Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 1. Wien, 1850.Ankunft in Santos selbst, -- er versicherte zwar, mit all diesen Geschäften in 3 -- 4 Tagen fertig zu werden. Ich nahm Abschied von meinen Freunden und begab mich Abends an Bord, wohin mich Graf Berchthold und die Herren Geiger und Rifter begleiteten. Am 9. Dezember früh Morgens wurden die Anker gelichtet; doch war der Wind so ungünstig, daß wir den ganzen Tag laviren mußten, um die hohe See zu erreichen; -- erst am 10. gegen Mittag verloren wir das Land aus dem Gesichte. Außer mir waren noch 8 Reisende auf dem Schiffe, 5 Franzosen, 1 Belgier und 2 Mailänder. Letztere konnte ich als halbe Landsleute betrachten, und wir schlossen uns auch bald einander an. Die beiden Italiener machten die Reise um das Kap Horn in diesem Jahre nun schon zum zweiten Male. Ihre erste Reise war nicht glücklich gewesen; sie erreichten das Kap Horn in der Winterzeit, die in dieser südlich kalten Gegend von April bis gegen November währt*). Sie waren nicht im Stande das Kap zu umsegeln; heftige Gegenwinde und Stürme warfen sie zurück und vierzehn ewig lange Tage kämpften sie dagegen, ohne von der Stelle zu kommen. Da verlor die Schiffsmannschaft den Muth und äußerte, es wäre besser zurückzukehren und günstigere Winde abzuwarten. Allein der Kapitän theilte diese Meinung nicht und wußte den Ehrgeiz seiner Leute der Art *) Auf der südlichen Hemisphäre stehen die Jahreszeiten zur nördlichen gerade im entgegengesetzten Falle; wenn also auf der einen Seite des Aequators Winter ist, so ist auf der andern Sommer u. s. w.
Ankunft in Santos selbst, — er versicherte zwar, mit all diesen Geschäften in 3 — 4 Tagen fertig zu werden. Ich nahm Abschied von meinen Freunden und begab mich Abends an Bord, wohin mich Graf Berchthold und die Herren Geiger und Rifter begleiteten. Am 9. Dezember früh Morgens wurden die Anker gelichtet; doch war der Wind so ungünstig, daß wir den ganzen Tag laviren mußten, um die hohe See zu erreichen; — erst am 10. gegen Mittag verloren wir das Land aus dem Gesichte. Außer mir waren noch 8 Reisende auf dem Schiffe, 5 Franzosen, 1 Belgier und 2 Mailänder. Letztere konnte ich als halbe Landsleute betrachten, und wir schlossen uns auch bald einander an. Die beiden Italiener machten die Reise um das Kap Horn in diesem Jahre nun schon zum zweiten Male. Ihre erste Reise war nicht glücklich gewesen; sie erreichten das Kap Horn in der Winterzeit, die in dieser südlich kalten Gegend von April bis gegen November währt*). Sie waren nicht im Stande das Kap zu umsegeln; heftige Gegenwinde und Stürme warfen sie zurück und vierzehn ewig lange Tage kämpften sie dagegen, ohne von der Stelle zu kommen. Da verlor die Schiffsmannschaft den Muth und äußerte, es wäre besser zurückzukehren und günstigere Winde abzuwarten. Allein der Kapitän theilte diese Meinung nicht und wußte den Ehrgeiz seiner Leute der Art *) Auf der südlichen Hemisphäre stehen die Jahreszeiten zur nördlichen gerade im entgegengesetzten Falle; wenn also auf der einen Seite des Aequators Winter ist, so ist auf der andern Sommer u. s. w.
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Ankunft in Santos selbst, — er versicherte zwar, mit all diesen Geschäften in 3 — 4 Tagen fertig zu werden.
Ich nahm Abschied von meinen Freunden und begab mich Abends an Bord, wohin mich Graf Berchthold und die Herren Geiger und Rifter begleiteten.
Am 9. Dezember früh Morgens wurden die Anker gelichtet; doch war der Wind so ungünstig, daß wir den ganzen Tag laviren mußten, um die hohe See zu erreichen; — erst am 10. gegen Mittag verloren wir das Land aus dem Gesichte.
Außer mir waren noch 8 Reisende auf dem Schiffe, 5 Franzosen, 1 Belgier und 2 Mailänder. Letztere konnte ich als halbe Landsleute betrachten, und wir schlossen uns auch bald einander an.
Die beiden Italiener machten die Reise um das Kap Horn in diesem Jahre nun schon zum zweiten Male. Ihre erste Reise war nicht glücklich gewesen; sie erreichten das Kap Horn in der Winterzeit, die in dieser südlich kalten Gegend von April bis gegen November währt *). Sie waren nicht im Stande das Kap zu umsegeln; heftige Gegenwinde und Stürme warfen sie zurück und vierzehn ewig lange Tage kämpften sie dagegen, ohne von der Stelle zu kommen. Da verlor die Schiffsmannschaft den Muth und äußerte, es wäre besser zurückzukehren und günstigere Winde abzuwarten. Allein der Kapitän theilte diese Meinung nicht und wußte den Ehrgeiz seiner Leute der Art
*) Auf der südlichen Hemisphäre stehen die Jahreszeiten zur nördlichen gerade im entgegengesetzten Falle; wenn also auf der einen Seite des Aequators Winter ist, so ist auf der andern Sommer u. s. w.
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Zitationshilfe: | Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 1. Wien, 1850, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt01_1850/118>, abgerufen am 22.07.2024. |