ppe_580.001 Gebundenheit durchaus nicht als ein so einheitlicher und stetiger ppe_580.002 Entwicklungsgang sich darstellt, wie es vom Standpunkt der absoluten ppe_580.003 Musik der Gegenwart, die wiederum Generationsgruppen der ppe_580.004 lebenden Dichter und Maler in Bann gezwungen hat, erscheinen ppe_580.005 möchte. Es zeigt sich vielmehr ein durchgehender rhythmischer ppe_580.006 Wechsel, der aber nicht in der regelmäßigen Ablösung der beiden ppe_580.007 von Pinder mit "Form als Hingabe" und "Form als Auferlegung" ppe_580.008 bezeichneten polaren Tendenzen und mit der Wiederkehr des Großvaters ppe_580.009 im Enkel sich erschöpft. Das "Sowohl als auch" der Klassik ppe_580.010 ist nicht nur ein traumhaft-flüchtiges Durchgangsstadium, sondern ppe_580.011 bleibt im Ziel der Zusammenfassung aller Kräfte und im Ideal der ppe_580.012 organischen Harmonie die immanente Tendenz eines Menschentypus, ppe_580.013 der auch gelegentlich eine ganze Generation beherrschen kann. Außer ppe_580.014 der metronomischen Pendelbewegung der Antithese bleibt die zusammenfassende ppe_580.015 Einheitstendenz der Synthese und darüber hinaus ppe_580.016 die Kraftprobe einseitiger Steigerung möglich, und diese Möglichkeit ppe_580.017 der Richtungen, deren Nachhaltigkeit von der Stärke der Leistung ppe_580.018 und des Erfolges abhängt, gibt dem Generationsrhythmus eine unberechenbare ppe_580.019 Mannigfaltigkeit.
ppe_580.020 Ebenso unberechenbar ist die räumliche Tragweite einer Generationsbewegung ppe_580.021 und ihr gesellschaftlicher Tiefgang. Die Gleichzeitigkeit ppe_580.022 des Geburtsalters ist bedeutungslos, wenn die Reichweite der ppe_580.023 generationsbildenden Erlebnisse nicht weit genug ist, um die Gleichaltrigen ppe_580.024 zu erfassen. Richard Alewyn hat in seinem Aufsatz über ppe_580.025 "das Problem der Generation in der Geschichte" beiläufig darauf hingewiesen, ppe_580.026 daß es irgendwo in Australien noch in der Steinzeit lebende ppe_580.027 Naturvölker geben mag, die außerhalb der Geschichte stehen und mit ppe_580.028 uns nicht den mindesten Generationszusammenhang haben, ja, daß ppe_580.029 selbst geschichtliche Kulturen eine voneinander getrennte Existenz ppe_580.030 führen, die keinen realen Zusammenhang der Generationsbildung zuläßt. ppe_580.031 Gewisse generationsbildende Erlebnisse bleiben auf einen verhältnismäßig ppe_580.032 kleinen Kreis beschränkt, und ob man etwa das Eindringen ppe_580.033 des weltlichen italienischen Liedes um 1580, das nur die ppe_580.034 deutschen weltlichen Liederdichter und Komponisten, aber nicht die ppe_580.035 Mystiker, Theologen, Dramatiker, Prosaschriftsteller, Satiriker der ppe_580.036 gleichen Zeit berührte, überhaupt als entscheidendes Generationserlebnis ppe_580.037 bezeichnen darf, erscheint mir zweifelhaft, zumal es sich ja ppe_580.038 nur um eine Reflexbewegung und um Übernahme einer in anderem ppe_580.039 Lande und von einer anderen Generation geformten Art handelt. Dagegen ppe_580.040 sind die weitreichendsten Generationserlebnisse die, die sich ppe_580.041 nicht auf literarische Formen beziehen, sondern die Grundstruktur
ppe_580.001 Gebundenheit durchaus nicht als ein so einheitlicher und stetiger ppe_580.002 Entwicklungsgang sich darstellt, wie es vom Standpunkt der absoluten ppe_580.003 Musik der Gegenwart, die wiederum Generationsgruppen der ppe_580.004 lebenden Dichter und Maler in Bann gezwungen hat, erscheinen ppe_580.005 möchte. Es zeigt sich vielmehr ein durchgehender rhythmischer ppe_580.006 Wechsel, der aber nicht in der regelmäßigen Ablösung der beiden ppe_580.007 von Pinder mit „Form als Hingabe“ und „Form als Auferlegung“ ppe_580.008 bezeichneten polaren Tendenzen und mit der Wiederkehr des Großvaters ppe_580.009 im Enkel sich erschöpft. Das „Sowohl als auch“ der Klassik ppe_580.010 ist nicht nur ein traumhaft-flüchtiges Durchgangsstadium, sondern ppe_580.011 bleibt im Ziel der Zusammenfassung aller Kräfte und im Ideal der ppe_580.012 organischen Harmonie die immanente Tendenz eines Menschentypus, ppe_580.013 der auch gelegentlich eine ganze Generation beherrschen kann. Außer ppe_580.014 der metronomischen Pendelbewegung der Antithese bleibt die zusammenfassende ppe_580.015 Einheitstendenz der Synthese und darüber hinaus ppe_580.016 die Kraftprobe einseitiger Steigerung möglich, und diese Möglichkeit ppe_580.017 der Richtungen, deren Nachhaltigkeit von der Stärke der Leistung ppe_580.018 und des Erfolges abhängt, gibt dem Generationsrhythmus eine unberechenbare ppe_580.019 Mannigfaltigkeit.
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Petersen, Julius: Die Wissenschaft von der Dichtung. System und Methodenlehre der Literaturwissenschaft. 2. Auflage. Berlin, 1944, S. 580. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/petersen_poetik_1944/604>, abgerufen am 28.11.2024.
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