Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 1. Wien, 1850.

Bild:
<< vorherige Seite

Ausnahme der großen Ostindienfahrer, für Reisende sel-
ten eingerichtet. Als Hauptsache werden die Waaren
betrachtet, und die Reisenden sind eine dem Schiffsperso-
nale sehr unangenehme Zugabe, auf die gewöhnlich nur
wenig Rücksicht genommen wird. Der Kapitän ist der
einzige, der sich für sie interessirt, da ihm von dem Passa-
giergelde ein Drittheil, ja auch die Hälfte zufällt.

Die Räume sind meist so beschränkt, daß man sich
in der Schlafcabine kaum umwenden, in der Coje (Schlaf-
stelle) nicht einmal aufrichten kann. Außerdem ist auch
auf einem Segelschiffe die Bewegung weit stärker als auf
einem Dampfschiffe, dagegen behaupten aber wieder
Viele, daß auf letzterem das ewig gleichmäßige Erzittern,
sowie der üble Geruch des Oeles und der Steinkohlen
unerträglich sei. Ich fand dies nicht; es ist wohl unan-
genehm, doch viel leichter zu ertragen als die vielen
Unannehmlichkeiten, die man auf einem Segelschiffe trifft.

Da ist man der Laune des Kapitäns ganz und gar
anheim gegeben. Er ist unumschränkter Gebieter und
herrscht über Alles. Auch die Kost hängt von seiner
Großmuth ab; sie ist zwar für gewöhnlich nicht ganz
schlecht, doch im besten Falle nicht so gut, als auf einem
Dampfer.

Die gewöhnlichen Gerichte sind: Thee und Kaffee
ohne Milch, Speck und Salzfleisch, Erbsen- oder Kohl-
suppen, Kraut, Kartoffeln, harte Klöse, Stockfische
und Schiffszwieback. Ausnahmsweise findet man auch
Schinken, Eier, Fische, Pfannkuchen, oder wohl gar
magere Hühner. Brot wird auf kleineren Schiffen nur
höchst selten gebacken.

Ausnahme der großen Ostindienfahrer, für Reisende sel-
ten eingerichtet. Als Hauptsache werden die Waaren
betrachtet, und die Reisenden sind eine dem Schiffsperso-
nale sehr unangenehme Zugabe, auf die gewöhnlich nur
wenig Rücksicht genommen wird. Der Kapitän ist der
einzige, der sich für sie interessirt, da ihm von dem Passa-
giergelde ein Drittheil, ja auch die Hälfte zufällt.

Die Räume sind meist so beschränkt, daß man sich
in der Schlafcabine kaum umwenden, in der Coje (Schlaf-
stelle) nicht einmal aufrichten kann. Außerdem ist auch
auf einem Segelschiffe die Bewegung weit stärker als auf
einem Dampfschiffe, dagegen behaupten aber wieder
Viele, daß auf letzterem das ewig gleichmäßige Erzittern,
sowie der üble Geruch des Oeles und der Steinkohlen
unerträglich sei. Ich fand dies nicht; es ist wohl unan-
genehm, doch viel leichter zu ertragen als die vielen
Unannehmlichkeiten, die man auf einem Segelschiffe trifft.

Da ist man der Laune des Kapitäns ganz und gar
anheim gegeben. Er ist unumschränkter Gebieter und
herrscht über Alles. Auch die Kost hängt von seiner
Großmuth ab; sie ist zwar für gewöhnlich nicht ganz
schlecht, doch im besten Falle nicht so gut, als auf einem
Dampfer.

