen, und gingen dann noch nach Ritzebüttel, wo wir ein Schlößchen und einen Miniaturpark bewunderten.

Der 4. Juli war ein schöner, herrlicher Tag für Jene, die ruhig am Lande bleiben konnten; aber für Seefahrer war er sehr schlecht, denn es ging auch nicht das kleinste Lüftchen. Am unsern Klagen zu entgehen rühmte uns der Kapitän das niedliche Städtchen, und ließ uns an’s Land setzen. Wir besahen sowohl das Städtchen als auch das Badehaus und den Leuchtthurm, und gingen dann sogar nach dem sogenannten „Busch“, wo wir, wie man uns sagte, eine große Menge von Erdbeeren finden würden. — Nachdem wir bei glühender Hitze eine gute Stunde über Felder und Wiesen gestrichen waren, fanden wir wohl den Busch, aber statt der Erdbeeren nur Frösche und Nattern.

Wir drangen nun in den magern Hain, und sahen bei 20 Zelte aufgeschlagen; ein geschäftiger Wirth trat hervor, und während er uns einige Gläser schlechter Milch kredenzte, erzählte er, daß hier im Busche alljährlich durch 3 Wochen, oder eigentlich besser gesagt, an drei Sonntagen (denn unter der Woche blieben die Zelte geschlossen) Markt gehalten werde. Auch die Frau Wirthin trippelte herbei, und lud uns gar freundlich ein, ja nur den nächsten Sonntag hier zuzubringen. Wir würden uns, wie sie sagte, gewiß „köstlich amüsiren“; wir älteren hätten Unterhaltung an den erstaunlichen Künsten der Seiltänzer und Taschenspieler, und die jungen Herren würden schmucke Dirnen zum Tanze finden.

Wir thaten sehr erfreut über diese Einladung, versprachen ganz sicher zu kommen, und gingen dann noch nach Ritzebüttel, wo wir ein Schlößchen und einen Miniaturpark bewunderten.

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[8/0015] Der 4. Juli war ein schöner, herrlicher Tag für Jene, die ruhig am Lande bleiben konnten; aber für Seefahrer war er sehr schlecht, denn es ging auch nicht das kleinste Lüftchen. Am unsern Klagen zu entgehen rühmte uns der Kapitän das niedliche Städtchen, und ließ uns an’s Land setzen. Wir besahen sowohl das Städtchen als auch das Badehaus und den Leuchtthurm, und gingen dann sogar nach dem sogenannten „Busch“, wo wir, wie man uns sagte, eine große Menge von Erdbeeren finden würden. — Nachdem wir bei glühender Hitze eine gute Stunde über Felder und Wiesen gestrichen waren, fanden wir wohl den Busch, aber statt der Erdbeeren nur Frösche und Nattern. Wir drangen nun in den magern Hain, und sahen bei 20 Zelte aufgeschlagen; ein geschäftiger Wirth trat hervor, und während er uns einige Gläser schlechter Milch kredenzte, erzählte er, daß hier im Busche alljährlich durch 3 Wochen, oder eigentlich besser gesagt, an drei Sonntagen (denn unter der Woche blieben die Zelte geschlossen) Markt gehalten werde. Auch die Frau Wirthin trippelte herbei, und lud uns gar freundlich ein, ja nur den nächsten Sonntag hier zuzubringen. Wir würden uns, wie sie sagte, gewiß „köstlich amüsiren“; wir älteren hätten Unterhaltung an den erstaunlichen Künsten der Seiltänzer und Taschenspieler, und die jungen Herren würden schmucke Dirnen zum Tanze finden. Wir thaten sehr erfreut über diese Einladung, versprachen ganz sicher zu kommen, und gingen dann noch nach Ritzebüttel, wo wir ein Schlößchen und einen Miniaturpark bewunderten.

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Zitationshilfe: Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 1. Wien, 1850, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt01_1850/15>, abgerufen am 24.04.2024.