Die gewöhnlichen Gerichte sind: Thee und Kaffee
ohne Milch, Speck und Salzfleisch, Erbsen- oder Kohl-
suppen, Kraut, Kartoffeln, harte Klöse, Stockfische
und Schiffszwieback. Ausnahmsweise findet man auch
Schinken, Eier, Fische, Pfannkuchen, oder wohl gar
magere Hühner. Brot wird auf kleineren Schiffen nur
höchst selten gebacken.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0010" n="3"/>
Ausnahme der großen Ostindienfahrer, für Reisende sel-<lb/>
ten eingerichtet. Als Hauptsache werden die Waaren<lb/>
betrachtet, und die Reisenden sind eine dem Schiffsperso-<lb/>
nale sehr unangenehme Zugabe, auf die gewöhnlich nur<lb/>
wenig Rücksicht genommen wird. Der Kapitän ist der<lb/>
einzige, der sich für sie interessirt, da ihm von dem Passa-<lb/>
giergelde ein Drittheil, ja auch die Hälfte zufällt.</p>
        <p> Die Räume sind meist so beschränkt, daß man sich<lb/>
in der Schlafcabine kaum umwenden, in der Coje (Schlaf-<lb/>
stelle) nicht einmal aufrichten kann. Außerdem ist auch<lb/>
auf einem Segelschiffe die Bewegung weit stärker als auf<lb/>
einem Dampfschiffe, dagegen behaupten aber wieder<lb/>
Viele, daß auf letzterem das ewig gleichmäßige Erzittern,<lb/>
sowie der üble Geruch des Oeles und der Steinkohlen<lb/>
unerträglich sei. Ich fand dies nicht; es ist wohl unan-<lb/>
genehm, doch viel leichter zu ertragen als die vielen<lb/>
Unannehmlichkeiten, die man auf einem Segelschiffe trifft.</p>
        <p> Da ist man der Laune des Kapitäns ganz und gar<lb/>
anheim gegeben. Er ist unumschränkter Gebieter und<lb/>
herrscht über Alles. Auch die Kost hängt von seiner<lb/>
Großmuth ab; sie ist zwar für gewöhnlich nicht ganz<lb/>
schlecht, doch im besten Falle nicht so gut, als auf einem<lb/>
Dampfer.</p>
        <p> Die gewöhnlichen Gerichte sind: Thee und Kaffee<lb/>
ohne Milch, Speck und Salzfleisch, Erbsen- oder Kohl-<lb/>
suppen, Kraut, Kartoffeln, harte Klöse, Stockfische<lb/>
und Schiffszwieback. Ausnahmsweise findet man auch<lb/>
Schinken, Eier, Fische, Pfannkuchen, oder wohl gar<lb/>
magere Hühner. Brot wird auf kleineren Schiffen nur<lb/>
höchst selten gebacken.</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[3/0010] Ausnahme der großen Ostindienfahrer, für Reisende sel- ten eingerichtet. Als Hauptsache werden die Waaren betrachtet, und die Reisenden sind eine dem Schiffsperso- nale sehr unangenehme Zugabe, auf die gewöhnlich nur wenig Rücksicht genommen wird. Der Kapitän ist der einzige, der sich für sie interessirt, da ihm von dem Passa- giergelde ein Drittheil, ja auch die Hälfte zufällt. Die Räume sind meist so beschränkt, daß man sich in der Schlafcabine kaum umwenden, in der Coje (Schlaf- stelle) nicht einmal aufrichten kann. Außerdem ist auch auf einem Segelschiffe die Bewegung weit stärker als auf einem Dampfschiffe, dagegen behaupten aber wieder Viele, daß auf letzterem das ewig gleichmäßige Erzittern, sowie der üble Geruch des Oeles und der Steinkohlen unerträglich sei. Ich fand dies nicht; es ist wohl unan- genehm, doch viel leichter zu ertragen als die vielen Unannehmlichkeiten, die man auf einem Segelschiffe trifft. Da ist man der Laune des Kapitäns ganz und gar anheim gegeben. Er ist unumschränkter Gebieter und herrscht über Alles. Auch die Kost hängt von seiner Großmuth ab; sie ist zwar für gewöhnlich nicht ganz schlecht, doch im besten Falle nicht so gut, als auf einem Dampfer. Die gewöhnlichen Gerichte sind: Thee und Kaffee ohne Milch, Speck und Salzfleisch, Erbsen- oder Kohl- suppen, Kraut, Kartoffeln, harte Klöse, Stockfische und Schiffszwieback. Ausnahmsweise findet man auch Schinken, Eier, Fische, Pfannkuchen, oder wohl gar magere Hühner. Brot wird auf kleineren Schiffen nur höchst selten gebacken.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Sophie: A digital library of works by german-speaking women: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-06-28T07:11:29Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition (2013-06-28T07:11:29Z)
Bayerische Staatsbibliothek Digital: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-06-28T07:11:29Z)

Weitere Informationen:

  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert
  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert
  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein
  • Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.) sind nicht konsequent wie in der Vorlage gekennzeichnet



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt01_1850
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt01_1850/10
Zitationshilfe: Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 1. Wien, 1850, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt01_1850/10>, abgerufen am 26.04.2024.